Ausbau Infrastruktur für grenzüberschreitenden Bahnverkehr

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

19.02.2021

Jahrzehntealte Versprechen – Umsetzung im Schneckentempo

Die Ver­tie­fung der euro­päi­schen Inte­gra­ti­on und die ver­kehrs­po­li­ti­schen Ziel­stel­lun­gen zur Ver­la­ge­rung von Per­so­nen- und Güter­ver­kehr auf die Schie­ne ver­lan­gen einen beson­de­ren Schwer­punkt beim Aus­bau der grenz­über­schrei­ten­den Eisen­bahn­in­fra­struk­tur. Lei­der geht es mit dem Aus­bau der Schie­nen­we­ge bes­ten­falls im Schne­cken­tem­po vor­an. Dies zei­gen die Ant­wor­ten der Bun­des­re­gie­rung auf mei­ne Anfra­ge.

Zwar hat Deutsch­land mit eini­gen Nach­bar­staa­ten bereits vor Jahr­zehn­ten Staats­ver­trä­ge zum Aus­bau grenz­über­schrei­ten­der Stre­cken abge­schlos­sen, jedoch stockt der Aus­bau wich­ti­ger Stre­cken oder geht nur sehr schlep­pend vor­an wie bei­spiels­wei­se bei der Aus­bau- und Neu­bau­stre­cke Karls­ru­he – Basel, die als Teil der wich­ti­gen euro­päi­schen Nord-Süd-Magis­tra­le auch die Funk­ti­on als Zulauf­stre­cke für die Neue Eisen­bahn-Alpen­trans­ver­sa­le (NEAT) über­nimmt. Wäh­rend die Schweiz mit der fahr­plan­mä­ßi­gen Inbe­trieb­nah­me des Ceneri-Basis­tun­nels zum Fahr­plan­wech­sel am 13. Dezem­ber 2020 die NEAT weit­ge­hend voll­endet hat, dau­ert der Aus­bau der Stre­cke Karls­ru­he – Basel in Deutsch­land – der bereits 1996 in Ver­trag von Luga­no zwi­schen bei­den Län­dern per Staats­ver­trag ver­ein­bart wur­de – min­des­tens bis Mit­te der 30er-Jah­re. Bei der fei­er­li­chen Eröff­nung des Ceneri-Basis­tun­nels im Sep­tem­ber 2020 kri­ti­sier­te die Schwei­zer Bun­des­prä­si­den­tin und Ver­kehrs­mi­nis­te­rin den ver­zö­ger­ten Aus­bau auf deut­scher Sei­te. Auch der Aus­bau der Eisen­bahn­in­fra­struk­tur zu unse­ren öst­li­chen Nach­barn Polen und Tsche­chi­en ist wich­tig. Ende 2018 konn­te auf der Stre­cke Hoyers­wer­da – Hor­ka – Węg­li­niec (PL) der elek­tri­sche Zug­be­trieb auf­ge­nom­men wer­den. Bei die­ser Stre­cke han­delt es sich nach dem Eisen­bahn­grenz­über­gang bei Frank­furt (Oder) erst um die zwei­te Stre­cke zwi­schen Deutsch­land und Polen, die elek­tri­fi­ziert ist. Zwi­schen Deutsch­land und Tsche­chi­en gibt es bis heu­te mit der Elb­tal­stre­cke über Bad Schand­au – Děčín (CZ) sogar ledig­lich eine elek­tri­fi­zier­te Haupt­bahn.

Schweiz

Zwi­schen Deutsch­land und der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft bestehen zwei Aus­bau­ab­kom­men: Näm­lich für die Siche­rung der Leis­tungs­fä­hig­keit des Zulaufs zur neu­en Eisen­bahn-Alpen­trans­ver­sa­le (NEAT), wozu der Aus­bau Stutt­gart – Zürich (Gäu­bahn), der vier­glei­si­ge Aus­bau Karls­ru­he – Basel, die Elek­tri­fi­zie­rung Ulm – Lin­dau und der Aus­bau Mün­chen – Lin­dau gehö­ren. Die­se Ver­ein­ba­rung stammt aus dem Jahr 1996. Fer­tig­ge­stellt ist ledig­lich die Elek­tri­fi­zie­rung Mün­chen – Lin­dau und kurz vor der Fer­tig­stel­lung steht die Elek­tri­fi­zie­rung Ulm – Lin­dau (mit Mit­teln des Lan­des, da sich der Bund wenig vor­nehm zurück­hal­ten woll­te). Auf der Gäu­bahn-Stre­cke steht ledig­lich der Abschnitt Horb – Neckar­hau­sen kurz vor dem Bau­be­ginn. Wei­te­re Aus­bau­schrit­te befin­den sich erst in frü­hen Pla­nungs- bzw. in poli­ti­schen Dis­kus­si­ons­pha­sen. Der Aus­bau der Rhein­tal­bahn soll bis 2035 in wesent­li­chen Tei­len abge­schlos­sen sein; aller­dings ist die Fer­tig­stel­lung des letz­ten Abschnitts auf das Jahr 2041 ter­mi­niert! Zur NEAT wur­de im Mai 2019 zusätz­lich eine Absichts­ver­ein­ba­rung geschlos­sen. Hier geht es auch um kurz­fris­tig umsetz­ba­re Maß­nah­men zur Leis­tungs­stei­ge­rung auf der Rhein­tal­bahn zuguns­ten des Güter­ver­kehrs. Pla­nun­gen u. a. für Wei­chen-/Si­gnal­bau­maß­nah­men in Offen­burg sei­en, so die Bun­des­re­gie­rung, ange­lau­fen.

Frank­reich

1992 wur­de eine Ver­ein­ba­rung zwi­schen bei­den Län­dern getrof­fen, um Süd­west­deutsch­land bes­ser mit Ost­frank­reich und Paris zu ver­bin­den. Kon­kret geht es um die Ver­bin­dun­gen Mann­heim – Saar­brü­cken (bis auf das Zug­si­che­rungs­sys­tem ETCS fer­tig­ge­stellt) und Kehl – Appen­wei­er mit der Rhein­brü­cke Kehl. Die­se Brü­cke ist fer­tig­ge­stellt, der Rest befin­det sich in Pla­nung.

Fazit: Die Her­stel­lung grenz­über­schrei­ten­der Bahn­in­fra­struk­tur genießt offen­bar nicht den erfor­der­li­chen poli­ti­schen Stel­len­wert und dau­ert viel zu lang. Die Umset­zun­gen sind zu beschleu­ni­gen.