Nach einigen Jahren habe ich wieder mal die Berufsfachschule für Pflege in Filderstadt besucht. Die Schule gehörte mal zum Pflegezentrum St. Vinzenz. Dort hatte ich in den 199er-Jahren meine Ausbildung zum Altenpflegehehelfer absolviert.
Ich sprach mit der Schulleitung und den Schülerinnen und Schülern der Ausbildungsklasse im zweiten Ausbildungsjahr. Was gleich auffiel: Die meisten der überwiegend jungen Menschen hat einen Migrationshintergrund. Diese haben schon vor ihrer Einreise nach Deutschland begonnen, sich mit Sprachkursen auf die Ausbildung vorzubereiten. Im lebhaften Gespräch mit den Auszubildenden ging es um die Qualität in der Ausbildung, die leider im hektischen und von Fachkräftemangel geprägten Alltag unzureichende Praxisbegleitung, die Bezahlung während der Ausbildung und Abgabenbelastungen (Sozialversicherungsbeiträge, Rundfunkgebühren), das teurer gewordene Deutschlandticket (leider wird dieses nur selten von Arbeitgebern im Pflegebereich als rabattiertes Jobticket angeboten), die Anbindung von Schule und Praxisstellen an den öffentlichen Nahverkehr und viele weitere Themen.
Die Ausbildung wird als generalisierte Ausbildung angeboten, also für Alten‑, Kranken- und Kinderkrankenpflege. Dies erhöht die Komplexität der Ausbildung sowohl in der Theorie wie auch in der Praxis, in der die verschiedenen möglichen Arbeitsfelder abgedeckt werden müssen.
Ich habe mich bei den Auszubildenden ausdrücklich für ihre Berufswahl bedankt und ihnen viel Erfolg bei der Ausbildung gewünscht. Wir sind als Gesellschaft zwingend auf die Zuwanderung von Fachkräften und ausbildungsbereiten Menschen angewiesen.
Die Bezahlung der Fachkräfte war übrigens, anders als die der Auszubildenden, kein Thema im Gespräch. Meine Meinung dazu: Man muss sehr aufpassen, das Image der Pflegeberufe nicht durch ständiges Wiederholen von negativen Behauptungen zu belasten, um sich dann zu wundern, dass zu wenige Menschen diesen Beruf wählen. Die Bezahlung in der Pflege hat sich erheblich verbessert. Vollzeitbeschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen haben im April 2024 deutlich mehr verdient als zehn Jahre zuvor. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zum Internationalen Tag der Pflegenden mitteilte, erhielten sie im April vergangenen Jahres im Mittel monatlich 4.048 Euro brutto (ohne Sonderzahlungen). Das waren 1.219 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wertete dies als Beleg, dass Pflegeberufe eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren. Quelle: Pressemeldungen vom 08. Mai 2025
Eine andere Statistik besagt: Fachkräfte haben im Jahr 2023 in Deutschland im Durchschnitt 3.519 Euro verdient. In der Pflege waren es 4.004 Euro. Die Bezahlung ist also überdurchschnittlich!
Ein Problem bei der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften ist die starke Überbewertung von Freizeit in unserer Gesellschaft. Viel zu häufig wird so getan, als seien Gleitzeit, Feierabend um 16 Uhr oder freie Wochenenden Grundrechte. Damit haben es alle Berufe, in denen Schichtarbeit Voraussetzung ist, schwer.
Ich habe viele Jahre in der Alten- und in der Jugendhilfe Schicht gearbeitet (inklusive 24-Stunden-Dienste und drei von vier Sonntagen im Monat) und hatte damit nie ein Problem.
Nochmal vielen Dank an alle, die bereit sind zur Schichtarbeit und sich in der Pflege, dem Krankenwesen oder im Erziehungsbereich um hilfsbedürftige Menschen kümmern!
