Meine 18. Drei-Tages-Wanderung durch die Region!

Auch in die­sem Jahr war ich wie­der drei Tage zu Fuß in mei­nem Wahl­kreis unter­wegs. Meist war ich in Beglei­tung unter­wegs, teil­wei­se allein. An allen unter­wegs ein­ge­leg­ten Sta­tio­nen hat­te ich Gäs­te dabei. Dies­mal führt mich mei­ne Rou­te von Fil­der­stadt über Wal­den­buch, Stei­nen­bronn (1. Über­nach­tung) und Schö­naich (2. Über­nach­tung) nach Lein­fel­den-Ech­ter­din­gen.

In Wal­den­buch lief ich bei mei­ner ers­ten Sta­ti­on ein, die mir nicht unbe­kannt war: Im Eine-Welt-Läd­le. Die­ses ist im hin­te­ren Bereich der Büche­rei-Filia­le am Ran­de der Alt­stadt zu fin­den. Getra­gen wird das Läd­le von der Welt­grup­pe. Mit eini­gen der Akti­ven spra­chen wir über den Welt­han­del, die Flücht­lings­the­ma­tik und eini­gen Roh­stoff­fra­gen. Gemein­sam stell­ten wir fest, dass sich die Stim­mung im Land gegen Geflüch­te­te gedreht hat und nicht jede Dis­kus­si­on dar­über ratio­nal und fak­ten­ori­en­tiert geführt wird. Ein kon­kre­tes The­ma war das Lie­fer­ket­ten­ge­setz. Der Ver­ein ver­spricht sich davon die Stär­kung von Men­schen­rech­ten und fürch­tet eine Auf­wei­chung. Wir ste­hen als Grü­ne zu stren­gen Vor­ga­ben, sehen uns aber immer wie­der dem Büro­kra­tie­vor­wurf aus­ge­setzt. Bevor wir die Wan­de­rung fort­setz­ten, war­fen wir noch einen Blick ins gera­de ein­mal 10 Qua­drat­me­ter gro­ße Läd­le und des­sen Sor­ti­ment. Kaf­fee und Tee gehö­ren mit Honig und Süß­wa­ren zu den am häu­figs­ten ver­kauf­ten Pro­duk­ten.

Steil den Berg hin­auf fan­den wir unser nächs­tes Ziel, das Hei­zungs­bau-Unter­neh­men Lind­hei­mer. Dort konn­ten wir mit dem Chef und sei­nem Sohn, der gera­de sei­ne Aus­bil­dung abge­schlos­sen hat­te und die die drit­te und vier­te Gene­ra­ti­on abbil­den, spre­chen. Wir spra­chen über die Wär­me­pum­pe und deren oft­mals unter­schätz­te Mög­lich­kei­ten. Auch hier, wie zuvor schon in ande­ren Fach­be­trie­ben, wur­de ein­mal mehr erklärt, dass die­se sich auch für Alt­bau­ten und Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser anbie­tet und kei­nes­falls eine umfas­sen­de Wär­me­däm­mung vor­aus­setzt. Viel­mehr müs­se die Hei­zung und die Däm­mung als Gan­zes erfasst wer­den und geprüft wer­den, ob eine höhe­re Leis­tung der Wär­me­pum­pe oder die Inves­ti­ti­on in eine Wär­me­däm­mung wirt­schaft­li­cher ist. Der Betrieb hat nach eige­nen Wor­ten schon seit einem Jahr kei­ne Öl- oder Gas­hei­zung mehr ver­baut. Da sie­ben der 22 Mit­ar­bei­ten­den Azu­bis sind, war ich sehr froh, mit zwei Aus­zu­bil­den­den spre­chen zu kön­nen. Wir spra­chen über die Anfor­de­run­gen des Berufs und die Berufs­schu­le. Ich konn­te mir eines der Gesel­len­stü­cke anschau­en.

Ein viel­leicht etwas selt­sa­mes Bild gaben mei­ne Begleiter*innen und ich an einer Sta­ti­on des Zwei­ten Tages ab: In Wan­der­klei­dung infor­mier­ten wir uns im Wald­frei­bad in Schö­naich über die Tech­nik im Hin­ter­grund, Schwimm­kur­se und gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen. Das Bad wur­de bereits 1927 erbaut und war das ers­te im Land­kreis Böb­lin­gen. Es wird durch Quell­was­ser gespeist. Die Lie­ge­wie­sen befin­den sich auf drei Ebe­nen am Hang, wodurch die sozia­le Kon­trol­le erschwert wird. Kon­flik­te gebe es jedoch kei­ne, wur­de uns vom Bade­meis­ter und ehren­amt­li­chen Mit­glie­dern des För­der­ver­eins berich­tet, die Tei­le der Bade­auf­sich­ten über­neh­men. Da es weder eine Rut­sche noch einen Sprung­turm gibt, kom­men über­wie­gend Fami­li­en mit jün­ge­ren Kin­dern (es gibt ein schö­nes Plansch­be­cken) und älte­re Men­schen ins Bad. An Spit­zen­ta­gen besu­chen bis zu 1.000 Bade­gäs­te das idyl­lisch gele­ge­ne Frei­bad.

In Lein­fel­den-Ech­ter­din­gen hat­ten wir gleich drei Sta­tio­nen.

Die Esels­müh­le in Mus­berg ist eine gute kuli­na­ri­sche Adres­se in einer Natur­oa­se. Vor weni­gen Jah­ren war eines der Gebäu­de einem furcht­ba­ren Brand zum Opfer gefal­len. Inzwi­schen klafft an des­sen Stel­le eine Bau­gru­be. Alles ist, nach der Klä­rung kom­pli­zier­ter bau- und natur­schutz­recht­li­cher Fra­gen, vor­be­rei­tet für einen Neu­bau mit Laden, Gas­tro­no­mie und Wohn­raum. Wann das neue Gebäu­de ste­hen wird, ist noch offen. Es soll dem frü­he­ren Haus sehr ähn­lich sehen. Mit der Eigen­tü­mer­fa­mi­lie spra­chen wir über die Gas­tro­no­mie, die zuge­hö­ri­ge Bäcke­rei und die Tie­re auf dem Gelän­de, zu denen die namens­ge­ben­den Esel gehö­ren. Bis 2008 war die Müh­le noch in Betrieb.

Wei­ter ging es nach Ech­ter­din­gen. Dort wur­den wir auf der Jugend­farm erwar­tet. In den Feri­en sind über den Tag ver­teilt je rund 120 Kin­der auf dem Platz. Um uns her­um fand eine Was­ser­schlacht statt. Die Lei­te­rin und ein Vor­stands­mit­glied des För­der­ver­eins gaben uns, bis­wei­len assis­tiert durch das ein oder ande­re Kind, einen Über­blick: Sechs Haupt­amt­li­che tei­len sich rund fünf Stel­len, ergänzt durch einen Aus­zu­bil­den­den und einen jun­gen Men­schen im frei­wil­li­gen sozia­len Jahr. Wäh­rend der Schul­zeit gibt es ein Kern­zei­ten­an­ge­bot mit Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung und Mit­tag­essen. Wir schau­ten uns die Räum­lich­kei­ten und den Platz inklu­si­ve der Tie­re (Pferd, Ponys, Scha­fe, Zie­gen und Kanin­chen) an.

Wir lie­fen zurück nach Lein­fel­den zur letz­ten Sta­ti­on unse­rer Wan­de­rung: Die Freie Akti­ve Schu­le, die von 54 Kin­dern der Grund- und Werk­re­al­schu­le besucht wird. Die Schu­le ist geneh­migt, aber nicht aner­kannt und arbei­tet teil­wei­se nach Montesso­ri-Prin­zi­pi­en. Den Kin­dern wer­den Frei­hei­ten gelas­sen, was sie wann ler­nen. Dafür ste­hen klei­ne Lern­grup­pen bereit. Noten gibt es kei­ne. Die Lehr­kräf­te sind meist Grund- und Hauptschullehrer*innen, unter­stützt durch Lern­be­glei­ter. Die Eltern bezah­len Schul­geld und brin­gen sich bei­spiels­wei­se beim Put­zen und Sanie­ren der Räu­me ein. Das Ein­zugs­ge­biet der Schu­le ist weit grö­ßer als das der staat­li­chen Schu­len.

Fazit: Etwa 35 Kilo­me­ter war ich unter­wegs, konn­te viel sehen, ent­de­cken und wäh­rend des Lau­fens und an den Sta­tio­nen vie­le wert­vol­le Gesprä­che füh­ren. Davon kann ich wie­der eini­ge Ein­drü­cke mit in mei­ne poli­ti­sche Arbeit neh­men.

Im ver­gan­ge­nen Jahr war ich in Fil­der­stadt, Wolf­schlu­gen, Neckar­tenz­lin­gen und Nür­tin­gen unter­wegs. Hier der Bericht: https://www.matthias-gastel.de/drei-tage-zu-fuss-durch-den-landkreis/