Die Autos der Zukunft studieren

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30.07.2017

Besuch an der Hoch­schu­le Ess­lin­gen-Göp­pin­gen

Die Hoch­schu­le Ess­lin­gen bie­tet ab dem Win­ter­se­mes­ter 2017/18 einen neu­en Stu­di­en­gang an, der sich Fahr­zeug­sys­te­me nennt. Ich war zu Besuch in der Hoch­schu­le, um mich bei den Pro­fes­so­ren und bei Stu­die­ren­den über die­sen sowie den Stu­di­en­gang „Elek­tro­mo­bi­li­tät Plus“ zu infor­mie­ren.

Die Fakul­tät für Fahr­zeug­tech­nik hat den neu­en Stu­di­en­gang Fahr­zeug­sys­te­me ent­wi­ckelt, weil in den letz­ten Jah­ren deut­lich wur­de, dass es neue Anfor­de­run­gen bei der Fahr­zeug­her­stel­lung gibt. Die Digi­ta­li­sie­rung nimmt immer mehr zu und immer wich­ti­ger wer­den die drei The­men Auto­no­mes Fah­ren, E‑Mobility und Fahr­zeug­ver­net­zung. Die­se The­men wer­den in dem Stu­di­en­gang schwer­punkt­mä­ßig gelehrt. Es wer­den Inge­nieu­re aus­ge­bil­det, die sowohl Kennt­nis­se in der Fahr­zeug­tech­nik als auch in der Infor­ma­tik sowie der Elek­tro­tech­nik erwer­ben. Es han­delt sich um einen Bache­lor­stu­di­en­gang, der sehr pra­xis­ori­en­tiert ist. Bei mei­nem Besuch konn­te ich ver­schie­de­ne Labo­re und Mess­ein­rich­tun­gen auf dem Hoch­schul­ge­län­de besich­ti­gen, in denen die Stu­die­ren­den oft sehr eigen­stän­dig arbei­ten (und das selbst in den Semes­ter­fe­ri­en, wovon ich mich über­zeu­gen konn­te). Außer­dem gibt es eine enge Zusam­men­ar­beit mit Unter­neh­men.

Zunächst wer­den 40 Stu­die­ren­de für die­sen neu­en Stu­di­en­gang auf­ge­nom­men und geleich­zei­tig wird die Anzahl der Fahr­zeug­tech­nik­stu­die­ren­den von 120 auf 80 redu­ziert, weil es nicht mög­lich ist, ins­ge­samt mehr Plät­ze anzu­bie­ten. Die Fakul­tät ist aber stolz dar­auf, dass sie es geschafft hat, inner­halb kur­zer Zeit den neu­en Stu­di­en­gang zu erar­bei­ten und anzu­bie­ten.

Der Stu­di­en­gang Elek­tro­mo­bi­li­tät Plus wird am Stand­ort Göp­pin­gen von der Fakul­tät Mecha­tro­nik und Elek­tro­tech­nik ange­bo­ten. Es han­delt sich um ein dua­les Stu­di­um, wel­ches in Anbin­dung an Fir­men erfolgt und eine inte­grier­te gewerb­li­che Aus­bil­dung an der Wer­ner von Sie­mens-Schu­le beinhal­tet. Für die Stu­die­ren­den hat das den Vor­teil, dass sie ein Aus­bil­dungs­ge­halt bekom­men, aber sie müs­sen dafür ihre Pra­xis­se­mes­ter (zwei­mal 6 Mona­te) in der glei­chen Fir­ma absol­vie­ren. Es gibt drei Fir­men, die die­se Koope­ra­ti­on mit der Hoch­schu­le anbie­ten: Bosch, Hofer Power­train und Mah­le.

Der Stu­di­en­gang wird jeweils zum Win­ter­se­mes­ter für 20 Stu­den­ten ange­bo­ten. Inhalt­lich han­delt es sich um ein voll­wer­ti­ges Elek­tro­in­ge­nieur­stu­di­um, so dass die Stu­die­ren­den auch die Mög­lich­keit haben, außer­halb des Mobi­li­täts­be­rei­ches zu arbei­ten.

Nach dem ers­ten Stu­di­en­ab­schnitt (2,5 Jah­re) erhal­ten die Stu­die­ren­den bereits einen Fach­ar­bei­ter­brief von der IHK als Mecha­tro­ni­ker und nach wei­te­ren 2,5 Jah­ren an der Uni kön­nen sie den Abschluss „Bache­lor of Engi­nee­ring“ erwer­ben.

Bei der Dis­kus­si­on im Anschluss an die Vor­stel­lung der Stu­di­en­gän­ge ging es unter ande­rem um die Fra­ge, wie und ob sich die Pro­fes­so­ren vor­stel­len kön­nen, dass unse­re For­de­rung, ab 2030 kei­nen fos­si­len Ver­bren­nungs­mo­tor mehr neu zuzu­las­sen, umge­setzt wer­den kann. Die­se For­de­rung wur­de teil­wei­se kri­tisch gese­hen. Es wur­de dar­auf ver­wie­sen, dass das unter ande­rem eine Fra­ge der Infra­struk­tur sei. Zur Strom­ver­sor­gung von vie­len Elek­tro­au­tos müss­ten gro­ße Kup­fer­ka­bel ver­legt wer­den. Bei Elek­tro­au­tos sei nicht die Reich­wei­te das größ­te Pro­blem, son­dern die feh­len­den Lade­mög­lich­kei­ten.

Außer­dem sei die Steu­er­be­güns­ti­gung von Die­sel ein gro­ßes Pro­blem und der hohe Export­an­teil welt­weit (ca. 80 %) von deut­schen Auto­mo­bi­len mit Ver­bren­nungs­mo­tor erschwe­ren einen Kurs­wech­sel.

Scha­de, hier hät­te ich mir etwas mehr Mut und Opti­mis­mus von den Fach­leu­ten gewünscht. Ins­ge­samt ist jedoch deut­lich gewor­den, dass die Hoch­schu­le sehr zukunfts­ori­en­tiert, weil auf­ge­schlos­sen gegen­über neu­en Ent­wick­lun­gen, und pra­xis­ori­en­tiert arbei­tet und lehrt.