Erschreckend wenige Erkenntnisse
Der Bodensee ist für die Wasserversorgung der Menschen in Baden-Württemberg von elementarer Bedeutung und stellt zugleich einen der sensibelsten Lebensräume für Tiere und Pflanzen dar.
Wir Grünen im Bundestag hatten uns mit zwei Anfragen an die Bundesregierung gewandt: Zum einen wollten wir wissen, wie sich die Klimakrise auf den See auswirkt und zum anderen hatten wir nach der Situation der Vögel am Bodensee gefragt.
Klimakrise am Bodensee
Die Antworten fielen überaus dünn aus, weil sich die Bundesregierung meist darauf zurückzog, nicht zuständig zu sein und über keine Erkenntnisse zu verfügen.
Hier setzt meine Kritik an: Es ist erschreckend, wie wenig Kenntnisse über die konkreten Auswirkungen der Klimakrise auf die Gewässerökologie von Seen wie dem Bodensee vorliegen. Dasselbe gilt für die Anreicherung von organischen Schadstoffen und Metallen, die sich an Schwebstoffe wie Plastik anheften und dort anreichern. Es besteht also noch ein erheblicher Forschungsbedarf. Unabhängig davon muss aber klar sein, dass der Eintrag dieser Stoffe in den See bestmöglich unterbunden werden muss.
Unerklärlich ist, weshalb die Bundesregierung einer Erhöhung der Phosphatkonzentration im Bodensee keine klare Absage erteilt hat, obwohl sie die möglichen negativen Folgen korrekt beschrieben hat. Hierzu gibt es eine klare Rechtslage und auch der Bund sollte hierzu eine klare Meinung einnehmen. Wir jedenfalls wollen die Errungenschaften besser arbeitender Kläranlagen nicht missen und halten der niedrigen Phosphatkonzentration im Wasser fest.
Vögel am Bodensee
Auch diese Antwort der Bundesregierung fällt dünn bzw. sehr allgemein und nicht speziell auf den Bodensee bezogen aus. Allerdings muss sie einräumen, dass sich die Situation sowohl bei den in Deutschland überwinternden Vögeln (z. B. Zwergschwan und Eisente) und den Rastvögeln (z. B. Mittelsäger) teilweise erheblich verschlechtert hat. Auch bei Vögeln, die am Bodensee vorkamen oder vorkommen seien „stark negative Trends“ festzustellen. Genannt werden das Braunkehlchen, der Kiebitz und die Uferschnepfe. Aus Untersuchungen der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee ist bekannt, dass die Uferschnepfe vom Bodensee verschwunden ist und der Kiebitz und das Braunkehlchen deutlich seltener anzutreffen als noch in den 1980er-Jahren (-80 bzw. 50 Prozent).
Je nach Ernährungsgewohnheiten und Brutverhalten sind der Rückgang an Insekten, die intensive Landwirtschaft, der Grünlandumbruch und der Mangel an geeigneten Brutstätten ursächlich oder mitursächlich für die Bestandsrückgänge.
Notwendig sind unter anderem Veränderungen in der Agrarpolitik, die beispielsweise Strategien für die Reduzierung des Pestizideinsatzes fördert.