Jetzt entschlossen für eine starke Bahn entscheiden!

Bahn­po­li­ti­sches Autoren­pa­pier von Dr. Hei­ko Knopf, stv. Bun­des­vor­sit­zen­der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Mat­thi­as Gastel MdB

Deutsch­land braucht eine Bahn, die funk­tio­niert. Pünkt­lich, modern, attrak­tiv und bezahl­bar. Wir wol­len uns die­sen Anspruch nicht neh­men las­sen, auch wenn der aktu­el­le Zustand an vie­len Stel­len so maro­de ist, dass die Schie­nen­we­ge unter den rol­len­den oder ste­hen­den Rädern zer­fal­len.

Wir brau­chen einen Befrei­ungs­schlag bei der Bahn, der nicht nur viel ankün­digt, son­dern die nöti­gen Gel­der akti­viert und effi­zi­ent ein­setzt.

Inves­ti­tio­nen in die Bahn sind Zukunfts­in­ves­ti­tio­nen, die ihre Wir­kung lang­fris­tig zum Woh­le der Wirt­schaft und Gesell­schaft ent­fal­ten. Die­se Inves­ti­tio­nen kön­nen nicht nach Kas­sen­la­ge ent­schie­den wer­den, son­dern haben weit­rei­chen­de Wir­kung und damit lan­ge Amor­ti­sa­ti­ons­zei­ten. Gewin­ne aus dem Netz­be­trieb soll­ten für den Aus­bau und den Erhalt des Net­zes genutzt wer­den und nicht der Ren­di­te die­nen. Auch die Schul­den­brem­se darf erfor­der­li­chen Inves­ti­tio­nen in ein gutes und leis­tungs­fä­hi­ges Schie­nen­netz nicht im Wege ste­hen.

Wir Grü­nen sind die Par­tei, die auf allen Ebe­nen für eine funk­tio­nie­ren­de Bahn arbei­tet. Der Aus­bau der Bahn hat für uns Prio­ri­tät. Das heißt für uns auch: Wir posi­tio­nie­ren uns nicht auf der einen Sei­te für die Bahn und ver­hin­dern dann ICE-Schnell­stre­cken, weil die­se durch unse­ren Wahl­kreis gehen.

Ob vor Ort, in den Län­dern, im Bund oder auf euro­päi­scher Ebe­ne: Wo wir es kön­nen, stär­ken wir die Bahn durch die Sanie­rung und den Aus­bau von Infra­struk­tur sowie die Reak­ti­vie­rung still­ge­leg­ter Bahn­stre­cken. Wir set­zen uns für ehr­gei­zi­ge Fahr­plä­ne mit bes­se­ren und häu­fi­ge­ren Ver­bin­dun­gen und einer deut­lich höhe­ren Pünkt­lich­keit ein. Bis 2030 wol­len wir durch Sanie­rung und Aus­bau die Pünkt­lich­keit schritt­wei­se auf 90 % erhö­hen. So schaf­fen wir bezahl­ba­re Mobi­li­tät für alle, sen­ken den Ener­gie­ver­brauch des Ver­kehrs­sek­tors und schaf­fen eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung, die Kli­ma­zie­le auch im Ver­kehrs­sek­tor zu errei­chen.

Im Bund konn­ten wir Erfol­ge erzie­len: In den nächs­ten Jah­ren wird ein zwei­stel­li­ger Mil­li­ar­den­be­trag zusätz­lich in die Sanie­rung der Schie­nen­in­fra­struk­tur inves­tiert. Die Mit­tel hier­für stam­men aus dem Bun­des­haus­halt und aus der Lkw-Maut. Wir beschleu­ni­gen Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­pro­zes­se für den Aus­bau und erschwe­ren, dass vor­han­de­ne, aber nicht mehr genutz­te Bahn­flä­chen über­baut wer­den. Dazu haben wir den Gemein­wohl­ge­dan­ken in der für die Infra­struk­tur ver­ant­wort­li­chen Bahn­spar­te gestärkt und den Bahn­vor­stand auf Zie­le wie eine bes­se­re Betriebs­qua­li­tät und der Stei­ge­rung von Ver­kehrs­an­tei­len ver­pflich­tet.

Wir haben bereits viel erreicht. Doch damit geben wir uns nicht zufrie­den. Wir bli­cken in die Zukunft: Unser Plan für eine star­ke, leis­tungs­fä­hi­ge und zuver­läs­si­ge Bahn umfasst sie­ben Punk­te:

  1. Neue Finan­zie­rungs­ar­chi­tek­tur

Die Schie­ne braucht mehr Kapa­zi­tä­ten. Eine über­jäh­ri­ge Finan­zie­rung führt zu Pla­nungs­si­cher­heit für die Deut­sche Bahn, die Bahn­in­dus­trie und die Bau­wirt­schaft. Der Güter­ver­kehr auf der Schie­ne hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren ver­dop­pelt. Es braucht daher auch einen Aus- und Neu­bau von Schie­nen­we­gen. Damit wir damit end­lich vor­an­kom­men, set­zen wir uns für eine neue Finan­zie­rung ein. Nach dem Vor­bild Öster­reichs braucht es eine kom­plet­te Reform der Schie­nen­fi­nan­zie­rung: Weni­ger För­der­töp­fe und die Redu­zie­rung von Wirt­schaft­lich­keits­nach­wei­sen füh­ren zu ech­tem Büro­kra­tie­ab­bau. Für klei­ne und mitt­le­re Maß­nah­men wie den Bau von neu­en Wei­chen und Abstell­glei­sen sowie für erfor­der­li­che Elek­tri­fi­zie­run­gen soll­ten wir nicht mehr jah­re­lan­ge Selbst­be­schäf­ti­gun­gen in Pla­nungs­bü­ros ris­kie­ren, son­dern Ent­schei­dun­gen tref­fen

  1. Ech­te Reform bei der Deut­schen Bahn

Wir wol­len, dass die neue Infra­struk­tur­ge­sell­schaft die gesam­te Infra­struk­tur ver­ant­wor­tet und die Sanie­rungs- und Aus­bau­vor­ha­ben zügi­ger anpackt. Das Unter­neh­men muss sei­ne Bau­ak­ti­vi­tä­ten bes­ser bün­deln und damit eine mög­lichst hohe Ver­füg­bar­keit der Infra­struk­tur mit geringst mög­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen für die Rei­sen­den gewähr­leis­ten. Dafür wol­len wir auch die Infra­struk­tur-Tei­le von DB Ener­gie in die Infra­struk­tur­ge­sell­schaft inte­grie­ren und die Ver­gü­tung des Manage­ments an der Ver­bes­se­rung des Infra­struk­tur­zu­stands und der Kapa­zi­tät aus­rich­ten. Den Gewinn­ab­füh­rungs­ver­trag muss auf­ge­ho­ben wer­den, so dass erziel­te Gewin­ne direkt in die Infra­struk­tur reinves­tiert wer­den kön­nen. Jetzt haben wir die Chan­ce für eine ech­te Reform unter dem Dach der Deut­schen Bahn – und damit das Ende einer Debat­te um die Her­aus­lö­sung der Infra­struk­tur aus dem Bahn­kon­zern. Vor­aus­set­zung ist aller­dings, dass die­se Reform weder von Kräf­ten inner­halb noch außer­halb des Kon­zerns aus­ge­bremst wird. Ansons­ten droht die ewi­ge Debat­te um grund­le­gen­de Refor­men dau­er­haft wei­ter­ge­führt zu wer­den.

  1. Den Deutsch­land­takt umset­zen

Der Deutsch­land­takt bie­tet ver­läss­li­che Rei­se­ket­ten, kür­ze­re Rei­se­zei­ten, dich­te­re Takt­an­ge­bo­te und berück­sich­tigt zudem den Güter­ver­kehr. Wir set­zen uns dafür ein, den Deutsch­land­takt bis 2040 umzu­set­zen. Um Wachs­tum auf der Schie­ne zu Las­ten von Stra­ßen- und Flug­ver­kehr rea­li­sie­ren zu kön­nen, braucht es auf man­chen Rela­tio­nen grö­ße­re Kapa­zi­tä­ten, Elek­tri­fi­zie­rung mit­tels Ober­lei­tung und höhe­re Geschwin­dig­kei­ten. Wir wol­len dafür den Markt so gestal­ten und len­ken, dass jede Groß­stadt wie­der an den Fern­ver­kehr ange­schlos­sen wird. Wo Ange­bots­ver­bes­se­run­gen den Aus­bau der Infra­struk­tur vor­aus­set­zen, muss die Infra­struk­tur ange­passt wer­den. Dies schließt eini­ge Neu­bau­stre­cken wie zwi­schen Han­no­ver und Ham­burg sowie auf dem Bren­ner­nord­zu­lauf ein. Zwin­gen­de Vor­aus­set­zun­gen sind für uns hier­bei, dass Tras­sen sich an bestehen­der Infra­struk­tur ori­en­tie­ren, Ein­grif­fe in Natur­räu­me redu­ziert und regio­na­le Bahn­hal­te ermög­licht wer­den, um in den jewei­li­gen Regio­nen einen spür­ba­ren Nut­zen zu stif­ten. Es braucht den Dia­log, eine ernst­haf­te Betei­li­gung, aber auch kla­re Ent­schei­dun­gen im Sin­ne der Fahr­gäs­te. Der Deutsch­land­takt schafft so auch eine Stär­kung der Flä­che und der länd­li­chen Räu­me.

  1. Bahn in die Flä­che brin­gen

Über Jahr­zehn­te wur­den Neben­stre­cken still­ge­legt und der Fokus lag ein­sei­tig auf dem schnel­len Fern­ver­kehr. In den letz­ten Jah­ren hat sich das Blatt wie­der gewen­det: Stre­cken wer­den reak­ti­viert und neue Bahn­hal­te wer­den ein­ge­rich­tet. So erhal­ten mehr Men­schen auf kür­ze­ren Wegen Zugang zur Bahn und wer­den unab­hän­gi­ger vom Auto. Der Bund stellt für den Aus­bau des Nah­ver­kehrs mehr Geld bereit und besei­tigt Büro­kra­tie bei der Geneh­mi­gung. Ab 2025 wer­den die Inves­ti­ti­ons­mit­tel auf zwei Mil­li­ar­den Euro pro Jahr ver­dop­pelt, so wie es das Gemein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz vor­sieht. Außer­dem ist jedes Nah­ver­kehrs­pro­jekt jetzt auch im über­ra­gen­den öffent­li­chen Inter­es­se.

  1. Gute Arbeits­be­din­gun­gen

Mehr Ver­kehr auf der Schie­ne bedeu­tet auch: Mehr Per­so­nal, das Züge fährt und war­tet, Fahr­gäs­te betreut oder Bahn­stre­cken saniert, plant und baut. Bereits heu­te ist der Fach­kräf­te­man­gel ein dra­ma­ti­sches Pro­blem inner­halb der Bahn­bran­che. Es feh­len cir­ca 80.000 Beschäf­tig­te im gesam­ten öffent­li­chen Ver­kehr. Nur mit guten Tarif­be­din­gun­gen, mit der Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf sowie einer guten sozia­len Absi­che­rung und guten Arbeits­be­din­gun­gen kön­nen die­se sowie die für das Wachs­tum der Schie­ne noch zusätz­lich benö­tig­ten Fach­kräf­te ange­wor­ben wer­den. Der Aus­bau der Schie­ne sichert schon heu­te zukunfts­fes­te Arbeits­plät­ze und ermög­licht mit einer kon­se­quent pro Schie­ne aus­ge­rich­te­ten Poli­tik noch mehr davon. Das Tarif­ein­heits­ge­setz der gro­ßen Koali­ti­on  hat die Streik­kon­flik­te sowie die Kon­kur­renz unter den Gewerk­schaf­ten dabei noch wei­ter ver­schärft.

  1. Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist Kli­ma­schüt­zer

Der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist ein ech­ter Kli­ma­schüt­zer. Des­we­gen haben wir mit der Anpas­sung der Lkw-Maut die Wett­be­werbs­be­din­gun­gen fai­rer gestal­tet, um den Unter­neh­men ein kla­res Signal zu set­zen: Fahrt mehr auf der Schie­ne. Mit einer Neu- und Aus­bau­of­fen­si­ve wer­den wir aus­rei­chend Kapa­zi­tä­ten schaf­fen, um noch mehr Güter auf die Schie­ne zu ver­la­gern und damit den Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land zu stär­ken. Wir sehen das Pro­blem der stei­gen­den Tras­sen­prei­se und set­zen uns für preis­min­dern­de Maß­nah­men ein. Die aktu­ell im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr desas­trö­se Pünkt­lich­keit wol­len wir schnell durch wei­te­re klei­ne und mitt­le­re Infra­struk­tur­maß­nah­men ver­bes­sern. Dar­über hin­aus wird die digi­ta­le auto­ma­ti­sche Kupp­lung den Betriebs­fluss und die Wirt­schaft­lich­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs wei­ter ver­bes­sern. Hier­für braucht es ein euro­pa­weit koor­di­nier­tes Roll-Out inklu­si­ve Finan­zie­rung, damit die Kupp­lung bis 2028 in ganz Euro­pa ein­ge­setzt wird.

  1. Bahn als das euro­päi­sche Ver­kehrs­mit­tel

Die Bahn erfreut sich gera­de auf län­ge­ren und grenz­über­schrei­ten­den Rou­ten stei­gen­der Beliebt­heit. Unser Ziel ist eine Infra­struk­tur­uni­on auf euro­päi­scher Ebe­ne, bei wel­cher ein ver­läss­li­ches Bahn­netz das Rück­grat bil­det. Um die euro­päi­sche Mobi­li­tät, einen moder­nen Wirt­schafts­stand­ort Euro­pa und einen ambi­tio­nier­ten Kli­ma­schutz zu ermög­li­chen, wol­len wir die Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen, dass die Bahn ihre Stär­ken noch über­zeu­gen­der aus­spie­len kann und zuneh­mend Flug- und Last­wa­gen­ver­keh­re ver­mei­den hilft. Dazu müs­sen Elek­tri­fi­zie­rungs­lü­cken geschlos­sen, im Krieg zer­stör­te Ver­bin­dun­gen end­lich wie­der her­ge­stellt und das Ticke­ting ver­ein­facht wer­den. Künf­tig muss gel­ten, dass für jede Ver­bin­dung nur ein Ticket benö­tigt wird. Wir schla­gen einen euro­päi­schen Auf­ga­ben­trä­ger vor, um den Netz­aus­bau wie auch die Ange­bo­te, inklu­si­ve Nacht­zü­gen, zu koor­di­nie­ren. Gera­de bei den Nacht­zü­gen sehen wir ange­sichts der hohen Beliebt­heit ein gro­ßes Poten­ti­al. Die größ­te Her­aus­for­de­rung, zu wenig Wagen­ma­te­ri­al, gehen wir aktiv an und unter­stüt­zen die Bran­che bei der euro­pa­wei­ten Zulas­sung und Beschaf­fung. Mit moder­nen Fahr­zeu­gen wol­len wir Nacht­zug­ver­bin­dun­gen quer durch Euro­pa ermög­li­chen, zum Bei­spiel von Frank­furt nach Bar­ce­lo­na oder von Ber­lin nach Rom. So rückt Euro­pa enger zusam­men. Dazu stär­ken wir die Wett­be­werbs­be­din­gun­gen zum Bei­spiel durch eine euro­pa­wei­te Kero­sin­be­steue­rung.