Gespräch vom IV Bodenseegürtelbahn
Die Bodenseegürtelbahn (Friedrichshafen – Radolfzell) ist nicht nur eine wunderschöne, sondern auch stark nachgefragte Bahnstrecke. In einem Gespräch mit Wilfried Franke vom Interessenverband (IV) Bodenseegürtelbahn und Interessenverband Südbahn habe ich über ihre Probleme und Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Außerdem haben wir über die Elektrifizierung der Südbahn gesprochen.
Sowohl das Land Baden-Württemberg als auch die Kommunen entlang der Strecke und der Bodenseekreis streben in Zukunft für die Bodenseegürtelbahn ein ausgeweitetes Fahrplanangebot an. Im Zielkonzept des Landes sind ein stündlicher IRE, ein stündlicher RB Radolfzell – Friedrichshafen sowie in der Hauptverkehrszeit ein Halbstundentakt des RB zwischen Markdorf und Friedrichshafen vorgesehen. Das Vorzugskonzept der Region enthält neben dem stündlichen IRE einen durchgehenden Halbstundentakt des RB. Das Problem in beiden Fällen ist, dass die vorhandene eingleisige Infrastruktur keine Kapazität für mehr Züge hat. Dafür ist ein Ausbau notwendig. Dieser kostet je nachdem, welche Variante gewählt wird, zwischen 4,6 und 39,2 Millionen Euro.
Ein weiteres großes und leider nur mit viel Geld zu lösendes Problem ist, dass die Strecke nicht elektrifiziert ist. In Zukunft – voraussichtlich ab Ende 2021 – ist östlich der Strecke die Südbahn und der Abschnitt Friedrichshafen – Lindau mit elektrischen Zügen befahrbar. Ebenso ist die Elektrifizierung der Hochrheinbahn im Westen geplant. Schlussendlich bliebe zwischen Friedrichshafen und Radolfzell ein 50 Kilometer langer Abschnitt, auf dem nur Dieselzüge fahren könnten. Das würde auch die heute durchgehende IRE-Verbindung Ulm – Singen – Basel treffen. Der Bund hat die Streckenelektrifizierung nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen wollen. Das Land hatte dies beantragt, wir Grüne im Bundestag hatten dieses Anliegen unterstützt. Leider vergeblich. Die örtlichen Kommunen haben sich in einem Interessenverband zusammengeschlossen mit dem Ziel, nach dem Vorbild des IV Südbahn die Elektrifizierung der Strecke entlang des Sees voranzutreiben. Es soll auch untersucht werden, ob ein Betrieb mit Hybridfahrzeugen oder alternativen Antriebskonzepten eingesetzt werden können. Derzeit läuft bei MTU Friedrichshafen ein Simulationsverfahren zum Betrieb der Strecke mit Hybridzügen. Außerdem wird bei der DB simuliert, ob die beiden Fahrplankonzepte mit entsprechenden Infrastrukturausbauten fahrbar sind. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden Ende April erwartet.
Langfristig angelegt ist die Idee, den Schienenverkehr um den Bodensee zu einem S‑Bahn-Netz zu entwickeln. Auf dem Weg zur Bodensee-S-Bahn braucht es gezielte Ausbauten und die Elektrifizierung der Strecken, um leistungsfähige Strecken zu bekommen, auf denen für den Fahrgast ein zuverlässiges Zugangebot mit dichtem Takt umgesetzt werden kann.
Die Elektrifizierung der Südbahn ist jetzt endlich auf einem guten Weg. Am 23. März wird der Spatenstich gefeiert werden. Die Bauarbeiten werden in fünf Abschnitten von Norden nach Süden erfolgen. Die Fertigstellung ist für den Fahrplanwechsel Ende 2021 geplant.