WLAN an Bahnhöfen und im Zug
Redebeitrag im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur am 19.03.2014
An 120 Bahnhöfen in Deutschland sind Hot Spots eingerichtet, an denen Reisende die ersten 30 Minuten kostenlos einen Internetzugang erhalten. Dabei gibt es allerdings dunkle Flecken: In Sachsen-Anhalt und Brandburg gibt es gar keine Hot Spots an Bahnhöfen und in M‑V und Thüringen gibt es nur wenige Bahnhöfe mit diesem Service.
Ich werde mich nun aber dem noch größeren und ärgerlicheren Problem widmen, dem Internetzugang in den Zügen:
Mittlerweile sind 3.000 km des ICE-Netzes und etwa 180 ICE mit breitbandigem Internetzugang ausgerüstet. Bis Ende 2015 will die DB AG die restlichen Strecken des ICE-Kernnetzes ausrüsten. Das klingt gut! Die Realität sieht aber leider anders aus:
- Der Empfang steht häufig gar nicht zur Verfügung und wenn ist er meist sehr langsam.
- Zwar wird in den ICE-Zügen für den Hot Spot geworben, das Zugpersonal hat jedoch keine Ahnung und kann kaum Fragen beantworten – oft kann es noch nicht einmal Auskunft darüber geben, an wen sich der Fahrgast mit Fragen zum Hot Spot oder mit Problemen beim Internetzugang wenden kann.
- Hinzu kommt, dass dieses meist sehr unbefriedigende Angebot auch noch kostenpflichtig ist. Fahrgäste, die den Vergleich mit Fernbussen kennen, stören sich daran häufig besonders: Das Fernbusticket kostet etwa ein Viertel einer Zugfahrkarte, dafür kann aber kostenlos WLAN genutzt werden – und dieser funktioniert meistens! Mangelhafte und dann auch noch kostenpflichtige Internetzugänge in den Zügen werden zunehmen zu einem Wettbewerbsnachteil der Bahn!
- Außerdem fehlen in den Zügen ausreichend Steckdosen. In vielen Regionalzügen gibt es gar keine Steckdosen.
Die Deutsche Bahn ist für das Mobile Internet in den Zügen eine Kooperation mit der Telekom eingegangen. Es ist zu hören, dass dies kein gutes Geschäft sei und daher eine leistungsfähige und flächendeckende Versorgung mit Internetzugängen nicht mit dem notwendigen Nachdruck verfolgt werde. Wenn dem so ist, so kann sich die DB AG nicht mehr länger zurückhalten. Sie muss investieren und den Internetausbau energisch vorantreiben. Alleine den Personentransport von A nach B anzubieten ist zu wenig. So wie der Fahrgast zumindest in den hochpreisigen Zugangeboten schon lange Angebote an Speisen und Getränken erwartet, so erwartet er heute, dass er im Zug arbeiten kann – und dazu gehört ein leistungsfähiger und verlässlicher Internetzugang. Die DB verschläft hier eine Entwicklung. Jetzt sollte sie im Interesse ihrer Kunden aktiv werden.
WLAN im Nah- und Regionalverkehr
Die technischen Herausforderungen sind hier geringer als im sich schneller bewegenden ICE, der noch dazu von den metallischen Wagenkästen und mit dünnen Metallschichten bedampften Fenstern nach außen abgeschirmt sind. Und doch sind die meisten Anbieter noch in der Pilotphase, was WLAN-Anschlüsse angeht. Auch wenn Reisende hier kürzer unterwegs sind als auf Fernreisen ist ein guter Internetempfang auch in diesen Verkehrsmitteln wichtig. Denn immer häufiger werden von unterwegs aus Echtzeitinformationen abgerufen und es wird nach den idealen Umsteigemöglichkeiten, Anschlusszügen und ‑bussen oder Mietwagen und ‑fahrrädern gesucht. Der Reisende organsiert und optimiert sich seine Reisekette während der Reise. Will der Nah- und Regionalverkehr neue Fahrgäste gewinnen, muss er sich diesen Herausforderungen stellen.
Fragen an die Bundesregierung:
- Was unternimmt die Bundesregierung, um die
Forderung von Bundesminister Dobrindt umzusetzen, die Bahn zum „Verkehrsmittel des digitalen Zeitalters“ zu machen und die gewünschte „digitale Spitzenversorgung“ einzurichten? - Bundesminister Dobrindt hat angekündigt, auch von Internetangeboten an Bahnhöfen und in Zügen künftig bestimmte finanzielle Unterstützungen der DB AG durch den Bund abhängig zu machen. Wie ist dies genau zu verstehen? Wir die Internetversorgung ein neuer Bestandteil der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV)? Welche Ziele und Kennzahlen sollen vorgegeben werden und welche Sanktionen sind ggf. vorgesehen?
- Auf Facebook hat ein Fahrgast gepostet: „Als ich von Skandinavien heim kam, fühle ich mich im DB-Zug um ein Jahrzehnt zurück versetzt.“ Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung darüber, wie Bahnunternehmen in anderen Ländern ihren Fahrgästen einen guten Internetzugang gewährleisten?
- Wie bewertet es die Bundesregierung, dass es in Dänemark in allen Arriva-Zügen (einer DB-Tochter) kostenloses Internet gibt?
- Wie bewertet es die Bundesregierung, dass in Fernbussen ein kostenloses WLAN angeboten wird und will sie dies auch in den Zügen der DB AG erreichen? Sieht sie einen Wettbewerbsnachteil für die Bahn?