Untersuchungen für Ausbau laufen
Die Brenzbahn, die sich auf einer Länge von 72 Kilometer zwischen Aalen und Ulm erstreckt, gehört zu den Strecken, die weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Das soll sich ändern.
Immerhin: Die Infrastruktur lässt Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometer im nördlichen und sogar 160 Stundenkilometer im südlichen Abschnitt sowie den Einsatz von Neigetechnik auf fast der gesamten Strecke zu. Der Betrieb stellte sich zuletzt als einigermaßen stabil dar. Dabei wurde das Bahnangebot in den letzten Jahren bereits ausgeweitet: In Aalen fahren aktuell 34 Prozent mehr Züge als im Jahr 2011. In Giengen und Heidenheim ist ein Angebots-Plus von 10 Prozent zu verzeichnen, in Sontheim (Brenz) von sieben Prozent. Die größten Einschränkungen ergeben sich durch die Eingleisigkeit. Das Land und die Kommunen der „Interessengemeinschaft Brenzbahn“ wollen den Infrastrukturausbau in drei Paketen anpacken:
Paket 1 sieht den zweigleisigen Ausbau zwischen Thalfingen und Langenau (9 Kilometer) sowie zwischen Niederstotzingen und und Bergenweiler (5 Kilometer) vor. Dadurch soll der IRE zwischen Ulm und Aalen von einem Zwei- auf einen Einstundentakt verdichtet werden und das Angebot der RS51 (faktisch eine Regionalbahn) verbessert werden. Die Untersuchung, ob eine Wirtschaftlichkeit gegeben ist, läuft gerade. Frühestens ab Jahresende könnten die Ergebnisse vorliegen. Das Paket 2 sieht den zweigleisigen Ausbau zwischen Königsbronn und Unterkochen (10 Kilometer) vor. Dann soll eine neue Linie RS 52 stündlich Aalen mit Heidenheim verbinden. Zudem sind neue Haltepunkte in Aalen Süd und in Oberkochen Süd vorgesehen. Die zweigleisigen Abschnitte aus den beiden Paketen sollen übrigens dem Begegnungs- und nicht einem Überholungsverkehr dienen. Paket 3 soll die Elektrifizierung der Gesamtstrecke bringen. Dadurch sollen sich Fahrzeitgewinne und eine höhere Robustheit der Fahrpläne ergeben. Insbesondere auch für den Schienengüterverkehr sind bessere Bedingungen zu erwarten. Spannend wird sein, ob sich eine positive Wirtschaftlichkeit ergeben wird. Denn die Oberleitung soll keinen Nutzen in Form von zusätzlichen Angeboten ermöglichen, sondern mehr Resilienz schaffen. Dafür befindet sich gerade eine Machbarkeitsstudie im Vergabeverfahren. Ein Ergebnis ist allerfrühestens zum Ende des Jahres zu erwarten.
Eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit ist nicht vorgesehen und die Zukunft der Neigetechnik ist noch ungeklärt. Wenn sich die Pakete als wirtschaftlich und damit als förderfähig nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) des Bundes erweisen, ist ein Planungs- und Finanzierungsvertrag zwischen den Landkreisen inklusive Neu-Ulm (Bayern mit wenig ambitionierter Bahnpolitik), dem Stadtkreis Ulm und der DB Netz abzuschließen. Unklar ist noch, ob das Land dabei sein wird. Die DB Netz AG wurde gebeten, sich um Möglichkeiten für eine beschleunigte Umsetzung zu kümmern. Ein Ansatz dafür ist, dass das Land eine Ausfallbürgschaft übernimmt, um die schnellere Weiterplanung zu ermöglichen.
Güterverkehr
Der Güterverkehr wird von der Zweigleisigkeit sowie der Elektrifizierung profitieren. Es sollen 740 Meter lange Güterzüge fahren können. Es sind auch tagsüber Trassen für den Güterverkehr vorgesehen. An der Strecke liegen große Unternehmen mit bahnaffinen Gütern. So hat die Papierfabrik Palm in Oberkochen erst kürzlich einen Gleisanschluss reaktiviert. An der Strecke liegen zudem Bosch (Hausgeräte) und Schwenk Zement.
Beschleunigung der Umsetzung?
Ein Ansatz, die weitere Planung sowie die bauliche Umsetzung zu beschleunigen, liegt – wie oben schon erwähnt – in einer Ausfallbürgschaft des Landes. Der Bund ist gerade dabei, Bahnprojekte zum „überragenden öffentlichen Interesse“ zu erklären. Wir setzen uns als Grüne dafür ein, dass dies für alle Projekte und damit auch die GVFG-geförderten Vorhaben gilt. Zudem werden gerade die 70 Maßnahmenvorschläge der „Beschleunigungskommission Schiene“ bewertet und hoffentlich bald möglichst umfangreich in die Umsetzung gebracht. Eine für die Brenzbahn zentrale Maßnahme könnte sein, die Nutzen-Kosten-Berechnung für Elektrifizierungen zu vereinfachen. Die im Sommer letzten Jahres aktualisierte Bewertungsmethodik für GVFG-Projekte („Standardisiertes Verfahren“) kommt dem Vorhaben auf jeden Fall zugute.