Wie funktioniert der Rettungsdienst? Nachdem ich in den letzten Jahren mehrfach auf einer Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes zu Besuch war, informierte ich mich nun bei den Johannitern – Einsatzfahrt inklusive.
Die Rettungswache in Stetten auf den Fildern (Leinfelden-Echterdingen) existiert seit etwa fünf Jahren. Von dort aus sind auch die Orte erreichbar, in denen die Rettungsdienste zuvor weder in den 15, geschweige denn in 12 Minuten (vorgegebene Zeiten, Planungsfrist) anrücken konnten. Die Rettungswache ist rund um die Uhr besetzt und verfügt über einen Rettungswagen und einen Krankentransportwagen. Welche Rettungswache zum Einsatz gerufen wird, entscheidet die Einsatzleitstelle in Esslingen. Diese ist stets über die Verfügbarkeit und die Position aller Rettungswagen der verschiedenen Anbieter (DRK, Malteser usw.) im Bilde. So kann immer das räumlich nächstgelegene Fahrzeug zum Einsatz geschickt werden und die Anrückzeit auf ein mögliches Minimum beschränkt werden.
Besetzt sind die Rettungswagen immer mit zwei Personen, darunter mindestens einem Notfallsanitäter. Unterstützt wird dieser ggf. durch einen Rettungssanitäter. Die Notfallsanitäter weisen eine dreijährige Ausbildung nach, während die Rettungssanitäter eine dreimonatige Qualifikation durchlaufen haben. Da die Fahrzeuge mit viel Technik ausgestattet sind und sich dadurch das Gewicht erhöht hat, sind inzwischen Lkw-Führerscheine erforderlich. Es wird im 12-Stunden-Schichtdienst gearbeitet.
Ich konnte mit einigen Mitarbeitenden der Rettungswache sprechen. Es ging um die Belastungen durch den Schichtdienst und die Erlebnisse bei den Einsätzen. Für Letzteres wird Supervision angeboten. Was mich besonders interessierte: Erleben die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes Aggressionen während der Einsätze? Meist blieben diese verbal, bekomme ich berichtet. Mitarbeiterinnen seien häufiger betroffen als ihre männlichen Kollegen. Wie funktioniert die Bildung von Rettungsgassen? Es sei besser geworden, jedoch gäbe es immer wieder einzelne Verkehrsteilnehmer, die Rettungsfahrten blockieren würden. Selbst das „Umparken“ von Rettungswagen während Einsätzen durch Personen aus der Nachbarschaft der Einsatzorte sei schon vorgekommen.
Dann ging ein Alarm ein. Nun musste alles schnell gehen. Nichts wie runter in die Garage, in die Sicherheitsschuhe geschlüpft und los! In Echterdingen hatte ein Mann mittleren Alters Herzprobleme. Die Anfahrt wurde ausgebremst, da eine Engstelle trotz Sondersignals nicht freigehalten wurde. Der Rettungswagen musste rangieren, um seine Fahrt fortsetzen zu können. Vor Ort stellte sich die Situation als ernst, aber nicht als bedrohlich heraus. Der Patient wurde in eine Stuttgarter Klinik gefahren. Versorgt wurde er während der Fahrt von einer Notärztin, die am Einsatzort hinzugestoßen war.
Mein herzlicher Dank geht an die Johanniter für die guten Gespräche und Einblicke – und selbstverständlich für deren Einsatz am Menschen!
