11.11.2022
Gespräche vor Ort
Mit der Aus- und Neubaustrecke Augsburg – Ulm soll die Reisezeit auf das für den Deutschlandtakt erforderliche Maß verkürzt werden. Das Projekt kommt absehbar in eine entscheidende und wichtige Phase, nämlich die Definition der Vorzugsvariante. In Augsburg habe ich mich mit dem Vorhaben näher befasst.
Derzeit sind die Reisenden zwischen den beiden Großstädten zwischen 38 und 43 Minuten unterwegs. Für den Deutschlandtakt mit seinen optimierten Umsteigemöglichkeiten in den Knotenbahnhöfen muss die Reisezeit auf unter 30 Minuten gedrückt werden. Im Zielfahrplan wird von 26 Minuten ausgegangen. Dies ist optimal, um Anschlüsse an den Fern- und Regionalverkehr zu sichern und zugleich zu lange Umsteigezeiten zu vermeiden. Diese Optimierung verbessert letztlich die Verbindungen auf dem Korridor zwischen Köln und München. Aktuell befindet sich das Projekt in einem fortgeschrittenen Stadium der Vorplanung und der Trassenfindung. Vorgesehen sind in allen vier „übrig gebliebenen“ Varianten jeweils Kombinationen aus Aus- und Neubauabschnitten. Alle vier Varianten erfüllen die Zeitvorgaben und schaffen zudem die Kapazitäten für Mehrverkehre auf der Schiene. Eine Variante, die „orangene“, führt in weiten Teilen dicht an der Autobahn A 8 entlang und würde daher Verkehrsachsen bündeln. Auf ihr ist eine Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometer vorgesehen, auf den drei anderen würden die Züge Tempo 300 fahren. Die Neuen Gleise sollen vom schnellen Fernverkehr sowie insbesondere nachts durch den Güterverkehr genutzt werden. Vorteile: Auf der Bestandsstrecke entstehen freie Trassen, die für bessere Angebote des Regionalverkehrs genutzt werden können. Zudem verschwindet der Güterverkehr zumindest in weiten Teilen aus den ortsnahmen Lagen, was die Lärmsituationen dort verbessert. Die neuen Gleise sollen voll güterverkehrstauglich geplant werden. Günzburg bleibt, so sieht es der Zielfahrplan für den Deutschlandtakt vor, weiterhin durch den Fernverkehr angebunden (es sind sogar mehr Halte vorgesehen). Dazu müssen die Züge von der Neubaustrecke auf die Bestandsstrecke abzweigen.
Gemeinsam mit meiner Landtagskollegin Stephanie Schuhknecht (Augsburg) habe ich mich bei der DB Netz in Augsburg über das Projekt informiert und abends im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Dort gab es große Zustimmung zum Deutschlandtakt mit seinen vorgesehenen Angebotsverbesserungen und auch Verständnis dafür, dass es eine Neu- und Ausbaustrecke mit insgesamt vier Gleisen auf der Relation zwischen Augsburg und Ulm braucht. Ich habe mich in beiden Terminen dafür stark gemacht, dass entlang der Neubau-Abschnittsvarianten untersucht wird, ob und wo Regionalhalte möglich sind. In Merklingen (Neubaustrecke Wendlingen – Ulm) ist dies gelungen. Dort wird eine ganze Region neu an die Schiene angebunden. Hier, in Bayern, müsste das Land entsprechend aktiv sein und für einen Untersuchungsauftrag sorgen.
Das weitere Vorgehen: Demnächst steht das Raumordnungsverfahren an, das von der Bezirksregierung von Schwaben durchzuführen ist. Sie führt dann ein Öffentlichkeitsbeteiligungsverfahren mit Gutachten und Stellungnahmen durch. Je nach Beurteilungen wird gemeinsam mit dem Dialogforum als wichtigem Teil der frühzeitigen Beteiligung, dem 80 Teilnehmende aus betroffenen Kommunen, Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände angehören, auf Basis zahlreicher Bewertungskriterien eine Vorzugsvariante ausgewählt. Diese wird dann dem Deutschen Bundestag zur Befassung und Beschlussfassung vorgelegt (evtl. im Frühsommer 2025). Daran anschließend kann das Projekt mit einer noch höheren demokratischen Legitimation in die weiteren Planungsphasen, zunächst in die Entwurfsplanung, gehen.