Schwäbischen Batterieexperten besucht

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26.01.2019

Steigt Varta in Produktion von Batteriezellen ein?

Der Name „Var­ta“ ist seit über 100 Jah­ren in vie­len Län­dern ein Begriff. Das Unter­neh­men hat sei­nen Haupt­sitz mit 770 Beschäf­tig­ten in Ell­wan­gen (Ost­alb­kreis), wo ich es gemein­sam mit mei­ner Frak­ti­ons­kol­le­gin Mar­git Stumpp und Bür­ger­meis­ter Vol­ker Grab besucht habe.

Eines der ers­ten Elek­tro­au­tos über­haupt fuhr im Jahr 1893 – mit einer Bat­te­rie des tra­di­tio­nel­len Her­stel­lers Var­ta. „Var­ta“ ist die Abkür­zung für „Ver­trieb, Auf­la­dung, Repa­ra­tur trans­por­ta­bler Akku­mu­la­to­ren“. Auch wenn sich seit­her vie­les ver­än­dert hat, Var­ta bei­spiels­wei­se 2017 an die Bör­se ging, blieb das Unter­neh­men (Gewinn im Jahr 2017: knapp 40 Mil­lio­nen Euro; Umsatz rund eine Vier­tel­mil­li­ar­de) sei­nem Pro­dukt treu und ent­wi­ckel­te es wei­ter. Im Sor­ti­ment fin­den sich bei­spiels­wei­se Zink-Luft-Bat­te­rien für Hör­ge­rä­te (davon pro­du­ziert Var­ta täg­lich vier Mil­lio­nen Stück und ist nach eige­nen Anga­ben Welt­markt­füh­rer) und Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien für kabel­lo­se Kopf­hö­rer. Meist muss höchs­te Ener­gie­dich­te auf kleins­tem Raum gewähr­leis­tet wer­den; daher sind die meis­ten Bat­te­rien wie die für die Hör­ge­rä­te nicht wie­der auf­lad­bar. Her­ge­stellt wer­den auch Bat­te­rien, die den „Über­schuss­strom“ von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen spei­chern. Das stärks­te Wachs­tum, so wird uns im Gespräch mit einem Unter­neh­mens­ver­tre­ter berich­tet, ver­zeich­nen Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien. Hier sei es gelun­gen, die Ener­gie­dich­te bin­nen fünf Jah­ren nahe­zu zu ver­dop­peln.

Unser Haupt­the­ma waren die Strom­spei­cher im Auto. Die sich ver­brei­ten­de Start-Stopp-Tech­no­lo­gie und die sich aus­brei­ten­den strom­gie­ri­gen Bord­ge­rä­te wie Navi­ga­ti­ons­sys­te­me, DVD-Bild­schir­me und Smart­phone-Schnitt­stel­len ver­lan­gen vom Akku immer grö­ße­re Leis­tun­gen. Moder­ne Ener­gie­ma­nage­ment­sys­te­me im Auto kop­peln die Licht­ma­schi­ne wäh­rend des Beschleu­ni­gens und unter nor­ma­len Fahr­be­din­gun­gen ab. So steht die Motor­ener­gie dem Fahr­zeug­an­trieb zur Ver­fü­gung. Var­ta spricht auf sei­ner Home­page von der „Bat­te­rie als Herz des Autos“.

Eini­ge moder­ne Ver­brenn­erfahr­zeu­ge wan­deln Brems­ener­gie in elek­tri­sche Ener­gie um und füh­ren die­se der Bat­te­rie zu (Mild Hybrid). Ein­mal mehr wur­de mir im Gespräch deut­lich, dass das Auto immer stär­ker elek­tri­fi­ziert wird, auch wenn es meist noch nicht elek­trisch fährt.

Zell­pro­duk­ti­on in Deutsch­land? Bei Var­ta?

Bis­lang stam­men die in den Bat­te­rien für E‑Autos ver­bau­ten Zel­len aus Asi­en. Doch Deutsch­land bemüht sich, Pro­duk­ti­ons­stand­ort für Bat­te­rie­zel­len zu wer­den. Baden-Würt­tem­berg wäre ger­ne der Stand­ort hier­für. Land und Bund stel­len dafür seit Jah­res­be­ginn zusam­men 38 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung. For­schung (Fraun­ho­fer-Insti­tut) und Indus­trie (Var­ta) sind dar­an betei­ligt. Der Bund hat bis zum Jahr 2021 eine Mil­li­ar­de Euro für den Auf­bau einer deut­schen Bat­te­rie­zell­pro­duk­ti­on in Aus­sicht gestellt. Aus Sicht von Var­ta muss die Nähe zu bestehen­der Bat­te­rie­in­dus­trie und zur For­schung maß­geb­lich sein für die Aus­wahl eines Stand­or­tes für die Zell­pro­duk­ti­on. Wes­halb zögern die Unter­neh­men in Deutsch­land und in Euro­pa, in die Zell­pro­duk­ti­on ein­zu­stei­gen? Wir bekom­men auf die­se Fra­ge vier Grün­de genannt: Extrem hohe Inves­ti­ti­ons­kos­ten, hohe Anlauf­ver­lus­te, Tech­no­lo­gie­ri­si­ken und ein star­ker glo­ba­ler Wett­be­werb. Gleich­gül­tig, wel­ches Unter­neh­men oder Kon­sor­ti­um in die Pro­duk­ti­on ein­steigt (bis zum Pro­duk­ti­ons­be­ginn wird eine Vor­lauf­zeit von fünf Jah­ren gese­hen): Es brau­che eine staat­li­che Unter­stüt­zung bei den Inves­ti­tio­nen und der Risi­ko­ab­si­che­rung. Wenn es dann, an wel­chem Stand­ort auch immer, so weit sei, wür­de es um Bat­te­rie­zel­len auf Grund­la­ge der Lithi­um-Ionen-Tech­no­lo­gie gehen. Für die Fest­kör­per­bat­te­rie, an der auch Var­ta forscht, wird in den nächs­ten zehn Jah­ren noch kei­ne Markt­rei­fe gese­hen.

Wei­te­re The­men unse­res Gesprächs waren die Ver­sor­gungs­si­cher­heit bei Lithi­um und die öko­lo­gi­schen sowie sozia­len Her­aus­for­de­run­gen in den För­der­län­dern sowie das Recy­cling von Alt­bat­te­rien. Auch die Fach­kräf­te­si­tua­ti­on wur­de ange­spro­chen. Durch eige­nes Enga­ge­ment für die Aus­bil­dung und die Nähe zu Stu­di­en­or­ten gebe es aus­rei­chend Fach­kräf­te.

Zum Abschluss den Unter­neh­mens­be­su­ches haben wir uns noch die Pro­duk­ti­on ange­schaut.