Trendumkehr bei Gleisanschlüssen?

06.09.2022

Gestiegenes Interesse an Gütern auf der Schiene

Jahr­zehn­te­lang kann­te die Ent­wick­lung der Anzahl der Gleis­an­schlüs­se nur eine Rich­tung: Die nach unten. Mehr und mehr ver­schwan­den aus Gewer­be­ge­bie­ten die direk­ten Anschlüs­se ans Bahn­netz. Wird jetzt die Trend­um­kehr erreicht?

Stan­den im Jahr 1994 noch 11.742 Gleis­an­schlüs­se zur Ver­fü­gung, waren es 2021 nur noch 2.314. Zwar för­der­te der Bund neue Gleis­an­schlüs­se und auf die Reak­ti­vie­rung älte­rer Gleis­an­la­gen. Doch das För­der­pro­gramm fand wenig Anklang und konn­te das Ster­ben der Anschluss­glei­se schon gar nicht stop­pen. Im März 2021 leg­te das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um eine neue För­der­richt­li­nie vor. Der Umfang der för­der­fä­hi­gen Maß­nah­men war aus­ge­wei­tet wor­den. Bis­he­ri­ge För­der­sät­ze wur­den erhöht. Aus der Bran­che kom­men posi­ti­ve Feed­backs. Her­vor­ge­ho­ben wird, dass nun auch die Moder­ni­sie­rung bestehen­der Anla­gen oder auch die Anschluss­wei­che geför­dert wer­den. Damit sei­en bis­he­ri­ge Hür­den besei­tigt wor­den. Aller­dings könn­ten sich ande­re Aspek­te, so unter ande­rem gering ver­füg­ba­res Pla­nungs­per­so­nal und feh­len­de Kapa­zi­tä­ten im Netz als blei­ben­de Pro­ble­me erwei­sen.

Die Zah­len indes geben Anlass zur Hoff­nung: Lag die Anzahl der För­der­an­trä­ge bis­her bei durch­schnitt­lich 18 pro Jahr, waren es nun 44 in 1,5 Jah­ren. Dies geht aus der Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine Anfra­ge von mir her­vor[1].

Mein O‑Ton:

„Wir brau­chen die Stär­kung des Güter­ver­kehrs auf der Schie­ne. Eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung dafür sind mehr Gleis­an­schlüs­se bei Unter­neh­men und in Indus­trie­ge­bie­ten. Lan­den Güter erst­mal auf dem Last­wa­gen, so blei­ben sie oft über hun­der­te von Kilo­me­tern dort, denn Umla­den ist auf­wän­dig und teu­er. Nach Jah­ren des mas­si­ven Rück­gangs an Gleis­an­schlüs­sen könn­te nun die Trend­um­kehr erreicht sein. Weit mehr För­der­an­trä­ge als in vor­an­ge­gan­ge­nen Jah­ren sind ein gutes Zei­chen. Ich hof­fe auf vie­le Bewil­li­gun­gen und die Reak­ti­vie­rung älte­rer sowie den Bau neu­er Gleis­an­schlüs­se. Die Ver­la­ge­rung von Gütern auf der Schie­ne ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für das Errei­chen von Kli­ma­zie­len im Ver­kehrs­sek­tor und eine ener­gie­ef­fi­zi­en­te Logis­tik.“

Zum Foto: Vor weni­gen Wochen war ich wie­der beim Holz­re­cy­cling-Betrieb Schmid in Ger­stet­ten auf der Schwä­bi­schen Alb (Land­kreis Hei­den­heim). Das Unter­neh­men ver­fügt über einen alten Gleis­an­schluss, der aber nicht mehr nutz­bar ist. Es besteht Inter­es­se, das Gleis zu sanieren/modernisieren und wie­der in einen funk­ti­ons­fä­hi­gen Zustand zu brin­gen.

[1] Über die Anzahl der erteil­ten Geneh­mi­gun­gen liegt mir kei­ne Infor­ma­ti­on vor.