Wann können Busse autonom fahren?

Die­se Fra­ge beschäf­tigt mich schon län­ger. Vor eini­gen Mona­ten war ich zu die­sem The­ma in Mann­heim unter­wegs, nun auch in Fried­richs­ha­fen und in Karls­ru­he.

In Mann­heim wie auch in Fried­richs­ha­fen ist ZF Fried­richs­ha­fen einer der wich­ti­gen Pro­jekt­part­ner. Der gro­ße Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer ist gemein­sam mit den Stadt­wer­ken Fried­richs­ha­fen sowie dem Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie (KIT) mit die­sem The­ma ganz prak­tisch unter­wegs. Unter­stützt wird das Pro­jekt vom Land mit 14 Mil­lio­nen Euro. Zum Ter­min an der ZF-Kon­zern­zen­tra­le hat­te der Ver­kehrs­club Deutsch­land (VCD) ein­ge­la­den. Dort waren drei der Klein­bus­se zu sehen. Die­se sind mit über 40 Sen­so­ren, zudem mit Kame­ras und Mikro­fo­nen (fürs Erken­nen von Mar­tins­hör­nern) aus­ge­stat­tet. GPS, Radar- und Laser­tech­nik lei­ten die Fahr­zeu­ge sicher über die Stra­ßen. Die erfor­der­li­che Erpro­bungs­ge­neh­mi­gung bezieht sich auf eine bestimm­te Rou­te (wenn­gleich die Geneh­mi­gung inzwi­schen etwas fle­xi­bi­li­siert wur­de) und erlaubt Geschwin­dig­kei­ten von bis zu 60 Stun­den­ki­lo­me­ter. Gefah­ren wird auf Level 4 mit Sicher­heits­fah­rer, der jeder­zeit ein­grei­fen kann. Bei Hin­der­nis­sen wie bei­spiels­wei­se Müll­wa­gen auf der ent­spre­chen­den Fahr­spur muss der Fah­rer über­neh­men. Die Fahr­zeu­ge sind „auf Sicher­heit“ pro­gram­miert. So leg­te unser Klein­bus bei der Test­fahrt immer wie­der star­ke Brems­ma­nö­ver hin, wenn es bei­spiels­wei­se hohes Gras, das in die Fahr­bahn hin­ein­ragt, nicht als „harm­los“ erken­nen konn­te. Wäh­rend in Mann­heim das Test­feld in einem Wohn­ge­biet liegt, führt die sechs Kilo­me­ter lan­ge Stre­cke in Fried­richs­ha­fen über Haupt­stra­ßen und ein kur­zes Stück einer Über­land­stra­ße aus der City hin­aus. In bei­den Städ­ten kön­nen Test-Fahr­gäs­te sich zu vor­ge­ge­ben Zei­ten beför­dern las­sen. Das Pro­jekt wird bald enden. ZF ist aus der Ent­wick­lung des auto­no­men Fah­rens aus­ge­stie­gen. Zwei der Fahr­zeu­ge wer­den für ein Anschluss­pro­jekt in Her­ford ein­ge­setzt. Die bis­her gesam­mel­ten Daten/Erkenntnisse wer­den dafür zur Ver­fü­gung gestellt. In der Dis­kus­si­on mit Vertreter*innen der Pro­jekt­part­ner ging es um den regu­la­to­ri­schen Rah­men. Einst war Deutsch­land damit füh­rend, doch die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung ging wei­ter und stößt all­mäh­lich auf die Gren­zen des gel­ten­den Rechts­rah­mens (die in der Pra­xis aber nicht aus­ge­schöpft wird). Der Kern der Debat­te dreh­te sich um die Befürch­tung, dass Deutschland/Europa gegen­über Chi­na und den USA bei der Ent­wick­lung des auto­no­men Fah­rens den Anschluss ver­lie­ren könn­te. Gewünscht wur­de eine enge Koope­ra­ti­on zwi­schen euro­päi­schen Staa­ten und Unter­neh­men. Ins­be­son­de­re länd­li­che Regio­nen mit über­schau­ba­rer Fahr­gast­nach­fra­ge könn­ten von selbst­fah­ren­den Bus­sen pro­fi­tie­ren. Die­se könn­ten zudem eine Maß­nah­me gegen den Man­gel an Fahr­per­so­nal dar­stel­len.

Mehr Infos über das Pro­jekt in Mann­heim:

https://www.matthias-gastel.de/autonom-fahrende-busse-chance-fuer-den-oepnv/

Auch in Karls­ru­he wird auto­nom gefah­ren

Weni­ge Tage nach mei­nem Besuch in Fried­richs­ha­fen war ich in Karls­ru­he. Auf dem Gelän­de des KIT ist ein auto­nom fah­ren­der Klein­bus unter­wegs. Die­ser wur­de tech­nisch voll­stän­dig vom For­schungs­zen­trum Infor­ma­tik (FZI) aus­ge­stat­tet. Das FZI betreibt den Bus. Die­ser kann Hin­der­nis­se eigen­stän­dig umfah­ren. Anders als die Bus­se in Mann­heim und Fried­richs­ha­fen ver­fügt der klei­ne­re Bus in Karls­ru­he über kei­ne Fah­rer­po­si­ti­on und kein Lenk­rad. Den­noch ist jeder­zeit Per­so­nal im Fahr­zeug, das den Bus stop­pen oder per Joy­stick steu­ern kann. Auf dem Test­feld ist das Fahr­zeug mit maxi­mal 20 Stun­den­ki­lo­me­ter unter­wegs. Es ist vor­ge­se­hen, die Fahr­ten in den öffent­li­chen Ver­kehrs­raum hin­ein aus­zu­wei­ten.

Nach der Test­fahrt und Gesprä­chen mit Tech­ni­kern führ­te ich in Beglei­tung ört­li­cher Grü­ner Gesprä­che im FZI und wir beka­men eine Füh­rung durch die Anwen­dungs­fel­der der Robo­tik gebo­ten.