Besuch auf der Baustelle der Hermann-Hesse-Bahn

12.02.2022

Reaktivierung in vollem Gange

Im Jahr 1983 fuhr der letz­te Per­so­nen­zug. 12 Jah­re spä­ter wur­de die Stre­cke still­ge­legt. Nun wird dar­an gear­bei­tet, dass zwi­schen Weil der Stadt und Calw bald wie­der Mobi­li­tät auf der Schie­ne mög­lich wird. Ich habe mir die Bau­stel­le ange­schaut.

Auf eini­gen Stre­cken­ab­schnit­ten ist noch der alte Gleis­kör­per zu sehen. Hier wur­de die­ser erst kürz­lich vom Bewuchs frei­ge­legt. Es ist ein Neu­auf­bau von Schot­ter­bett, Schwel­len und Glei­sen erfor­der­lich.

Rund 20 Kilo­me­ter lie­gen zwi­schen dem Ort im Land­kreis Böb­lin­gen, gele­gen am Ende des Stutt­gar­ter S‑Bahn-Net­zes und dem Städt­chen im Schwarz­wald. 1872 war die Her­mann-Hes­se-Bahn, auch als „Schwarz­wald­bahn“ bezeich­net, erst­mals in Betrieb genom­men wor­den. Nach einem lan­gen Streit um die Reak­ti­vie­rung der still­ge­leg­ten, aber nicht ent­wid­me­ten Stre­cke, und mög­li­che Betriebs­kon­zep­te sowie Fle­der­mäu­se in einem alten Tun­nel dürf­te es, wenn alles gut geht, Ende 2023 wie­der so weit sein. Doch die Stre­cke, aus­ge­legt auf eine Geschwin­dig­keit von 80 Stun­den­ki­lo­me­ter, wird nicht über­all ihrem his­to­ri­schen Ver­lauf fol­gen. Gebaut wird ein 498 Meter lan­ger, ein­glei­si­ger Tun­nel durch den Hack­berg, wodurch sich die Stre­cken­län­ge um rund drei Kilo­me­ter ver­kürzt und vier Minu­ten an Fahr­zeit ein­ge­spart wer­den. Mit mei­nem Frak­ti­ons­kol­le­gen Tobi­as Bach­er­le habe ich die Tun­nel­bau­stel­le besich­tigt und mir die Bau­maß­nah­men von den Fach­leu­ten vor Ort  aus­führ­lich erläu­tern las­sen. Die ein­glei­si­ge Stre­cke erhält auf einem Abschnitt von 1,8 Kilo­me­ter zwi­schen Ostels­heim und dem Hack­berg ein zwei­tes Gleis. Die­ser Begeg­nungs­ab­schnitt ermög­licht einen Halb­stun­den­takt. Gefah­ren wer­den wird auf der nicht elek­tri­fi­zier­ten Stre­cke (Vor­keh­run­gen für eine even­tu­el­le Elek­tri­fi­zie­rung wur­den getrof­fen) mit Akku­trieb­fahr­zeu­gen Mireo von Sie­mens. Die­se wer­den in Kre­feld bereits pro­du­ziert. Für die Hes­se-Bahn sind drei Fahr­zeu­ge vor­ge­se­hen. Die Bestel­lung ist jedoch weit­aus grö­ßer, da auch auf ande­re Stre­cken auf die­ses Modell gesetzt wird. Gefah­ren wer­den soll auf der Hes­se-Bahn in Ein­fach­trak­ti­on mit 120 Plät­zen. Da zwi­schen Weil der Stadt und Renn­in­gen unter der Ober­lei­tung gela­den wer­den kann, ist eine geson­der­te Lade­infra­struk­tur nicht zwin­gend erfor­der­lich. In Calw wird zur Sicher­heit ver­mut­lich eine zwei­te Lade­op­ti­on geschaf­fen. Zwi­schen Calw Bahn­hof und Weil der Stadt sind Hal­te­punk­te in Calw-Heu­ma­den, Alt­heng­stett und Ostels­heim (dem­nächst) im Bau.

Wei­te­re Anga­ben in Stich­wor­ten:

- Der Tun­nel­bau erfolgt(e) durch Spren­gun­gen und Bag­ger­biss

- Am Tag unse­res Tun­nel­be­suchs haben noch etwa 20 Meter zum Durch­bruch gefehlt

- Stei­gung im Tun­nel 40 Pro­mil­le

- Die­se Stei­gung, aber auch Stre­cken­merk­ma­le im umlie­gen­den Netz, machen die Hes­se-Bahn für Güter­ver­kehr untaug­lich

- Eini­ge der ursprüng­li­chen Stahl­brü­cken konn­ten nach Sanie­rung wie­der auf­ge­baut wer­den

- Für den nicht mehr benö­tig­ten Stre­cken­ab­schnitt um den Hack­berg her­um gibt es noch kei­ne Ent­schei­dung

- In Calw wird die Mög­lich­keit geschaf­fen, die Akkus der Fahr­zeu­ge zu laden

- Der nach­träg­li­che Bau von Ober­lei­tun­gen ist über­all mög­lich, auch in den Tun­neln

- Es steht noch eine Plan­ge­neh­mi­gung aus, die zeit­kri­tisch wer­den könn­te