Anzahl von Wildunfällen nach wie vor zu hoch

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Wildunfall auf Landstrae

28.12.2015

Bereits zum vier­ten Mal in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode haben sich die Grü­nen im Bun­des­tag per Klei­ner Anfra­ge mit dem The­ma „Wild­tier­un­fäl­le“ befasst. Die Fra­gen wur­den auch dies­mal wie­der unter Ein­be­zie­hung von Jägern for­mu­liert. Uns geht es bei die­sen Initia­ti­ven sowohl um die Ver­kehrs­si­cher­heit, das heißt die Ver­mei­dung von Per­so­nen- und Sach­schä­den, als auch um den Schutz von Wild­tie­ren.

Was die neuerliche Anfrage ergeben hat

  • Im Jahr 2014 wur­den ins­ge­samt 2.777 Ver­kehrs­un­fäl­le unter der Betei­li­gung von Wild regis­triert; bei 2.429 die­ser Unfäl­le kamen Men­schen zu Scha­den. Beim weit­aus größ­ten Teil von Wild­tier­un­fäl­len ent­ste­hen kei­ne Per­so­nen- und kei­ne grö­ße­ren Sach­schä­den; die­se wer­den gar nicht erst erfasst.
  • Wäh­rend die Gesamt­zahl von Ver­kehrs­un­fäl­len mit Per­so­nen­scha­den von Mit­te der 1990-er Jah­re bis zum Beginn die­ses Jahr­zehnts um 21 Pro­zent zurück­ging, sank die Anzahl der Ver­kehrs­un­fäl­le unter Betei­li­gung von Wild nur um 13 Pro­zent (Ver­gleich der Jah­re 1995 bis 1998 mit den Jah­ren 2011 bis 2014.
  • Noch deut­li­cher wird dies bei Betrach­tung der schwer­wie­gen­den Unfäl­le mit Sach­scha­den: Wäh­rend die Gesamt­zahl die­ser Ver­kehrs­un­fäl­le von Mit­te der 1990-er Jah­re bis zum Beginn die­ses Jahr­zehnts um 33 Pro­zent zurück­ging, sank die Anzahl der Ver­kehrs­un­fäl­le unter Betei­li­gung von Wild nur um 17 Pro­zent (Ver­gleich der Jah­re 1995 bis 1998 mit den Jah­ren 2011 bis 2014).
  • Die Anzahl der Wild­tier­un­fäl­le geht an allen Kate­go­rien von Stra­ßen – also sowohl an Auto­bah­nen, Bun­des- und Lan­des- sowie auch an Kom­mu­nal­stra­ßen – zurück.

Zwi­schen­fa­zit: Die Anzahl der Ver­kehrs­un­fäl­le ins­ge­samt ging deut­lich stär­ker zurück als die unter Betei­li­gung von Wild.

  • Die Ent­wick­lung poli­zei­lich erfass­ter Ver­kehrs­un­fäl­le unter Betei­li­gung von Wild ver­läuft in den Bun­des­län­dern recht unter­schied­lich. Bei­spiel: Wäh­rend in Baden-Würt­tem­berg in der Lang­frist­be­trach­tung ein Anstieg zu erken­nen ist, sin­ken die Zah­len in Bay­ern und beson­ders stark in Meck­len­burg-Vor­pom­mern sowie in Nord­rhein-West­fa­len.
  • In Baden-Würt­tem­berg sind weit über­durch­schnitt­lich vie­le Grün­brü­cken in Pla­nung (14) oder im Bau (1).
  • Die Bun­des­re­gie­rung kann oder will erstaun­lich vie­le der Fra­gen nicht beant­wor­ten.
  • Ent­ge­gen den Ant­wor­ten auf frü­her Anfra­ge der Grü­nen im Bun­des­tag weiß die Bun­des­re­gie­rung jetzt doch, dass bestimm­te Tier­ar­ten durch Ver­kehrs­un­fäl­le in ihrer Popu­la­ti­on in beson­de­rer Wei­se gefähr­det sind: Amphi­bi­en und Rep­ti­li­en­ar­ten. For­schungs­er­geb­nis­se, auf die wir in unse­rer Klei­nen Anfra­ge ver­wie­sen hat­ten, sahen Risi­ken vor allem für Wild­kat­zen, Rot­hir­sche und Dach­se.

Die Bun­des­re­gie­rung wird sich für eine Rege­lung im Bun­des­jagd­ge­setz ein­set­zen, um die Jagd in der Nähe von Que­rungs­hil­fen wie Grün­brü­cken ein­zu­schrän­ken. Dies ist wich­tig, um die Akzep­tanz der Grün­brü­cken beim Wild zu schaf­fen und zu erhal­ten. Dass die Beja­gung von Wild in der Nähe von Grün­brü­cken ein­ge­schränkt wer­den soll ist über­fäl­lig und zu begrü­ßen.

Ergänzender Hinweis zur Finanzierung von Grünbrücken

Grün­brü­cken stel­len zwei­fels­frei die wir­kungs­volls­te, lei­der aber auch teu­ers­te Maß­nah­me zur Ver­mei­dung von Wild­tier­un­fäl­len dar. Im Bun­des­haus­halt sind Haus­halts­mit­tel für den Bau von Grün­brü­cken nicht geson­dert ver­an­schlagt. Sie müs­sen aus den Stra­ßen­bau­mit­teln finan­ziert wer­den.

Mein Fazit

Dass die Anzahl der Wild­tier­un­fäl­le weit­aus weni­ger zurück­geht als die der Ver­kehrs­un­fäl­le ins­ge­samt zeigt den poli­ti­schen Hand­lungs­be­darf. Um Men­schen, aber auch Wild­tie­re bes­ser zu schüt­zen, braucht es mehr Enga­ge­ment von Bund und Län­dern. Es braucht mehr Grün­brü­cken, um fol­gen­schwe­re Kol­li­sio­nen zu ver­mei­den. Und die Akti­vi­tä­ten zur Erfor­schung wir­kungs­vol­ler und kos­ten­güns­ti­ge­rer Maß­nah­men zur Unfall­ver­mei­dung müs­sen inten­si­viert wer­den.

Hier geht’s zur Klei­nen Anfra­ge: KA Wild­tier­un­fäl­le Dez. 2015