Mikromüll – Die unsichtbare Gefahr für Mensch und Umwelt

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19.09.2015

Alles so schön bunt hier – und auch noch so prak­tisch: Was­ser in Plas­tik­fla­schen abge­füllt, Bana­nen in Plas­tik­fo­lie ver­packt, Oran­gen im Kunst­stoff­netz am Weg­rol­len gehin­dert, Ein­käu­fe in Plas­tik­tü­ten ver­staut. Für die Umwelt, die Tier­welt und letzt­lich uns Men­schen wird all das zuneh­mend zum Pro­blem. Bil­der von ver­hun­ger­ten Mee­res­tie­ren mit plas­tik­ver­stopf­ten Mägen gehen um die Welt und ver­deut­li­chen, was unser Kunst­stoff­müll anrich­tet. Doch der Rei­he nach: Es gibt zwei pro­ble­ma­ti­sche Wege, die zu die­sen erschre­cken­den Bil­dern füh­ren.

Da sind zum einen Kos­me­tik- und Kör­per­pfle­ge­mit­tel, die teil­wei­se noch immer „Mikro­plas­tik“, also kleins­te Kunst­stoff­par­ti­kel, ent­hal­ten. Die­se die­nen bei­spiels­wei­se zum Glät­ten oder Abtra­gen der obe­ren Haut­schicht („Pee­len“) oder dem Ent­fer­nen von Zahn­be­lä­gen. Sie wer­den die­sen Pro­duk­ten also bewusst bei­gesetzt. Dass es weit weni­ger pro­ble­ma­ti­sche Ersatz­stof­fe gibt leug­net selbst der Indus­trie­ver­band für Kör­per­pfle­ge und Wasch­mit­tel nicht und legt sei­nen Mit­glie­dern nahe, auf Mikro­plas­tik zu ver­zich­ten. Solan­ge dies nicht kon­se­quent von allen Her­stel­lern befolgt wird, wer­den wei­ter­hin gro­ße Men­gen der Kunst­stoff­teil­chen über das Abwas­ser, die Bäche und Flüs­se bis in die Mee­re gelan­gen. Der BUND hat einen prak­ti­schen Ein­kaufs­rat­ge­ber her­aus­ge­bracht: http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf

Einweg 18.09.2015

 

 

Zum Foto: Ich tes­te seit eini­gen Wochen, wie häu­fig sich eine Kunst­stoff-Ein­weg­fla­sche mit Lei­tungs­was­ser nach­fül­len lässt. Obwohl ich die befüll­te Fla­sche zu Wan­de­run­gen, Rad­tou­ren und ande­ren Rei­sen mit­neh­me, zeigt sie auch nach 32 Ein­sät­zen noch kei­ne Ermü­dungs­er­schei­nun­gen. Dies zeigt: Wir ver­schwen­den mit der ein­ma­li­gen Ver­wen­dung vie­ler Kunst­stoff­pro­duk­te wert­vol­le Res­sour­cen und pro­du­zie­ren ver­meid­ba­ren Müll!

 

 

 

Der Zwei­te Weg des Kunst­stoffs ist der über die Unmen­gen an pro­du­zier­tem Abfall. Dazu gehö­ren acht­los weg­ge­wor­fe­ne Plas­tik­tü­ten oder ‑fla­schen, von denen ein Teil über Fließ­ge­wäs­ser im Meer lan­den. Etwa ein Fünf­tel des Plas­tik­mülls, der in den Mee­ren treibt, stammt direkt von Schif­fen. Im Meer wer­den die Abfäl­le durch Ein­flüs­se von Son­ne und beweg­tem Was­ser all­mäh­lich in immer klei­ne­re Tei­le zer­rie­ben.

Die Kunst­stoff­par­ti­kel ent­hal­ten häu­fig Gift­stof­fe wie Weich­ma­cher, wei­te­re lagern sich dort an.

Die klei­nen Plas­tik­tei­le wer­den von Fischen, Vögeln und ande­ren Mee­res­be­woh­nern im Irr­glau­ben, es hand­le sich um Nah­rung, auf­ge­nom­men. Die Mägen fül­len sich, kön­nen nicht ver­daut und nicht aus­ge­schie­den wer­den, wodurch sich ein dau­er­haf­tes Sät­ti­gungs­ge­fühl bei den Tie­ren ein­stellt. Sie stel­len das Fres­sen ein und ver­hun­gern. Oder sie wer­den von ande­ren Tie­ren gefres­sen, wodurch sich die Kunst­stoff­par­ti­kel in der Nah­rungs­ket­te aus­brei­ten. Und am Ende der Nah­rungs­ket­te steht der Mensch. Der Müll kehrt also auf maka­be­re und fata­le Wei­se zu sei­nem Ver­ur­sa­cher zurück.

Einer Pro­gno­se von For­schern zufol­ge wer­den bis zum Jahr 2050 etwa 99 Pro­zent aller See­vo­gel-Arten Kunst­stoff­par­ti­kel über Nah­rung auf­ge­nom­men haben. Heu­te sol­len es bereits etwa 70 Pro­zent sein. Von der „All­ge­gen­wart der Plas­tik­ver­schmut­zung“ (so einer der For­scher) am stärks­ten betrof­fen ist der Oze­an bei Aus­tra­li­en.

Letzt­lich führt nichts an einer deut­li­chen Redu­zie­rung des Kunst­stoff­ein­sat­zes vor­bei. Das Enga­ge­ment der EU, um die Mas­se an Plas­tik­tü­ten zu ver­rin­gern, ist ein ers­ter Ansatz. In Deutsch­land wer­den pro Kopf und Jahr übri­gens 71 Plas­tik-Ein­kaufs­tü­ten ver­wen­det. Auch wenn der EU-Durch­schnitt deut­lich höher liegt, gibt es noch Poten­ti­al nach unten. Wich­tig ist aber auch die Ver­wen­dung von Mehr­weg­sys­te­men (Ach­tung: Nicht jede Pfand- ist eine Mehr­weg­fla­sche!) und der bewuss­te Ein­kauf von Kos­me­tik- und Kör­per­pfle­ge­pro­duk­ten.