Bahnbrücken zerbröseln – Es braucht mehr Geld und Planungskapazitäten für Erhalt

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13.09.2017 (Pres­se­er­klä­rung)

Auch Bahn­brü­cke in Kirch­heim betrof­fen

Die Bahn­in­fra­struk­tur in Deutsch­land befin­det sich in einem maro­den Zustand. Das ist das Ergeb­nis der Ant­wor­ten der Bun­des­re­gie­rung auf 16 Klei­ne Anfra­gen der Grü­nen-Bun­des­tags­frak­ti­on zum Zustand der Bahn­in­fra­struk­tur in den deut­schen Bun­des­län­dern.

So befin­den sich aktu­ell mehr als 1.100 Brü­cken in Deutsch­land in einem Zustand, bei dem der Abriss kos­ten­güns­ti­ger und wirt­schaft­li­cher wäre als eine Sanie­rung der bestehen­den Infra­struk­tur. Als Bei­spie­le maro­der Brü­cken im Wahl­kreis Nürtingen/Filder führt der Fil­der­städ­ter Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mat­thi­as Gastel die 1927 errich­te­te Bahn­brü­cke über die Lau­ter auf der Teck­bahn vor dem Bahn­hof Kirch­heim (Teck) Süd an. Die­se Brü­cke ist neben 1.100 ande­ren Bahn­brü­cken in Deutsch­land von der DB Netz AG, der Infra­struk­tur­toch­ter der Deut­schen Bahn, in der schlech­tes­ten Zustands­ka­te­go­rie 4 gelis­tet wor­den. Der Zustand die­ser Brü­cke hat sich offen­bar erst in den letz­ten zwei Jah­ren deut­lich ver­schlech­tert, denn im Jahr 2014 wur­de sie noch nicht als gra­vie­rend geschä­digt auf­ge­lis­tet.

Bei einer ange­nom­me­nen rea­lis­ti­schen Lebens­dau­er der bun­des­weit rund 25.700 Bahn­brü­cken von rund 100 Jah­ren wäre eine Erneue­rung von 257 Brü­cken jedes Jahr not­wen­dig, um eine dau­er­haft gute Infra­struk­tur im Bahn­netz vor­zu­hal­ten. Tat­säch­lich, so das Ergeb­nis der Bun­des­tags­an­fra­gen der Grü­nen, wur­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren jähr­lich gera­de ein­mal 115 Bahn­brü­cken erneu­ert. Auch das Ziel der Bun­des­re­gie­rung, mit der Finan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung zwi­schen Bund und Bahn inner­halb von fünf Jah­ren deutsch­land­weit 875 Brü­cken zu sanie­ren, wird dem Sanie­rungs­be­darf nicht ansatz­wei­se gerecht.

So sind die Bahn­brü­cken in vie­len Bun­des­län­dern auch trotz zahl­rei­cher Neu­bau­pro­jek­te in einem hohen Alter. In Baden-Würt­tem­berg sind mit 3,5 Pro­zent aller Bahn­brü­cken mehr als jede 30. Bahn­brü­cken mit gra­vie­ren­den Schä­den behaf­tet.

Der Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mat­thi­as Gastel erklärt zum Zustand der Bahn­brü­cken in der Regi­on: „Die Gro­ße Koali­ti­on macht ent­schie­den zu wenig, um unse­re Bahn­in­fra­struk­tur in Schuss zu hal­ten, was sich auch in unse­rer Regi­on aus­wirkt. Statt das Schie­nen­netz zu erhal­ten, küm­mert sich Ver­kehrs­mi­nis­ter Dob­rindt um eine Auto­bahn­maut und baye­ri­sche Orts­um­fah­run­gen. Was wir in der nächs­ten Wahl­pe­ri­ode brau­chen, sind mehr finan­zi­el­le Mit­tel und deut­lich mehr Pla­nungs­ka­pa­zi­tä­ten für das Bahn­netz. Dafür set­zen wir Grü­ne uns ein. In der nächs­ten Wahl­pe­ri­ode wer­de ich mich ver­stärkt der Teck­bahn anneh­men. Denn neben dem Zustand der Brü­cke, die ein rasches Han­deln erfor­dert, muss auch das Pro­blem der gerin­gen Geschwin­dig­kei­ten auf der Teck­bahn ange­packt wer­den. Mit attrak­ti­ve­ren Fahrt­zei­ten könn­te die Teck­bahn mehr Fahr­gäs­te für sich gewin­nen.“

„Wir Grü­ne set­zen auf eine ver­nünf­ti­ge Ver­kehrs­po­li­tik, die auf Erhalt vor Neu­bau setzt. Wenn die Bahn pünkt­li­cher fah­ren und zu einem zuver­läs­si­gen Ver­kehrs­mit­tel für die Fahr­gäs­te wer­den soll, müs­sen wir an die maro­de Infra­struk­tur ran. Nur so schaf­fen wir es, dass die vie­len Lang­sam­fahr­stel­len weni­ger wer­den und der Bahn­ver­kehr flüs­si­ger fährt. Wir wol­len daher nach der Bun­des­tags­wahl ein Inves­ti­ti­ons­pro­gramm auf­le­gen, das den Erhalt unse­rer Infra­struk­tur in den Mit­tel­punkt rückt. Nur so schaf­fen wir eine pünkt­li­che Bahn für zufrie­de­ne Fahr­gäs­te“, so der Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mat­thi­as Gastel abschlie­ßend.

Hin­ter­grund:

Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf die Klei­ne Anfra­ge:

Maro­de Eisen­bahn­brü­cken in Baden-Würt­tem­berg (Druck­sa­chen-Num­mer 18/12045): http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/120/1812045.pdf