Wie geht’s weiter mit der Breisgau-S-Bahn?

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15.08.2020

Gespräche mit der DB in Freiburg

Der Start der elek­tri­fi­zier­ten Breis­gau-S-Bahn war mit gro­ßen Hoff­nun­gen ver­bun­den. Doch sehr schnell zeig­te sich: Das Vor­ha­ben war zu ambi­tio­niert für die über­wie­gend ein­glei­si­ge Stre­cke. Was tun?

Bei einem von mir initi­ier­ten Gesprächs­ter­min mit Ver­tre­te­rIn­nen der DB-Net­ze, DB-Regio Süd­west und den bei­den Frei­bur­ger Stadt­rä­tin­nen Nady­ne Saint-Cast und Anna­bel­le von Kal­k­reuth erör­ter­ten wir die betrieb­li­che Lage, die infra­struk­tu­rel­len Mög­lich­kei­ten und vor­ge­se­he­ne Ver­än­de­run­gen. Haupt­the­ma die­ses Tref­fens war die Linie S1/S10 der Breis­gau S‑Bahn.

Die­se war zum Fahr­plan­wech­sel im Dezem­ber 2019, nach­dem die Stre­cken zuvor über meh­re­re Jah­re ertüch­tigt, moder­ni­siert und voll­stän­dig elek­tri­fi­ziert wur­den, in Betrieb gegan­gen. Das ambi­tio­nier­te neue Betriebs­pro­gramm sieht seit­dem ein ver­bes­ser­tes und durch­ge­hen­des Ange­bot von Breisach/Endingen via Got­ten­heim, Frei­burg, Titi­see-Neu­stadt nach See­brug und Vil­lin­gen vor. Jedoch erwies sich der Fahr­plan schnell als unter den gege­be­nen Umstän­den an Infra­struk­tur und Fahr­zeug­ma­te­ri­al auf der ein­glei­si­gen Stre­cke nicht fahr­bar, wodurch in den ers­ten zwei Betriebs­mo­na­ten Ver­spä­tun­gen und Aus­fäl­le an der Tages­ord­nung waren. Die Deut­sche Bahn beschloss dar­auf­hin in Abstim­mung mit dem Aifga­ben­trä­ger, ab 17. Febru­ar einen geän­der­ten Fahr­plan auf der Ach­se Breis­gau Ost-West zu fah­ren. Die­ser beinhal­tet ein etwas gerin­ge­res Fahrt­an­ge­bot, den Ver­zicht auf das Flü­geln in Got­ten­heim und Titi­see, sowie die Tren­nung der Lini­en in Frei­burg. Dies hat­te auch den gewünsch­ten Effekt, da Zuver­läs­sig­keit und Pünkt­lich­keits­wer­te in Fol­ge die­ser Maß­nah­me erheb­lich stie­gen.

In Gesprä­chen mit dem Zweck­ver­bands Regio-Nah­ver­kehr Frei­burg (ZRF) beschloss man, die­ses Betriebs­kon­zept bis zum nächs­ten Fahr­plan­wech­sel im Dezem­ber die­ses Jah­res noch zu ver­fei­nern, um län­ger­fris­tig eine zufrie­den­stel­len­de Lösung zu ent­wi­ckeln. Die Pla­nung sieht vor, die Ver­keh­re auf unter­schied­li­che Zug­läu­fe auf­zu­tei­len (sie­he Gra­fik), die gemein­sam sogar mehr Zug­fahr­ten ermög­li­chen. Kom­bi­niert bil­den die­se einen Halb­stun­den­takt zwi­schen Breisach/Endingen und Neu­stadt. Im Kern­be­reich zwi­schen Kirch­zar­ten und Frei­burg ver­kehrt ein wei­te­rer Zug je Stun­de. Auf der Stre­cke von Neu­stadt nach Vil­lin­gen und von Titi­see nach See­brug gibt es ein stünd­li­ches Zug­an­ge­bot. Auch die Flü­ge­lun­gen in Got­ten­heim und Titi­see sol­len wie­der statt­fin­den.

Quel­le: Druck­sa­che ZRF-VV 2020.002, DB Regio AG

An Sonn­ta­gen soll im Höl­len­tal (Frei­burg-Neu­stadt) auf­grund der Nah­erho­lungs- und Tou­ris­mus­be­deu­tung der Stre­cke ein 20 Minu­ten-Takt rea­li­siert wer­den.

Ein kom­plett durch­ge­bun­de­ner Lini­en­lauf Vil­lin­gen-Brei­sach, wie ursprüng­lich geplant, kann in nähe­rer Zukunft wohl nicht sta­bil betrie­ben wer­den. Da für solch eine Rela­ti­on der Bedarf jedoch ohne­hin ver­gleichs­wei­se gering ist, wird die­se Bestre­bung vor­läu­fig fal­len gelas­sen.

Den­noch war auch die Mög­lich­keit, durch eine Stär­kung der Infra­struk­tur doch noch den Plan­be­trieb zu errei­chen, Teil unsers Gesprächs. Eine Zwei­glei­sig­keit der Stre­cke ist hier höchs­tens auf klei­nen Teil­stü­cken zu ver­wirk­li­chen, es muss also über­wie­gend mit der Ein­glei­sig­keit geplant wer­den. Ein zusätz­li­cher Kreu­zungs­bahn­hof in Hug­stet­ten oder Frei­burg-Land­was­ser, schnel­le­re Aus­fahr­ten durch Ver­bes­se­rung der Leit- und Siche­rungs­tech­nik und Geschwin­dig­keits­er­hö­hun­gen wo mög­lich könn­ten hier­für Maß­nah­men sein. Zudem wur­de im Dis­kurs deut­lich, dass eine ver­bes­ser­te Fahr­gast­in­for­ma­ti­on ent­lang der Stre­cke etwas Abhil­fe schaf­fen könn­te. Klar defi­nier­te Hal­te­po­si­tio­nen und Zug­ziel-Anzei­gen für die Fahr­gäs­te ermög­li­chen ein schnel­le­res Ein- und Aus­stei­gen und könn­ten so hel­fen, den knap­pen Fahr­plan ein­zu­hal­ten.
Bereits zuvor hat­te auch Lan­des­ver­kehrs­mi­nis­ter Her­mann auf eine Anfra­ge mei­ner­seits im Febru­ar geant­wor­tet, dass lang­fris­tig ein wei­te­rer Aus­bau der Infra­struk­tur im Höl­len­tal und auf der Brei­sa­cher Bahn unaus­weich­lich sei und ers­te Gesprä­che hier­zu bereits anlau­fen wür­den. Hier­zu bin ich nach wie vor im Aus­tausch mit dem Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um und ste­he auch im Kon­takt mit orts­kun­di­gen Lok­füh­rern.

Aktu­el­le Ergän­zung: In einer Klei­nen Anfra­ge fra­gen wir für ver­schie­de­ne Bahn­stre­cken in Baden-Würt­tem­berg ab, wel­che kurz- und mit­tel­fris­tig umsetz­ba­re Maß­nah­men zur Erhö­hung der Stre­cken­ka­pa­zi­tä­ten unter­sucht wurden/werden und wel­che geplant wer­den.

Zum Ende des Ter­mins in Frei­burg kam auch die Reak­ti­vie­rung der Bahn­stre­cke Frei­burg-Col­mar noch kurz zu Gespräch. Hier ist eine Mach­bar­keits­stu­die in Arbeit, deren Ergeb­nis Ende 2022 erwar­tet wird. Von einem Lücken­schluss die­ser Art wür­de die Regi­on beid­seits des Rheins mas­siv pro­fi­tie­ren. Unter der Berück­sich­ti­gung der ver­kehrs­po­li­ti­schen Zie­le und der Wich­tig­keit grenz­über­schrei­ten­der Ver­keh­re in der Regi­on wäre dies ein zukunfts­fä­hi­ges, weg­wei­sen­des Pro­jekt.