Anfragen zu Klimakrise und Vögeln am Bodensee

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07.04.2020

Erschreckend wenige Erkenntnisse

Der Boden­see ist für die Was­ser­ver­sor­gung der Men­schen in Baden-Würt­tem­berg von ele­men­ta­rer Bedeu­tung und stellt zugleich einen der sen­si­bels­ten Lebens­räu­me für Tie­re und Pflan­zen dar.

Wir Grü­nen im Bun­des­tag hat­ten uns mit zwei Anfra­gen an die Bun­des­re­gie­rung gewandt: Zum einen woll­ten wir wis­sen, wie sich die Kli­ma­kri­se auf den See aus­wirkt und zum ande­ren hat­ten wir nach der Situa­ti­on der Vögel am Boden­see gefragt.

Kli­ma­kri­se am Boden­see

Die Ant­wor­ten fie­len über­aus dünn aus, weil sich die Bun­des­re­gie­rung meist dar­auf zurück­zog, nicht zustän­dig zu sein und über kei­ne Erkennt­nis­se zu ver­fü­gen.

Hier setzt mei­ne Kri­tik an: Es ist erschre­ckend, wie wenig Kennt­nis­se über die kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se auf die Gewäs­ser­öko­lo­gie von Seen wie dem Boden­see vor­lie­gen. Das­sel­be gilt für die Anrei­che­rung von orga­ni­schen Schad­stof­fen und Metal­len, die sich an Schweb­stof­fe wie Plas­tik anhef­ten und dort anrei­chern. Es besteht also noch ein erheb­li­cher For­schungs­be­darf. Unab­hän­gig davon muss aber klar sein, dass der Ein­trag die­ser Stof­fe in den See best­mög­lich unter­bun­den wer­den muss.

Uner­klär­lich ist, wes­halb die Bun­des­re­gie­rung einer Erhö­hung der Phos­phat­kon­zen­tra­ti­on im Boden­see kei­ne kla­re Absa­ge erteilt hat, obwohl sie die mög­li­chen nega­ti­ven Fol­gen kor­rekt beschrie­ben hat. Hier­zu gibt es eine kla­re Rechts­la­ge und auch der Bund soll­te hier­zu eine kla­re Mei­nung ein­neh­men. Wir jeden­falls wol­len die Errun­gen­schaf­ten bes­ser arbei­ten­der Klär­an­la­gen nicht mis­sen und hal­ten der nied­ri­gen Phos­phat­kon­zen­tra­ti­on im Was­ser fest.

Vögel am Boden­see

Auch die­se Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung fällt dünn bzw. sehr all­ge­mein und nicht spe­zi­ell auf den Boden­see bezo­gen aus. Aller­dings muss sie ein­räu­men, dass sich die Situa­ti­on sowohl bei den in Deutsch­land über­win­tern­den Vögeln (z. B. Zwerg­schwan und Eis­ente) und den Rast­vö­geln (z. B. Mit­tel­sä­ger) teil­wei­se erheb­lich ver­schlech­tert hat. Auch bei Vögeln, die am Boden­see vor­ka­men oder vor­kom­men sei­en „stark nega­ti­ve Trends“ fest­zu­stel­len. Genannt wer­den das Braun­kehl­chen, der Kie­bitz und die Ufer­schnep­fe. Aus Unter­su­chun­gen der orni­tho­lo­gi­schen Arbeits­ge­mein­schaft Boden­see ist bekannt, dass die Ufer­schnep­fe vom Boden­see ver­schwun­den ist und der Kie­bitz und das Braun­kehl­chen deut­lich sel­te­ner anzu­tref­fen als noch in den 1980er-Jah­ren (-80 bzw. 50 Pro­zent).

Je nach Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten und Brut­ver­hal­ten sind der Rück­gang an Insek­ten, die inten­si­ve Land­wirt­schaft, der Grün­land­um­bruch und der Man­gel an geeig­ne­ten Brut­stät­ten ursäch­lich oder mit­ur­säch­lich für die Bestands­rück­gän­ge.

Not­wen­dig sind unter ande­rem Ver­än­de­run­gen in der Agrar­po­li­tik, die bei­spiels­wei­se Stra­te­gien für die Redu­zie­rung des Pes­ti­zid­ein­sat­zes för­dert.