Bericht: Radverkehr in Hamburg

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Hamburg Fahrrad25.05.2015

 

 

Ham­burg bringt gute Vor­aus­set­zun­gen für einen star­ken Rad­ver­kehr mit: Es ist eben, es gibt Platz und die Rad­ver­kehrs­pla­nung beginnt nicht am Null­punkt. Aber die vor­han­de­ne Infra­struk­tur ist nicht dazu geeig­net, dem Rad­ver­kehr einen kräf­ti­gen Schub zu ver­lei­hen.

 

Wenn man Ham­burg per Rad erkun­det, kann man sei­ne Erleb­nis­se als sehr wider­sprüch­lich emp­fin­den. Der Rad­ver­kehr ist all­ge­gen­wär­tig. Und auch eine Rad­in­fra­struk­tur ist vor­han­den. Sie stammt aber weit­ge­hend aus einer Zeit, als der Rad­ver­kehr dem Kraft­fahr­zeug­ver­kehr kei­nen Platz und kei­ne Vor­fahrt weg­neh­men durf­te und als Rad- und Fuß­ver­kehr als eine Ein­heit betrach­tet wur­de, die höchs­tens durch die Far­be des Bela­ges von­ein­an­der getrennt wur­de. So kommt es stän­dig zu Kon­flik­ten zwi­schen Rad­fah­ren­den und Fuß­gän­ge­rIn­nen. Allei­ne am Tag mei­ner Exkur­si­on habe ich zwei­mal erlebt, wie sich Fuß­gän­ger über Rad­fah­rer beschwert haben, obwohl sich die­se nach der Logig der Ver­kehrs­pla­nung kor­rekt ver­hal­ten haben. Auf Wachs­tum ist die­se Rad­ver­kehrs­in­fra­struk­tur jeden­falls nicht aus­ge­rich­tet. Sie ist zu schmal, weist Kur­ven aus, die nur in Schritt­tem­po zu bewäl­ti­gen sind und an vie­len Stel­len brö­ckelt sie. Vie­le Wege enden abrupt. Wo ein Rad­ver­kehrs­kon­zept nicht vor­han­den oder nicht aus­rei­chend den Bedürf­nis­sen ent­spricht, schafft sich der Rad­ver­kehr sei­ne eige­nen „Kon­zep­te“. Auf­ge­fal­len ist mir bei­spiels­wei­se, dass Rad­we­ge, die dafür weder gedacht noch geeig­net sind, häu­fig im Zwei­rich­tungs­ver­kehr befah­ren wer­den. Was ist zu tun? Ich kann mir vor­stel­len, dass der Rad­ver­kehr gut geför­dert wird, wenn er aus­rei­chend brei­te Tras­sen auf den Fahr­bah­nen zuge­stan­den bekommt und an Ampeln bevor­rech­tigt wird. Man­cher­orts kann auch eine bes­se­re Weg­wei­sung für Orts­un­kun­di­ge hilf­reich sein. Auch für Rad­schnell­we­ge dürf­te das Poten­ti­al vor­han­den sein.

Koalitionsvertrag „Hamburg wird Fahrradstadt“

Der rot-grü­ne Koali­ti­ons­ver­trag gilt mit sei­nen fahr­rad­po­li­ti­schen Aus­sa­gen als ambi­tio­niert. Der Rad­ver­kehr soll zu einem Inves­ti­ti­ons­schwer­punkt wer­den, um „den Rad­ver­kehrs­an­teil in den zwan­zi­ger Jah­ren auf 25 Pro­zent zu stei­gern.“ Er umfasst fol­gen­de Maß­nah­men (hier deut­lich gekürzt): Sanie­rung des Rad­we­ge­net­zes, anle­gen von Rad­fahr­strei­fen und Schutz­strei­fen (wobei nicht mehr benö­tig­te Rad­we­ge zuguns­ten der Fuß­we­ge zurück­ge­baut wer­den sol­len), an bedeu­ten­den Kno­ten­punk­ten sol­len aus­rei­chend gro­ße Auf­stell­flä­chen für Fahr­rä­der ein­ge­rich­tet wer­den, ver­mehrt soll es Fahr­rad­stra­ßen geben, in jedem Bezirk ist eine Rou­te für einen Rad­schnell­weg vor­ge­se­hen, die Rad­we­ge­be­nut­zungs­pflicht wird ein­ge­schränkt, Umset­zung Bike+Ride-Konzept, Kam­pa­gne für bes­se­res Fahr­rad­kli­ma usw.