Fachkräftemangel: Fragen zu Lokführern und Busfahrern

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Bundesagentur Lindau 1

Fra­ge­stun­de im Bun­des­tag am 02.07.2015 (Pro­to­koll­aus­zug)

Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­dent Hint­ze: Wir kom­men zur Fra­ge 18 des Abge­ord­ne­ten Mat­thi­as Gastel:

“Wie vie­le Berufs­aus­bil­dun­gen zum Bus­fah­rer und Loko­mo­tiv­füh­rer wur­den in den Jah­ren 2013 und 2014 sowie bis­lang im Jahr 2015 durch die Bun­des­agen­tur für Arbeit erfolg­reich geför­dert – gemeint sind hier die erwor­be­nen Lizen­zen zum Steu­ern der Fahr­zeu­ge –, und wie vie­le die­ser neu aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­te arbei­ten nach Kennt­nis der Bun­des­re­gie­rung heu­te als Bus­fah­rer bzw. Loko­mo­tiv­füh­rer?”

Frau Staats­se­kre­tä­rin, bit­te.

Anet­te Kram­me, Parl. Staats­se­kre­tä­rin bei der Bun­des­mi­nis­te­rin für Arbeit und Sozia­les:

Ganz herz­li­chen Dank. – Nach Anga­ben der Bun­des­agen­tur für Arbeit haben im Zeit­raum von Janu­ar 2013 bis Febru­ar 2015 in der Berufs­gat­tung Trieb­fahr­zeug­füh­rer Eisen­bahn­ver­kehr, Fach­kraft, ins­ge­samt 106 geför­der­te Teil­neh­mer eine abschluss­be­zo­ge­ne beruf­li­che Wei­ter­bil­dung, das heißt Umschu­lung, been­det. Davon waren 60 erfolg­reich.

Für den Berufs­be­reich Bus­fah­rer erfasst die Bun­des­agen­tur für Arbeit die Teil­neh­mer sta­tis­tisch unter der Berufs­gat­tung Bus-/Stra­ßen­bahn­fah­rer/-innen, Fach­kraft. Im Zeit­raum Janu­ar 2013 bis Febru­ar 2015 haben ins­ge­samt 222 geför­der­te Teil­neh­mer eine abschluss­be­zo­ge­ne beruf­li­che Wei­ter­bil­dung im Berufs­be­reich Bus-/Stra­ßen­bahn­fah­rer/-innen, Fach­kraft, been­det, davon 149 erfolg­reich.

Infor­ma­tio­nen, wie vie­le der neu aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­te als Bus­fah­rer oder als Trieb­fahr­zeug­füh­rer arbei­ten, konn­ten von der Bun­des­agen­tur für Arbeit inner­halb der zur Beant­wor­tung der münd­li­chen Fra­ge ver­füg­ba­ren Zeit nicht bereit­ge­stellt wer­den. Das gilt auch für die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Wei­ter­bil­dung mit Abschluss und sons­ti­ger beruf­li­cher Wei­ter­bil­dung.

Vize­prä­si­dent Peter Hint­ze:

Zusatz­fra­ge, Herr Abge­ord­ne­ter Gastel? – Bit­te schön.

Mat­thi­as Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Vie­len Dank für die Zah­len. – Ich habe mit eini­gen Unter­neh­men gespro­chen, mit Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men und auch mit Bus­un­ter­neh­men. Ich gebe Ihnen ein­fach mal zwei Aus­sa­gen wie­der, die da getrof­fen wur­den.

Die Aus­sa­ge von einem Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men lau­te­te: Ob die aus­bil­den­den Insti­tu­te ein gro­ßes ‑Inter­es­se an einer inten­si­ven Vor­ab­in­for­ma­ti­on und Vor­abaus­wahl haben, darf zumin­dest inner­halb des bestehen­den Sys­tems, wo offen­sicht­lich pro Kopf geför­dert wird, ange­zwei­felt wer­den.

Ich darf zitie­ren, was ein füh­ren­des Bus­un­ter­neh­men gesagt hat: Die Bun­des­agen­tur steckt Arbeit­su­chen­de in Lehr­gän­ge, ohne die­se vor­her aus­rei­chend über das Berufs­bild und den übli­chen Ver­dienst und die übli­chen Arbeits­zei­ten zu infor­mie­ren. Dadurch kommt es zu hohen Abbre­cher­quo­ten wäh­rend der Qua­li­fi­zie­rung und zu einem hohen Anteil von Leu­ten, die zwar den Bus­füh­rer­schein haben, aber danach nicht in die­sem Beruf arbei­ten kön­nen oder wol­len.

Dar­an schließt sich die Fra­ge an: Inwie­weit und inwie­fern wird die Bun­des­re­gie­rung die­se Lehr­gän­ge, den Zugang zu den Lehr­gän­gen, die Aus­wahl und die Beglei­tung die­ser Men­schen so ver­än­dern, dass die Rück­mel­dun­gen aus der Bran­che, in der Fach­kräf­te hän­de­rin­gend gesucht wer­den, bes­ser wer­den, das Gan­ze bes­ser funk­tio­niert und die Men­schen dann auch tat­säch­lich in einen Beruf hin­ein­kom­men, in dem sie arbei­ten möch­ten und auch arbei­ten kön­nen?

Vize­prä­si­dent Peter Hint­ze:

Frau Staats­se­kre­tä­rin, bit­te.

Anet­te Kram­me, Parl. Staats­se­kre­tä­rin bei der Bun­des­mi­nis­te­rin für Arbeit und Sozia­les:

Zunächst ein­mal ist es so, dass im Rechts­kreis des SGB III, aber auch im Rechts­kreis des SGB II kei­ne Pro-Kopf-För­de­rung exis­tiert, son­dern es wird teil­neh­mer­be­zo­gen ent­schie­den, bzw. es wer­den selbst­ver­ständ­lich auch arbeits­markt­dien­li­che Aspek­te berück­sich­tigt. Wenn es hier Kla­gen über Ein­zel­fäl­le gibt, dann kön­nen wir das der Bun­des­agen­tur für Arbeit zulei­ten und ver­su­chen, dies­be­züg­lich den Sach­ver­halt zu klä­ren. Aber das ist nicht Auf­ga­be der Bun­des­re­gie­rung als sol­cher, son­dern das ist lau­fen­des Geschäft der Bun­des­agen­tur für Arbeit sowohl im Rechts­kreis des SGB III als auch letzt­lich in den Job­cen­tern.

Vize­prä­si­dent Peter Hint­ze:

Herr Gastel hat noch eine Zusatz­fra­ge. Bit­te schön.

Mat­thi­as Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Frau Staats­se­kre­tä­rin, wenn Sie sich die Zah­len, die Sie vor­hin genannt haben, anschau­en, dann sehen Sie, dass es kei­ne Ein­zel­fäl­le sein kön­nen. Bei einem sehr hohen Pro­zent­satz läuft irgend­et­was schief, wur­den offen­sicht­lich not­wen­di­ge Vor­ab­in­for­ma­tio­nen nicht gege­ben oder wur­den die­je­ni­gen, die in die­se Lehr­gän­ge geschickt wur­den, nicht sorg­fäl­tig genug aus­ge­wählt und dar­auf vor­be­rei­tet oder wäh­rend der Lehr­gän­ge nicht aus­rei­chend beglei­tet. Die Zah­len sagen also etwas ande­res als das, was Sie gera­de gesagt haben. Mei­ne Fra­ge lau­tet: Inwie­weit über­prüft die Bun­des­agen­tur für Arbeit die Erfolgs­quo­te und den Mit­tel­ein­satz dahin gehend, ob der wirk­lich so opti­mal ist, dass die Men­schen das bekom­men, was sie tat­säch­lich brau­chen, sodass in die­sem Fall die Bus­bran­che und die Eisen­bahn­bran­che tat­säch­lich die Fach­kräf­te bekom­men, die sie benö­ti­gen?

Vize­prä­si­dent Peter Hint­ze:

Bit­te schön, Frau Staats­se­kre­tä­rin.

Anet­te Kram­me, Parl. Staats­se­kre­tä­rin bei der Bun­des­mi­nis­te­rin für Arbeit und Sozia­les:

Sowohl die Arbeit der Bun­des­agen­tur für Arbeit im Rechts­kreis des SGB III als auch die Arbeit der Job­cen­ter bezüg­lich Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men wird nicht unmit­tel­bar durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Sozia­les über­prüft.

Aller­dings wird selbst­ver­ständ­lich die Arbeit in bei­den Rechts­krei­sen durch Eva­lu­ie­rung beglei­tet. Das ist der eine Bereich.

Wir haben aber auch eine sehr inten­si­ve Über­prü­fung durch den Bun­des­rech­nungs­hof, der eben­falls Hin­wei­se gibt, die dann durch die Bun­des­agen­tur für Arbeit bear­bei­tet wer­den. Ent­spre­chen­de Hin­wei­se wer­den natür­lich ent­ge­gen­ge­nom­men.

(Mat­thi­as Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die habe ich jetzt gege­ben!)