Bahn-Lückenschluss von den Fildern ins Neckartal

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26.03.2018

Umsteigefrei von den Fildern nach Plochingen und Göppingen?

Selbst gefer­tig­te, stark ver­ein­fach­te gra­fi­sche Dar­stel­lung. Für die Plani­deen gibt es noch kei­ne kon­kre­ten Tras­sie­run­gen.

Wird eine ver­län­ger­te S‑Bahnlinie S 2 dau­er­haft in Neu­hau­sen enden oder ist eine Wei­ter­füh­rung nach Wendlingen/Plochingen rea­lis­tisch? Hat eine Bahn­ver­bin­dung vom Flug­ha­fen über die Neu­bau­stre­cke ins Neckar­tal bes­se­re Chan­cen?

Die mög­li­chen Stre­cken­ver­läu­fe einer sol­chen Direkt­ver­bin­dung hat die VWI Ver­kehrs­wis­sen­schaft­li­ches Insti­tut Stutt­gart GmbH im Rah­men einer Stu­die im Auf­trag des Ver­bands Regi­on Stutt­gart unter­sucht. Ste­fan Trit­sch­ler, Geschäfts­füh­rer des VWI, hat sie mir vor­ge­stellt. Um den Lücken­schluss zu schaf­fen, muss ent­we­der eine Anschluss­mög­lich­keit von der Stutt­gart 21-Neu­bau­stre­cke in Rich­tung Wend­lin­gen geschaf­fen oder eine neue Stre­cke von Neu­hau­sen aus ins Neckar­tal gebaut wer­den.

Eine für die letzt­ge­nann­te Opti­on unter Fahr­gast­ge­sichts­punk­ten durch­aus viel­ver­spre­chen­de Tras­sie­rung führt von Neu­hau­sen über Den­ken­dorf-Süd nach Alt­bach. Dadurch könn­ten täg­lich 18.300 Fahr­gäs­te zusätz­lich auf die Schie­ne gebracht wer­den. Die nicht uner­heb­li­chen Kos­ten lägen bei 660 bis 750 Mil­lio­nen Euro. Ein gro­ßer Kos­ten­trei­ber wäre die nöti­ge Unt­er­fah­rung von Neu­hau­sen in einem tief gele­ge­nen Tun­nel. Der Tun­nel ver­ur­sacht sehr hohe Kos­ten, da die Stre­cke bereits deut­lich vor Neu­hau­sen auf Höhe der Fir­ma Thys­sen in Tief­la­ge gehen muss, um Neu­hau­sen kom­plett zu unter­que­ren. Der Halt in Neu­hau­sen müss­te eben­falls in die Tie­fe ver­legt wer­den, da der geplan­te eben­erdi­ge Halt dann nicht mehr ange­fah­ren wer­den kann. Nichts­des­to­trotz ermög­licht eine sol­che Stre­cken­füh­rung die Ein­rich­tung einer S7 von Böb­lin­gen nach Göp­pin­gen und eine Ver­län­ge­rung der S2 von Neu­hau­sen nach Nür­tin­gen mit gro­ßem ver­kehr­li­chen Nut­zen. Die­se Vari­an­te ist in der Abbil­dung als Vari­an­te 1 gekenn­zeich­net.

Eine preis­güns­ti­ge­re Vari­an­te wäre, ledig­lich Abzwei­ge vom Flug­ha­fen auf die Stutt­gart 21- Neu­bau­stre­cke und bei Wend­lin­gen auf die Neckar-Alb-Bahn in Rich­tung Wendlingen/Plochingen zu schaf­fen. Die Züge wür­den einen Abschnitt der Neu­bau­stre­cke ent­lang der Auto­bahn mit­nut­zen. Die­se Vari­an­te mit den bei­den Abzwei­gen wird auf 210 bis 230 Mio. Euro taxiert. Aller­dings wäre die Anzahl an zusätz­li­chen Fahr­gäs­ten mit etwa 5.400 deut­lich gerin­ger. Grund dafür ist ein­mal, dass hier­bei nicht auf die Fils­tal­bahn Rich­tung Göp­pin­gen gelei­tet wer­den kann. Ein wei­te­rer Grund ist zudem die beschränk­te Mög­lich­keit für die Tak­tung. Die freie Kapa­zi­tät auf der Neu­bau­stre­cke Flug­ha­fen – Wend­lin­gen lässt nur eine S‑Bahnlinie im Halb­stun­den­takt zu. Sie­he Vari­an­te 2 in der Abbil­dung.

Für mich zeigt sich wie­der ein­mal, dass mit Stutt­gart 21 teu­re Infra­struk­tur mit stark begrenz­tem Poten­ti­al für zukunfts­fä­hi­ge Betriebs­kon­zep­te geschaf­fen wird. Bei den Pla­nun­gen wur­den aus mei­ner Sicht Zukunfts­op­tio­nen für die Wei­ter­ent­wick­lung des Bahn­ver­kehrs unzu­rei­chend berück­sich­tigt.

Mein Vor­schlag zur Stre­cken­füh­rung, der alter­na­tiv mit­un­ter­sucht wer­den soll­te, sieht aus wie folgt (sie­he Vari­an­te 3 in der Abbil­dung): Die S‑Bahn aus Fil­der­stadt macht in Neu­hau­sen Kopf, um Neu­hau­sen zunächst west­lich und anschlie­ßend Neu­hau­sen und Den­ken­dorf nörd­lich zu umfah­ren. In Neu­hau­sen-Nord ist optio­nal eine zwei­te Hal­te­stel­le denk­bar und in Den­ken­dorf ist ein sol­cher fest vor­ge­se­hen. Bei Alt­bach kann dann an die Fils­tal­bahn ange­schlos­sen wer­den. Damit lässt sich die kom­pli­zier­te und extrem teu­re Tun­nel­stre­cke durch Neu­hau­sen ver­mei­den, man ver­bin­det die Fil­der auf kur­zem Wege mit dem wich­ti­gen Umstei­ge­bahn­hof Plochin­gen und schafft sogar die Opti­on einer durch­ge­hen­den Bahn­ver­bin­dung nach Göp­pin­gen. Soll­te ein 15-Minu­ten-Takt über Fil­der­stadt in Rich­tung Neu­hau­sen kom­men: Dann könn­te jeder zwei­te Zug bereits vor Neu­hau­sen nach Nor­den abbie­gen und über Neu­hau­sen-Nord und Den­ken­dorf auf schnells­tem Wege ins Neckar­tal fah­ren. Ergän­zend ist denk­bar, die Stadt­bahn von Nell­in­gen zu einem mög­li­chen Bahn­hof Den­ken­dorf-Nord zu ver­län­gern. Da es auch Über­le­gun­gen gibt, eine Stadt­bahn­ver­bin­dung von Ess­lin­gen nach Ost­fil­dern zu bau­en, erge­ben sich wei­te­re sehr span­nen­de Optio­nen mit vie­len poten­ti­el­len Fahr­gäs­ten.

Was wir jetzt brau­chen ist die rasche Unter­su­chung der Vari­an­ten auf ihre Kos­ten und ihre Fahr­gast­po­ten­tia­le. Dann sind muti­ge poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen und wei­te­re Pla­nungs­schrit­te erfor­der­lich. Die täg­lich über­las­te­ten Stra­ßen in der Regi­on zei­gen das Poten­ti­al mög­li­cher Umstei­ger, das es best­mög­lich aus­zu­schöp­fen gilt.