13.05.2015
Mein fünfter Thementag stand unter dem Motto „Aus der Region – Auf den Tisch!“. Ich besuchte eine Forellenzucht und zwei landwirtschaftliche Betriebe mit Direktvermarktung. Dabei war ich in den Landkreisen Esslingen und Böblingen unterwegs.
Erste Station: Forellenzucht im Körschtal
Der Tag begann in Denkendorf in der Körschtal-Forellenzucht. Das Rauschen des Baches war schon von weitem zu hören. Es ist aber nicht das Wasser der Körsch, das die fünf Betonbecken füllt, sondern eine Quelle oberhalb der Fischzuchtanlage. Hermann Pöschl heißt der Mann, dessen Vater einst seinen bisherigen Beruf ab- und die Teiche angelegt hat. Das Hobby (Angeln) zum Beruf zu machen war seine Devise. Und sein Sohn hat den Betrieb übernommen. Die Jungfische werden in verschiedenen baden-württembergischen Zuchtanlagen, unter anderem in Aalen und Göppingen, gekauft und bis zum Schlachtgewicht von etwa 350 Gramm gezogen. Die Regenbogenforellen sind dann etwa 18 Monate alt. Das Futter, bestehend aus gepressten Garnelen-Abfällen, wird gekauft. Netze an den Rändern der Becken sollen den Fischreiher abhalten („Einen Fisch pro Tag für den Fischreiher ist okay“). 50.000 Forellen gehen pro Jahr über die Theke des eigenen Ladens. Ein geringer Anteil geht an Gastronomiebetriebe der Umgebung. Sie stehen in nahezu allen Varianten zum Verkauf: Frisch und ganz, frisch und filetiert oder geräuchert. Geräuchert wird mit einer geheimen Holzmischung („Rezeptur“), der Fisch wird dabei mit Salz und Kräutern gewürzt. Der Betriebsinhaber könnte nach eigener Abschätzung auch mehr Fisch absetzen. Die Nachfrage, so sagt er, sei auf jeden Fall vorhanden. Es fehle aber an genügend Lieferanten aus der Region für die Jungfische. Stattdessen würden zunehmend Forellen aus anderen Ländern eingeführt. Spanien und Dänemark sind dafür schon seit längerem bekannt. Nun drängen noch Züchter aus der Türkei auf den Markt.
Nach einem kleinen Vesper mit Fischbroten geht es weiter zu nächsten Station.
Zweite Station: Biolandhof in Denkendorf
Auf dem Hof von Familie Henzler leben 25 Milchkühe, 40 Jungrinder, einige Schweine und rund 1.000 Hühner. Die Rinder gehören verschiedenen Rassen an, vor allem Fleckvieh. Außerdem gibt es einige Wachteln. Diese sind aber eher das Hobby des jüngsten Sohnes und von nachgeordneter wirtschaftlicher Bedeutung. Die Henzlers sind sichtlich stolz auf die Gesundheit ihrer Tiere. „An uns verdient der Tierarzt höchstens 100 Euro im Jahr. Zuletzt für die Behandlung unseres Hundes“, erzählt Christa Henzler. Mit Antibiotika werde vielleicht einmal im Jahr ein Rind behandelt. Die Tiere können sich alle auf großzügigen Freiflächen bewegen. Seit dem Skandal um Pferdefleisch stellt die Familie eine erhöhte Nachfrage nach Fleisch fest, bei dem der Kunde den Ursprung erkennen kann. Ein großer Teil des Fleisches, der Milch und der Eier werden im eigenen Hofladen verkauft. Der Rest geht an den Großhandel. Um die Zukunft ihres Hofes bräuchten sich Henzlers keine Sorgen zu machen. Zumal beide Söhne sich eine Hofübernahme vorstellen können. Langfristig wird aber mehr Fläche für den Getreideanbau benötigt. Und Fläche ist auf den Fildern ein knappes und damit teures Gut. Vor allem dann, wenn das nahe Gewerbegebiet vergrößert wird, wie es derzeit geplant wird.
Dritte Station: Bauernhof in Gärtingen
Zur dritten und letzten Station war eine etwas weitere Anreise mit S‑Bahn und Fahrrad erforderlich. Der Hof der Familie Lutz liegt etwa zwei Kilometer außerhalb von Gärtringen (Landkreis Böblingen). Die konventionell wirtschaftende Bauernfamilie lebt von rund 110 Salers-Rindern. Dies ist eine sehr ursprüngliche Rinderrasse aus dem französischen Zentralmassiv. Die Ställe sind mit reichlich Stroh ausgestreut. Im Sommer sind die Rinder auf der Weide. Alle Tiere tragen Hörner. Da die Hörner ein Leben lang wachsen, tragen insbesondere die älteren Tiere einen imposanten Kopfschmuck. Zu Verletzungen kommt es selten, erzählt Frau Lutz. Ihre Erfahrung sei vielmehr, dass enthornte Rinder aggressiver seien. Das Futter wird vollständig selber angebaut. Geschlachtet wird in der örtlichen Schlachterei. Das Fleisch wird u. a. im eigenen Hofladen verkauft, wo außerdem selbst gebackenes Brot, selber zubereitete Maultaschen sowie aus der Region zugekaufte weitere Produkte angeboten werden. Die Aussage von Bioland-Henzler, wonach die Nachfrage nach direktvermarktetem Fleisch seit dem Pferdefleisch-Skandal bis heute spürbar gewachsen sei, kann Frau Lutz nicht bestätigen. Nach ihrer Erfahrung wirken Skandale nur kurzfristig, dann würden die Verbraucher sie schnell wieder vergessen. Um für ihre Direktvermarktung und vor allem das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu werben, werden Tage der offenen Tür und Brunches angeboten.