Breisgau-S-Bahn: Freiburg – Donaueschingen jetzt durchgehend
Östlicher Teil der „Höllentalbahn“ elektrifiziert
Großer Sprung für die Breisgau-S-Bahn und den öffentlichen Nahverkehr in Südbaden: Die 75 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Freiburg und Donaueschingen ist jetzt durchgehend elektrifiziert und stellt damit eine betriebliche Einheit dar. Während der westliche Abschnitt Freiburg – Titisee bereits seit 1936 elektrifiziert ist, wurde im östlichen Abschnitt bis jetzt „gedieselt“. Für die Fahrgäste war daher ein Umstieg erforderlich, der seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2019 nicht mehr erforderlich ist. Eingesetzt werden neue Fahrzeuge von Alstom, die ebenerdige Einstiege, barrierefreie Toiletten und viel Platz für die Mitnahme von Fahrrädern bieten. Viele Stationen entlang der Strecke wurden barrierefrei modernisiert. Dieser deutliche Fortschritt für die Fahrgäste und die Umwelt wurde in Donaueschingen ausgiebig gefeiert. Bei der anschließenden Fahrt von Donaueschingen nach Freiburg konnte ich mich auch von der ruhigen Fahrweise der Züge überzeugen. Ich wünsche der Breisgau-S-Bahn viele neue Fahrgäste!
Nicht verschweigen möchte ich, dass von Kritikern vorgebracht wird, die S‑Bahn, die an jeder Station hält, solle durch ein Angebot an „schnellen“ Zügen ergänzt werden. Diese sollten zwischen Freiburg und Donaueschingen nur an zentralen Umsteigebahnhöfen wie in Titisee halten. Dafür sprechen gute Argumente, insbesondere die Tatsache, dass die neue durchgehende Verbindung nur fünf Minuten durch den Entfall des Umstieges „einspart“ und die Fahrzeit mit 92 Minuten relativ lang ist. Aber: Die über zehn Jahre alten Planungen sahen und sehen leider keine zweigleisigen Abschnitte auf der nahezu durchgehend eingleisigen Strecke vor. Es fehlen also für eine zusätzliche „schnelle“ Verbindung die vermutlich notwendigen Kreuzungsbahnhöfe. Hinzu kommt, dass die kurvenreiche Strecke keine hohen Maximalgeschwindigkeiten zulässt und daher der Zeitgewinn voraussichtlich überschaubar wäre. Da ein Konzept, bestehend aus „klassischer S‑Bahn“ und ergänzenden Expresszügen, nie näher untersucht wurde, sollte dies nachgeholt werden, um den Sinn und die Chancen besser einschätzen zu können.
Hintergrundinformationen:
Das Ausbauprojekt und die Bahnstrecke der „Höllentalbahn“ zwischen Freiburg, Titisee-Neustadt und Donaueschingen weist einige bemerkenswerte Besonderheiten auf: So ist die Breisgau-S-Bahn derzeit das größte Bauprojekt im öffentlichen Personennahverkehr in Baden-Württemberg. Die Strecke überwindet zwischen Freiburg Hauptbahnhof und Hinterzarten mehr als 600 Höhenmeter und zählt zu den steilsten Bahnstrecken in Deutschland. Die Maximalsteigung beträgt 58 Promille. Der Scheitelpunkt liegt auf einer Höhe von 893 Metern.
Kommentare zu “Breisgau-S-Bahn: Freiburg – Donaueschingen jetzt durchgehend”
Sehr geehrter Herr Gastel,
So schön wie Sie dieses Projekt hier anpreisen ist es in der Realität als Pendler leider nicht einmal ansatzweise.
Seit der Aufnahme des S‑Bahnbetriebs bin ich mittlerweile neun mal mit dieser zwischen Freiburg und Neustadt gependelt, davon war KEIN Zug pünktlich. Zwei meiner ausgesuchten Verbindungen sind komplett entfallen und unter einer Viertelstunde Verspätung habe ich noch kein Ziel erreicht.
Der Grundgedanke, von Villingen bis Endingen ganz ohne Umstieg zu gelangen, mag zwar grundsätzlich nicht schlecht sein, aber wie viele Menschen nutzen diese Verbindung denn in der Praxis? Wäre es nicht sinnvoller, die Strecke zumindest in Freiburg wieder aufzuteilen, sodass die Verspätungen eines Teilstücks sich nicht auf das gesamte Netz auswirken?
Mir fehlt leider selbst die nötige Information, als auch die fachliche Grundlage, um nachzuvollziehen, wie es zu solch einer Tragödie kommen kann… Aber das hier von Seiten der Planung und in deren Umsetzung essentielle Fehler begangen wurden, steht wohl nicht weiter zur Debatte! Und das die aktuellen Umstände absolut nicht hinnehmbar sind, bedarf ebenfalls keiner weiteren Diskussion. Für Menschen, die ihren täglichen Weg zur Arbeit mit der Breisgau-S-Bahn bestreiten, steht dabei schließlich nicht nur die wohlverdiente Freizeit auf dem Spiel, sondern auch ihr Arbeitsplatz!
Ich würde mir wünschen, dass sich endlich jemand zu den Fehlern bekennt und man daran arbeitet, eine zufriedenstellende Lösung für Alle zu finden (meinetwegen auch sehr gerne mit der Rückbesinnung auf die ehemals vorhandene Taktung, welche nach meinen persönlichen Erfahrungen deutlich zuverlässiger war).
Unter den aktuellen Umständen möchte ich ihrem ersten Satz beipflichten: Ja, es ist ein großer Sprung für den ÖPNV Südbadens… Nur leider in einen tiefen Abgrund! So unattraktiv wie im Moment war er m.E. nämlich noch nie.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Landau,
ich habe die elektrifizierte Bahnstrecke nicht “angepriesen”, sondern die Möglichkeiten dargelegt, die sich damit ergeben. Dass Sie derartige Erfahrungen mit dem konkreten Betrieb machen mussten/müssen ist sehr bedauerlich. Leider ist es gerade nahezu überall so, dass sich Personal- und Fahrzeugmangel/-störungen bemerkbar machen. Dennoch ist das nicht zu akzeptieren. Nachdem ich seit der ersten Betriebswoche keine Klagen mehr über Betriebsprobleme von der Strecke Freiburg – Donaueschingen gehört habe, werde ich mich darüber erkundigen, wie es aktuell aussieht.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Gastel