Hat Heilbronn eine Chance auf Fernverkehr?

Stutt­gart Haupt­bahn­hof im Mai 2025: Mit mei­ner Land­tags­kol­le­gin Gudu­la Ach­ter­berg stei­ge ich in den ICE nach Heil­bronn. Heil­bronn und ICE? Ist das nicht die 130.000er-Stadt ohne Fern­ver­kehrs­an­bin­dung der Bahn?

Ja, das ist sie. Lei­der. Doch hin und wie­der wird die Fran­ken­bahn nach Würz­burg als Umlei­tungs­stre­cke genutzt. So war es erst jüngst wie­der. Die Gele­gen­heit haben wir genutzt, um bei einem Pres­se­ge­spräch im ICE für eine regel­mä­ßi­ge Fern­ver­kehrs­an­bin­dung zu wer­ben. Doch dafür sind eini­ge Bedin­gun­gen zu ver­bes­sern.

Die Fran­ken­bahn gilt als „Pro­blem­stre­cke“. Die Betriebs­qua­li­tät ist unbe­frie­di­gend, vie­le Züge sind ver­spä­tet unter­wegs. Dies unter­mau­ert das aktu­el­le Qua­li­täts­ran­king des Lan­des. Im „Netz 1“, dem die Fran­ken­bahn zuge­hö­rig ist, fuh­ren zuletzt nur noch 70 Pro­zent der Züge pünkt­lich. Die Fahr­zei­ten sind kaum wett­be­werbs­fä­hig, da die Züge auf der kur­ven­rei­chen Stre­cke, die sich am Ver­lauf des Neckars ori­en­tiert, meist nicht son­der­lich schnell fah­ren kön­nen. Es gibt Kreu­zungs­kon­flik­te und einen ein­glei­si­gen Abschnitt, die sich nega­tiv auf die Kapa­zi­tät und die Pünkt­lich­keit aus­wir­ken. Was getan wer­den kann, um die Stre­cke so umzu­bau­en, dass sie mehr Zuver­läs­sig­keit ermög­licht und zudem Fern­ver­kehr attrak­ti­ver machen kann, hat das Land vor eini­gen Jah­ren unter­sucht. Eini­ge der wich­tigs­ten davon stel­le ich nach­fol­gend vor: Durch die Über­hö­hung von Kur­ven kön­nen die Züge schnel­ler fah­ren, so zwi­schen Bad Fried­richs­hall und Heil­bronn sowie zwi­schen Lau­da und Oster­bur­ken. Damit lässt sich die Fahrt­zeit jeweils um 30 bis 90 Sekun­den ver­kür­zen. Man­cher­orts hilft der Ein­bau von Wei­chen oder deren Aus­tausch. In Zütt­lin­gen kön­nen die Züge dadurch um 44 Sekun­den beschleu­nigt wer­den. Mit Block­ver­dich­tun­gen kön­nen die Züge in kür­ze­ren Abstän­den fah­ren. Bei Bad Fried­richs­hall bei­spiels­wei­se gibt es einen neun Kilo­me­ter lan­gen Abschnitt, auf dem nur ein Zug fah­ren kann. Die­ser könn­te in zwei bis drei Abschnit­te unter­teilt wer­den. Bei Neckar­sulm wäre ein sepa­ra­tes Anschluss­gleis für Audi hilf­reich, um die Stre­cke zu ent­las­ten. In Box­berg-Wöl­chin­gen wür­de ein zwei­ter Bahn­steig eine Eng­stel­le besei­ti­gen und einen Fahr­zeit­ge­winn von 30 Sekun­den ermög­li­chen. Eine grö­ße­re Maß­nah­me wäre die Her­stel­lung eines zwei­ten Glei­ses zwi­schen Möck­mühl und Zütt­lin­gen. Auf der der dor­ti­gen Brü­cke liegt nur ein Gleis, wodurch immer wie­der Ver­spä­tun­gen ent­ste­hen und Takt­ver­bes­se­run­gen nicht mög­lich sind. Die­se Maß­nah­men soll­ten zügig in Angriff oder zumin­dest pla­ne­risch vor­be­rei­tet wer­den. Zudem soll­te über die ein oder ande­re Neu­tras­sie­rung nach­ge­dacht wer­den, um Kur­ven „weg­zu­be­kom­men“. Hier kom­men ver­schie­de­ne Abschnit­te in Fra­ge, die oft zwi­schen vier und sechs Kilo­me­ter lan­ge Neu­bau­ab­schnit­te bedeu­ten und die Fahr­zei­ten um jeweils zwi­schen 50 und 105 Sekun­den ver­rin­gern wür­den.

Der Bund wird in den kom­men­den Jah­ren den Bedarfs­plan („Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan“) neu auf­stel­len. Das wäre die Chan­ce für die grö­ße­ren Maß­nah­men! Im Koali­ti­ons­ver­trag wur­de zudem ange­kün­digt, dass die För­de­rung nach dem Gemein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz wei­ter ver­bes­sert wer­den soll. Damit könn­te dem Land gehol­fen wer­den, die genann­ten klei­ne­ren Maß­nah­men umset­zen zu kön­nen. Zudem steht das Son­der­ver­mö­gen zur Ver­fü­gung.

 

Die­se Maß­nah­men wür­den zunächst dem Regio­nal­ver­kehr zugu­te­kom­men. Die­ser könn­te zuver­läs­si­ge­re Leis­tun­gen ablie­fern. Takt­ver­dich­tun­gen wären mög­lich. Wenn höhe­re Geschwin­dig­kei­ten gefah­ren wer­den kön­nen, könn­ten Unter­neh­men wie die Deut­sche Bahn auf die sehr erwünsch­te Idee kom­men, Fern­ver­kehr anzu­bie­ten. In Fra­ge kom­men könn­ten bei­spiels­wei­se IC-Fahr­ten nach Ful­da oder Leip­zig. Heil­bronn als wirt­schafts­star­kes Ober­zen­trum wür­de davon enorm pro­fi­tie­ren.

Wei­ter­füh­ren­de Links:

https://www.matthias-gastel.de/handlungsbedarf-auf-der-frankenbahn/

https://www.matthias-gastel.de/frankenbahn-und-taubertalbahn-herausforderungen-loesungen/