Wartung für die regionalen Netze
Die Instandsetzungs- und Reparaturwerkstatt der DB Regio in Ulm stand in der Vergangenheit häufig in der Kritik als Verursacher für die zahlreichen Probleme im Regionalverkehr um Stuttgart, Ulm und den Bodenseeraum. Das war für mich der Anlass, der Werkstatt in Ulm einen Besuch abzustatten. Ich habe mit dem Werkstattleiter Oliver Herdlitschke und dem Verkehrsvertragsmanager der DB Regio für die Region Alb-Bodensee, Markus Kaupper, über die Situation in der Werkstatt und den Umbau der Dieselflotte gesprochen. Danach konnte ich noch die Werkstatt besichtigen und mir die Arbeit an den Zügen sowie die modernisierten Triebwagen ansehen.
Die Werkstatt, bei der DB kurz FIBA (Fahrzeug-Instandhaltungs‑, Behandlungs- und Abstellanlage) genannt, ist seit Dezember 2013 in Betrieb. Dort werden im 24-Stunden-Schichtbetrieb etwa 410 Fahrzeuge von DB Regio instandgehalten. Dafür sind insgesamt 130 Mitarbeiter beschäftigt. Außerdem gibt es 40 Auszubildende zu Mechatronikern und Elektronikern.
In der Ausbildung werden allerdings „nur“ die Grundqualifikationen gelernt. Eine große Herausforderung bei der Instandhaltung von Zügen ist, dass die Arbeiter für jede Baureihe und jede Bauart eines Fahrzeugs zusätzliche Qualifikationen benötigen. Alleine in Ulm gibt es 25 Bauarten und die Mitarbeiter müssen zusammen insgesamt 400 verschiedene Qualifikationen besitzen, um alle Arbeiten durchführen zu können. Beispielsweise sind in jeder Baureihe unterschiedliche Türsysteme verbaut, die jeweils eigene Qualifikationen erfordern.
Umbau Dieselflotte
Die Dieseltriebwagen der DB Regio in Baden-Württemberg werden derzeit umgebaut und im neuen Landesdesign modernisiert. Dazu gehören die Fahrzeuge der Baureihe 612, die die älteren Fahrzeuge der Baureihe 611 ersetzen werden. Sie werden zukünftig im Neigetechniknetz „Donau-Ostalb“ eingesetzt. Derzeit sind sie schon auf der Strecke Stuttgart-Tübingen-Aulendorf/Rottenburg unterwegs. Ab 1. Mai („Beginn der Radsaison“) werden auch die Donautalbahn und die Strecke Ulm-Singen-Basel mit den erneuerten Zügen bedient. Auf der Brenzbahn wird es im Laufe des Mai soweit sein, da zwei umgebaute Fahrzeuge vermutlich nicht früher zur Verfügung stehen. An ihnen gab es nach langen Standzeiten im Zuge des Umbaus (teilweise über 2 Jahre) größere Wasserschäden.
Auf der Donautalbahn werden zwei Züge am Tag als Fahrradzug mit einem extra Fahrradwagen mit einem Ladehelfer verkehren. Dort kommt dann auch wieder älteres Wagenmaterial zum Einsatz. Für den barrierefreien Zustieg wird ein Wagen mit Hublift ausgestattet sein.
Nach dem Umbau werden die 41 VT 612-Fahrzeuge jeweils drei Mehrzweckbereiche mit insgesamt 18 Fahrradstellplätzen haben und mit sogenannter Komfort-IT, d. h. WLAN, Videoüberwachung und digitalen Fahrgastinformationssystemen ausgestattet sein. Außerdem werden Fußböden, Sitzpolster und Tische ausgetauscht und die Fahrzeuge in den Farben des Landesdesigns lackiert. Der barrierefreie Einstieg wird über einen Hublift gewährleistet. Damit dauert ein Ein-/Aussteigevorgang etwa drei Minuten. Die Toiletten können von Rollstuhlfahrern genutzt werden. Ein Umbau dauert pro Fahrzeug im Regelfall rund 60 Arbeitstage also ca. 3 Monate.
Zum Thema Neigetechnik hat die DB Regio interessanterweise eine andere Position als ihr Mutterkonzern. Die Züge werden weiterhin mit Neigetechnik fahren und auch in der Instandhaltung sei das kein wesentlicher Unterschied. Die Technik wird benötigt, um derzeitige Fahrzeiten einhalten zu können. Dementsprechend wird auch über eine Hybridisierung des VT 612 und ein Folgefahrzeug nachgedacht. Fraglich ist aber, ob die Bahnindustrie solche Aufträge annehmen würde.
Die Regio-Shuttle (Baureihe 650), die auf Südbahn, Bodenseegürtelbahn, Zollern-Alb- und Allgäu-Bahn fahren, werden ebenfalls umgebaut. Sie erhalten wie die Baureihe 612 größere Mehrzweckbereiche, Komfort-IT und neue Sitzbezüge. Ziel ist es, dass alle 35 Fahrzeuge auch zum 1. Mai umgebaut zur Verfügung stehen.
Der Umbau der Doppelstockwagen, die auf Filstal- und Südbahn unterwegs sind, ist bereits abgeschlossen. Dort hat nun ein Zug mit vier Wagen 50 Fahrradstellplätze. Verbessert hat sich die Situation auf der Südbahn auch durch stärkere Loks. Dadurch können zwischen Ulm und Friedrichshafen vier bis sechs Minuten gut gemacht werden.
Der Umbau der Fahrzeuge findet nicht in Ulm statt, sondern in Werkstätten von Vertragspartnern in Wittenberge und Kassel. In Ulm werden die Fahrzeuge aber der Eingangsuntersuchung unterzogen. Diese Untersuchungen müssen parallel zum regulären Werkstattbetrieb durchgeführt werden und belasten die Werkstatt so zusätzlich.
Ein weiteres Thema war die Digitalisierung der Instandhaltung. Für Güterwagen wird derzeit darüber nachgedacht, Sensorik einzubauen, damit sich der Wagen selbstständig melden kann, wenn Wartungs- oder Reparaturarbeiten durchgeführt werden müssen. Ich habe gefragt, ob so etwas auch im Personenverkehr möglich wäre. Herr Herdlitschke sagte dazu, dass gewisse Prüfungen und Arbeiten immer notwendig sein werden, aber im Prinzip wären solche Ansätze sehr hilfreich. Ein Problem sieht er in der Vielzahl der Hersteller, von denen die Bahn Fahrzeuge einsetzt und die alle ihre eigenen Systeme anbieten.