31.01.2023
Blick mit Abendhimmel auf in Richtung Mannheim Hauptbahnhof: In der Mitte sind die Abstellgleise zu sehen. Diese sollen nach außen verlegt werden. Die Ein-/Ausfahrgeschwindigkeit soll von heute 60 bis 80 auf 100 Stundenkilometer erhöht werden.
Verbesserungen auch in Ulm
Um die Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Mannheim weiter zu verkürzen und teilweise auch die Kapazitäten zu erhöhen, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Die größte davon ist der Bau von zwei zusätzlichen Gleisen zwischen Feuerbach und der Neubaustrecke bei Münchingen.
In Mannheim geht es um die Achsverschwenkung und den Einbau von Schnellfahrweichen im Südkopf (Richtung Stuttgart) des Hauptbahnhofs. Sie ermöglichen schnellere Ein- und Ausfahrten: Tempo 100 statt wie bisher 60 bis 80 Stundenkilometer. Das könnte bis zu eine Minute bringen. Derzeit befinden sich in der Mitte der Gleise die Abstellgleise. Diese sollen nach außen verlegt werden und die Fahrgleise dafür in die Mitte gerückt werden. Die Gütergleise sollen so angelegt werden, dass darauf 740 Meter lange Güterzüge fahren können. Der schmälste der Bahnsteige soll verbreitert werden. Das Projekt, das mit rund 180 Millionen Euro keine ganz kleine Maßnahme darstellt, befindet sich in Leistungsphase 1. Gegen Ende des ersten Halbjahres werden die Ergebnisse der technischen Machbarkeitsuntersuchung erwartet. Erschrocken bin ich über die lange Realisierungszeit. Erst in 2031 soll der Bau beginnen. Zuvor stehen vor allem Planung und Planfeststellungsverfahren an. Die Realisierung hängt vom Bau eines digitalen Stellwerks (DSTW) ab.
Da der Bahnknoten Mannheim als Engpass mehr oder weniger das Gesamtsystem der Bahn in Deutschland in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, sind noch weitere Maßnahmen vorgesehen. Darauf werde ich an dieser Stelle jedoch nicht näher eingehen. Schwerpunkt eines Gesprächs mit Vorstandsmitgliedern der DB Netz AG und Planern waren das Gleisvorfeld sowie die östliche Riedbahn. Das Gleisvorfeld schauten wir uns aus dem 27. Stockwerk eines Hochhauses und von einer Brücke aus an. An der östlichen Riedbahn sind wir ein Stück entlang gelaufen. Hier geht es um die Reaktivierung eines zweiten Gleises. Die Stadt Mannheim hat Klage eingereicht. Aus meiner Sicht überwiegen die Vorteile sehr stark: Es kommt ein Lärmschutz, der die Lärmsituation auch bei einer Zunahme der Züge verbessern dürfte und die Stadt erhält mit einem zusätzlichen Halt der S‑Bahn ein verbessertes Nahverkehrsangebot. Daher werbe ich seit einiger Zeit für die Rücknahme der Klage und die Unterstützung des Vorhabens.
Zum Hintergrund der Einfahrgeschwindigkeiten in Bahnknoten: Oftmals enden die Hochgeschwindigkeitsstrecken mehr oder weniger lange vor überlasteten Bahnknoten. Mit teuren Strecken „erkaufte“ Zeitgewinne relativieren sich schnell wieder, wenn die knappen Gleiskapazitäten in den Zuläufen und den Bahnhöfen durch andere Züge belegt sind und/oder bis zu den Bahnsteiggleisen nur „geschlichen“ werden kann. Dies erleben wir seit einigen Wochen von der NBS Wendlingen – Ulm kommend bei den Einfahrten in den Hauptbahnhof Ulm. Hier ist der Grund allerdings, dass die Züge dort nicht mit ETCS fahren können. Mit der Inbetriebnahme des ESTW (elektronisches Stellwerk) im Herbst dieses Jahres kann die Einfahrgeschwindigkeit von heute 60 auf 100 Stundenkilometer erhöht werden.