Bahnelektrifizierungen in Baden-Württemberg

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

14.04.2018 (Pres­se­mit­tei­lung)

„Kein Dau­er­zu­stand, dass die Län­der für die Arbeits­ver­wei­ge­rung der Gro­ßen Koali­ti­on in die Bre­sche sprin­gen müs­sen!“

Baden-Würt­tem­bergs 4.100 Kilo­me­ter lan­ges Schie­nen­netz ist von einer brei­ten Viel­falt aus Aus­bau­stan­dards geprägt. Neben den kom­plett elek­tri­fi­zier­ten Stre­cken­net­zen der Bal­lungs­räu­me um Stutt­gart, Karls­ru­he und Mann­heim umfasst das Schie­nen­netz im Süd­wes­ten zudem zahl­rei­che Elek­tri­fi­zie­rungs­lü­cken, auf denen häu­fig noch alte Züge mit Die­sel­an­trieb ver­keh­ren. Die grün-schwar­ze Lan­des­re­gie­rung möch­te die Elek­tri­fi­zie­rung des Bahn­net­zes im Land deut­lich vor­an­trei­ben und möch­te die der­zei­ti­ge Elek­tri­fi­zie­rungs­quo­te von 60 Pro­zent im Land spür­bar ver­bes­sern. Hel­fen soll dafür eine Kate­go­ri­sie­rung der bis­lang nicht elek­tri­fi­zier­ten Bahn­stre­cken, in die abhän­gig von ihrer Bedeu­tung und dem Wir­kungs­grad der Elek­tri­fi­zie­rung in drei Tran­chen inves­tiert wer­den soll. Das Kon­zept aus dem Haus von Ver­kehrs­mi­nis­ter Win­fried Her­mann (Grü­ne) wur­de heu­te der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt.

Mat­thi­as Gastel (Grü­ne), Mit­glied im Ver­kehrs­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­ta­ges aus Baden-Würt­tem­berg, erklärt zum Kon­zept der grün-schwar­zen Lan­des­re­gie­rung für mehr Stre­cken­elek­tri­fi­zie­run­gen in Baden-Würt­tem­berg:

„Im euro­päi­schen Ver­gleich ist Deutsch­land bei der Elek­tri­fi­zie­rung sei­ner Bahn­stre­cken nur Mit­tel­maß. Wäh­rend wir Deut­schen seit Jah­ren um 60 Pro­zent Elek­tri­fi­zie­rungs­grad her­um düm­peln, sind ande­re Län­der uns inzwi­schen weit vor­aus. Wir müs­sen nicht nei­disch zu unse­ren Schwei­zer Nach­barn mit 100 Pro­zent Elek­tri­fi­zie­rungs­grad schau­en, um zu erken­nen, dass die letz­ten Bun­des­re­gie­run­gen nicht viel Herz­blut und Geld in ein moder­nes Schie­nen­netz gesteckt haben. Damit wir den Per­so­nen­ver­kehr auf der Schie­ne ver­bes­sern kön­nen und end­lich auch in Deutsch­land mehr Güter auf die Schie­ne bekom­men, brau­chen wir gut aus­ge­bau­te und elek­tri­fi­zier­te Stre­cken.

Gera­de Baden-Würt­tem­berg als wirt­schafts­star­kes Tran­sit­land in der Mit­te Euro­pas wur­de bei der Elek­tri­fi­zie­rung von Bahn­stre­cken von den letz­ten Gro­ßen Koali­tio­nen immer wie­der im Stich gelas­sen. Es war ein fata­ler Feh­ler, dass die Gro­ße Koali­ti­on im Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan fast kei­ner­lei Stre­cken­elek­tri­fi­zie­rung in den Vor­dring­li­chen Bedarf geho­ben hat. Damit droht die Gro­ße Koali­ti­on gera­de die länd­li­che Räu­me abseits der gro­ßen Haupt­stre­cken immer wei­ter abzu­hän­gen. Die Gro­ße Koali­ti­on im Bund stiehlt sich damit fak­tisch aus sei­ner Ver­ant­wor­tung für die Schie­nen­we­ge des Bun­des. An der Hoch­rhein­bahn und Boden­see­gür­tel­bahn sieht man bei­spiels­wei­se, wie die Gro­ße Koali­ti­on in Ber­lin auch über­re­gio­nal bedeut­sa­me Stre­cken über die Jah­re immer wei­ter ver­nach­läs­sigt hat.

Es ist daher gut, dass die Lan­des­re­gie­rung die Elek­tri­fi­zie­rung der Bahn­stre­cken anpa­cken will. Mit dem über­zeu­gen­den Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zept des Lan­des ist ein bedeu­ten­der Schritt getan. Es darf aller­dings nicht zum Dau­er­zu­stand wer­den, dass die Län­der für die kata­stro­pha­le Bahn­po­li­tik der Gro­ßen Koali­ti­on in die Bre­sche sprin­gen müs­sen. Es muss wie­der zum Kon­sens wer­den, dass der Eigen­tü­mer des Schie­nen­net­zes sich selbst um die Bahn­stre­cken küm­mert und nicht ein­fach gan­ze Land­stri­che vom Stand der Tech­nik abschnei­det.“