Fahrradveranstaltungen decken Mängel der deutschen Radpolitik auf

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Radkongress (Jakob schreibt Beitrag)29.5.2015

4. Natio­na­ler Rad­ver­kehrs­kon­gress und Fach­ge­spräch im Abge­ord­ne­ten­haus decken Män­gel der deut­schen Rad­po­li­tik auf

Die Woche vom 18. bis 22. Mai stand im Zei­chen des Rad­ver­kehrs: Höhe­punk­te waren der 4. Natio­na­le Rad­ver­kehrs­kon­gress in Pots­dam am 18. Mai und ein rad­po­li­ti­sches Fach­ge­spräch im Ber­li­ner Abge­ord­ne­ten­haus. Wäh­rend ande­re Län­der beim Rad­ver­kehr in Win­des­ei­le vor­an­schrei­ten, bewegt sich Deutsch­land momen­tan lei­der nur im Schne­cken­tem­po fort.

Beim natio­na­len Rad­ver­kehrs­kon­gress dis­ku­tier­ten Exper­tIn­nen aus Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Poli­tik über die aktu­el­le Ent­wick­lung des Rad­ver­kehrs. Einig waren sich die vor­tra­gen­den Exper­tIn­nen, dass das Fahr­rad sowie die geschick­te Kom­bi­na­ti­on ver­schie­de­ner Ver­kehrs­trä­ger in zukünf­ti­gen Ver­kehrs­kon­zep­ten eine grö­ße­re Rol­le spie­len muss. Ein Blick über den gro­ßen Teich in Rich­tung USA zeigt laut Pro­fes­sor Dr. Stef­fen Rud­der von der Uni Wei­mar, dass sich das Ende der Auto­kul­tur lang­sam aber sicher nähert. Dies sei aller­dings bei füh­ren­den Poli­ti­ke­rIn­nen in Deutsch­land noch nicht ange­kom­men. Vie­le von ihnen wür­den immer noch im Denk­mus­ter der auto­ge­rech­ten Stadt der 1960er Jah­re ver­har­ren, die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wären da in der Mehr­heit bereits wei­ter. Der gerin­ge poli­ti­sche Wil­le zieht oft mick­ri­ge För­der­mit­tel für den Rad­ver­kehr nach, wie zum Bei­spiel ein Blick in den Bun­des­haus­halt zeigt: Von den ca. 11 Mrd. Euro des Ver­kehrs­etats flie­ßen noch nicht ein­mal 100 Mil­lio­nen Euro in den Rad­ver­kehr.

Bei den Vor­trä­gen von Exper­tIn­nen aus dem Aus­land wur­de deut­lich, wel­che gro­ßen Schrit­te vie­le euro­pä­sche und außer­eu­ro­päi­sche Städ­te bei der Rad­ver­kehrs­för­de­rung gemacht haben: Lon­don, Wien oder New York zei­gen, was durch poli­ti­schen Wil­len und eine prag­ma­ti­sche Her­an­ge­hens­wei­se in kur­zer Zeit erreicht wer­den kann.

Die deut­sche Haupt­stadt Ber­lin hinkt hier momen­tan lei­der mei­len­weit hin­ter­her, wie ein rad­po­li­ti­sches Fach­ge­spräch der grü­nen Frak­ti­on im Ber­li­ner Abge­ord­ne­ten­haus am 20. Mai ver­deut­lich­te. Ein Bei­spiel: Zuerst führ­te die Stadt eine umfas­sen­de und auf reges Inter­es­se sto­ßen­de Bür­ger­be­tei­li­gung durch, um die schlimms­ten rad­ver­kehr­li­chen Brenn­punk­te der Stadt zu loka­li­sie­ren. Ein Jahr spä­ter hat sie immer noch nicht einen der Brenn­punk­te besei­tigt. Dann darf man sich nicht wun­dern, wenn man die Stadt beim ADFC-Fahr­rad­kli­ma-Test auf einem der letz­ten Plät­ze lan­det. Lei­der gibt es wenig Anzei­chen, dass sich unter die­ser Lan­des­re­gie­rung zeit­nah Ent­schei­den­des ändern wird. Das ist umso trau­ri­ger, da Ber­lin mit sei­ner fla­chen Topo­gra­phie, rela­tiv dün­nen Besie­de­lung und dem gerin­gem PKW-Besitz eigent­lich die idea­len Vor­aus­set­zun­gen hat, sich zu einer Fahr­rad­me­tro­po­le zu ent­wi­ckeln.