Bodensee-Bahnforum mit Lokalterminen
Im Bahnhof Radolfzell kamen, wie zuvor schon in Singen, viele Interessierte zusammen, um zu erfahren, wie es um die notwendige Sanierung steht.
23.02.2020
Besichtigung der Bahnhöfe Singen und Radolfzell
Im Rathaus Singen hatten wir auf meine Einladung mit Vertretern unter anderem von Deutscher Bahn (DB) und Schweizer Bundesbahnen (SBB) zunächst über die Bahnstrecken am Bodensee gesprochen. Dann ging es hinaus an die Bahnhöfe in Singen und Radolfzell.
In Deutschland gibt es 5.400 Bahnhöfe. Davon gelten 84 Prozent als stufenfrei und 64 Prozent verfügen über „optimierte Bahnsteighöhen“. Taktile Leitsysteme für Menschen mit Sehbeeinträchtigung können nur etwas mehr als die Hälfte der Bahnsteige aufweisen. Für die Barrierefreiheit gibt es also noch viel zu tun. Dasselbe gilt für das Erscheinungsbild vieler Bahnhöfe. Dabei gelten Bahnhöfe als die „Visitenkarte“ für den Zugang zum System Bahn und die Städte, in denen sie liegen.
Am Bodensee wurde in den letzten Jahren viel investiert. So wurden die Seehas-Stationen umgebaut. Andernorts stehen Umbauten noch bevor. In Singen sind die Bahnsteige 1, 6, 7 und 8 mit nur 38 Zentimeter Höhe zu niedrig. Im Regionalverkehr sind 55 Zentimeter üblich und im Fernverkehr sogar 76 Zentimeter. „Barrierefrei“ ist der Einstieg dennoch nicht immer, da häufig Treppen in die Züge hinein bewältigt werden müssen. Singen wird täglich von 18.000 Reisenden zum Ein‑, Aus- oder Umstieg genutzt. Ein Umbau ist im „Bahnhofsanierungsprogramm II“ vorgesehen. Es handelt sich um ein gemeinsames Programm von Land und DB. Zentrale Details stehen noch nicht fest, so beispielsweise die zukünftige Bahnsteighöhe. Die Finanzierung, die auch auf einen kommunalen Eigenanteil setzt, ist noch nicht fixiert. Der Oberbürgermeister, der beim Lokaltermin dabei war, verwies darauf, dass die Stadt den Vorplatz umbaut und für die Busse attraktiver gestaltet. Außerdem sei ein Fahrrad-Parkhaus vorgesehen. Anders als in Konstanz, wo der Umbau des Hauptbahnhofs noch in 2020 beginnen soll, wird man in Singen eher noch fünf bis sechs Jahre auf die Fertigstellung warten müssen.
Auch in Radolfzell kamen viele Interessierte zusammen, um vom Vertreter der DB Station & Service Genaueres zu erfahren. Hier stellt sich das Problem genau anders herum dar als in Singen: Die Bahnsteige sind mit 76 Zentimeter für einen Regionalbahnhof zu hoch. Die Bahnsteige 2/3 und 4/5 sind nicht barrierefrei erreichbar. Blindenleitsysteme sind nicht vorhanden. Auch Radolfzell mit seinen täglich 13.500 Reisenden befindet sich im „Bahnhofsanierungsprogramm II“ von Land und DB. Bis Aufzüge eingebaut sind, dürften fünf bis sechs Jahre für Planungen, Bauvorbereitung und Bauzeit verstreichen. Der Oberbürgermeister der Bodenseestadt wies darauf hin, dass es seitens des Gemeinderates noch keinen Beschluss gebe und auf der Nordseite ein Ideenwettbewerb laufe. Das Empfangsgebäude, das mal für den Abbruch vorgesehen war, soll nun wohl doch saniert werden, wie von der DB zu vernehmen war. Radolfzell, so die DB, stehe auf der Prioritätenliste der zu sanierenden Bahnhöfe ziemlich weit vorne.