Ampel: Bei weitem nicht nur Streit

Regie­rungs­bi­lanz vor der Halb­zeit

Die Ampel­ko­ali­ti­on regiert noch kei­ne zwei Jah­re. Die Bewer­tung der Bilanz durch die Öffent­lich­keit ist sehr durch­wach­sen. Im Blick von außen ist offen­bar der Streit sehr prä­gend. Doch es wur­de auch viel geleis­tet. Eine Zwi­schen­bi­lanz.

Die Ampel regiert seit kaum 20 Mona­ten. Ein­fa­che Mona­te waren das nicht. Die drei Par­tei­en wur­den zu Part­nern wider Wil­len. Hat­ten sie doch vor den Wah­len ihren jewei­li­gen Anhänger*innen viel­fach sich wider­spre­chen­de Aus­sa­gen gemacht. So woll­ten die Grü­nen aus dem Ver­bren­nungs­mo­tor aus­stei­gen, die FDP hin­ge­gen hielt die Fah­ne der „Tech­no­lo­gie­of­fen­heit“ hoch. Die Grü­nen ste­hen seit eh und je für eine Geschwin­dig­keits­be­schrän­kung auf Auto­bah­nen, die FDP lehnt eine sol­che ab. Grü­ne wol­len mehr inves­tie­ren, die FDP unbe­dingt die Schul­den­brem­se ein­hal­ten. Die Lis­te lie­ße sich noch lan­ge fort­set­zen. Doch fest­hal­ten lässt sich: Die neue Far­ben­leh­re muss­te auf­grund des eska­lie­ren­den Kriegs in der Ukrai­ne an vie­len Stel­len schnell han­deln. Die­se Her­aus­for­de­rung hat sie bestan­den: Die Ver­sor­gung mit Gas wur­de sicher­ge­stellt, obwohl zuvor über die Hälf­te des Brenn­stoffs aus Russ­land kam. Nie­mand muss­te frie­ren. Die Strom­ver­sor­gung war eben­falls sicher gestellt, obwohl in Frank­reich rund die Hälf­te der Atom­kraft­wer­ke wegen Män­geln und feh­len­dem Kühl­was­ser still­stan­den. Gera­de Grü­ne hat­ten sich ange­sichts der außer­ge­wöhn­li­chen Lage als sehr fle­xi­bel und ver­ant­wor­tungs­be­wusst gezeigt. So wur­de Flüs­sig­gas bezo­gen und die Lauf­zeit der drei ver­blie­be­nen Atom­kraft­wer­ke wur­de über den Win­ter ver­län­gert. Zudem wur­den von der Koali­ti­on umfang­rei­che, mil­li­ar­den­schwe­re Ent­las­tungs­pa­ke­te für Bürger*innen und Unter­neh­men geschnürt. Die Preis­ent­wick­lung bei Gas und Strom wur­de durch staat­li­che Maß­nah­men abge­bremst.

Mei­ne Auf­ga­ben und Funk­tio­nen

Bevor es gleich um mehr Details und wei­te­re The­men geht, hier erst­mal eine kur­ze Über­sicht über mei­ne Auf­ga­ben in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode: Ich bin ordent­li­ches  Mit­glied im Ver­kehrs­aus­schuss sowie im Tou­ris­mus­aus­schuss. Für mei­ne Frak­ti­on fun­gie­re ich als Obmann für Bahn­po­li­tik und Güterverkehr/Logistik. Die Bun­des­re­gie­rung ver­tre­te ich als Mit­glied im Auf­sichts­rat der DB Netz AG. Dort wache ich auch dar­über, dass poli­ti­sche Vor­ga­ben umge­setzt wer­den. Neben mei­nem eige­nen Wahl­kreis sor­ge ich für grü­ne Prä­senz in mei­nen bei­den  Betreu­ungs­wahl­krei­sen Hei­den­heim und Kon­stanz.

Was die Ampel­ko­ali­ti­on leis­tet

Wie ein­gangs beschrie­ben ist die­ses Drei­er-Bünd­nis kein ein­fa­ches. Vie­len Ent­schei­dun­gen gehen zähe Pro­zes­se vor­aus. Den­noch besteht eine hand­lungs­fä­hi­ge und flei­ßi­ge Koali­ti­on. Dies deu­tet eine Zahl an: Es wur­den in deut­lich weni­ger als zwei Jah­ren bereits 170 Geset­ze beschlos­sen. Hier ein klei­ner Aus­zug aus dem Han­deln der „Ampel“: Mit dem Deutsch­land­ti­cket wur­de die Nut­zung von Bus und Bahn auf Dau­er ange­legt so ein­fach und preis­wert wie nie zuvor. Wir haben ein Fach­kräf­te­ein­wan­de­rungs­ge­setz beschlos­sen, um dem Man­gel an Arbeits­kräf­ten in immer mehr Sek­to­ren zu begeg­nen. Mit dem neu­en Bür­ger­geld, das bis­he­ri­ge ein­zel­ne Sozi­al­leis­tun­gen bün­delt und erhöht, gilt „Hartz IV“ als über­wun­den. Zudem wur­de der Min­dest­lohn deut­lich ange­ho­ben. Mit zahl­rei­chen Maß­nah­men wur­de der Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien stark ange­kur­belt. Mit Bal­kon-Solar­kraft­wer­ken kann jetzt auch sehr ein­fach Solar­strom für den Eigen­ge­brauch pro­du­zie­ren, wer nicht über Woh­nungs­ei­gen­tum ver­fügt. Wir haben nach etwa 10 Jah­ren Dis­kus­si­on unter ver­schie­de­nen Regie­rungs­kon­stel­la­tio­nen die Ver­klei­ne­rung des Bun­des­ta­ges beschlos­sen und bei die­ser Gele­gen­heit auch gleich das Wahl­al­ter bei Euro­pa­wah­len[1] gesenkt. Mit einem „Bür­ger­rat“, der sich mög­lichst reprä­sen­ta­tiv aus „Zufallsbürger*innen“ zusam­men­setzt, las­sen wir uns als Poli­tik bera­ten. Mit der Tier­hal­tungs­kenn­zeich­nung wer­den Ver­brau­cher- und Tier­schutz gestärkt. Das Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz wird aus Grün­den des Kli­ma­schut­zes und der erwar­te­ten Preis­stei­ge­run­gen bei fos­si­len Ener­gie­trä­gern vor­aus­sicht­lich im Sep­tem­ber beschlos­sen und flan­kiert mit einem groß­zü­gi­gen För­der­pro­gramm für kli­ma­freund­li­che Heiz­sys­te­me.

Mei­ne The­men in Ver­hand­lung

Auf­grund mei­ner Zustän­dig­kei­ten lie­gen fol­gen­de The­men bei mir, um in der Koali­ti­on ver­han­delt zu wer­den: Aus­wei­tung und Erhö­hung der Lkw-Maut, neue Finan­zie­rungs­ar­chi­tek­tur für die Schie­ne für deren beschleu­nig­ten Aus­bau, wei­te­re Beschleu­ni­gungs­maß­nah­men für Sanie­rung und Aus-/Neu­bau der Schie­nen­we­ge.

Blick auf Akti­vi­tä­ten im Wahl­kreis

In den letz­ten 12 bis 13 Mona­ten habe ich 7 Sprech­stun­den für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger abge­hal­ten (plus Dia­log­for­ma­te wie „Poli­tik & Piz­za“ für jun­ge Leu­te). 40 Unter­neh­men sowie 16 Sozi­al­ein­rich­tun­gen und Schu­len habe ich besucht (ohne Besu­che von Schu­len in Ber­lin). Ich habe mich – teil­wei­se erfolg­reich – für den Aus­bau der Bahn­stre­cke zwi­schen Stutt­gart und Tübin­gen ein­ge­setzt (Block­ver­dich­tung bei Met­zin­gen) und zudem gemein­sam mit ande­ren MdB für Zuschüs­se zuguns­ten von Sport­stät­ten im Wahl­kreis ein­ge­setzt.

Die­ser Text stellt die Zusam­men­fas­sung mei­nes Jah­res­pres­se­ge­sprächs dar. Die­ses Gespräch füh­re ich stets zur Jah­res­mit­te mit den Lokal­zei­tun­gen, die in mei­nem Wahl­kreis erschei­nen.

[1] Für die Absen­kung des Wahl­al­ters bei Bun­des­tags­wah­len braucht es eine ver­fas­sungs­än­dern­de Zwei­drit­tel­mehr­heit, die lei­der nicht abseh­bar ist.