11.12.2020
Bund hält sich auch hier zurück
Auf der eingleisigen und nicht elektrifizierten Brenzbahn (Ulm – Heidenheim – Aalen) besteht dringender Handlungsbedarf. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Anfragen der Grünen im Bundestag, die ich initiiert hatte, belegen, wie dringend in die Bahnstrecke investiert werden muss, um bessere und zuverlässigere Angebote zu ermöglichen.
Wir hatten unter anderem gefragt, wie sich die Reisendenzahlen an Baden-Württembergs Bahnstationen seit dem Jahr 2010 entwickelt haben. Landesweit gab es bis 2019 ein Plus um rund ein Viertel. Die Entwicklung entlang der Brenzbahn hinkt dem Landestrend deutlich hinterher. In Aalen und Herbrechtingen sind die Werte mit einem Plus von 20 bzw. 17 Prozent noch einigermaßen unauffällig. Hier wuchsen die Zahlen der Ein‑, Aus- und Umsteiger auf 10.300 und 1.000 pro Tag. In Heidenheim und in Sontheim jedoch brachen die Reisendenzahlen um jeweils 13 Prozent ein. Gezählt wurden 3.400 und 900 Reisende. Giengen verzeichnete ein leichtes, aber eben deutlich unterdurchschnittliches Plus von nur vier Prozent auf 1.700 Reisende.
Hier zeigt sich, dass sich auf dieser Strecke kaum ein wirklich attraktiver Bahnverkehr organisieren lässt. Die begrenzte Infrastruktur setzt erhebliche Restriktionen, was sich auf Fahrzeiten, Taktung und Zuverlässigkeit auswirkt. Es muss investiert werden, um Engstellen zu beseitigen und höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Mein Team hatte eine ganze Reihe von überwiegend kurzfristig umsetzbaren Infrastrukturmaßnahmen im Schienennetz in Baden-Württemberg ausfindig gemacht. Da es sich allesamt um Bundesschienenwege handelt, hatte die Grünen-Fraktion die Bundesregierung nach Plänen für deren Umsetzung gefragt. Bei der Brenzbahn ging es um Blockverdichtungen, den zweigeisigen Ausbau und die Streckenelektrifizierung. Derzeit können zwischen Aalen und Ulm in 15 Bahnhöfen Zugkreuzungen erfolgen Damit sind jedoch keine Angebotsausweitungen möglich. Auch ausreichend Abstellmöglichkeiten für Züge fehlen. Der Bund bestreitet nicht, dass erheblicher Handlungsbedarf besteht, verweist jedoch, obwohl er Eigentümer der Strecke ist, auf das Land.
Das Landesverkehrsministerium hat den Handlungsbedarf erkannt. Es lässt Infrastrukturverbesserungen untersuchen. Dabei geht es um die durchgehende Elektrifizierung der Strecke, deren partiellen zweigleisigen Ausbau sowie mögliche neue Haltepunkte, so in „Aalen-Süd“. Zweigleisige Abschnitte sollen entstehen zwischen Unterelchingen und Langenau, zwischen Niederstotzingen und Sontheim, zwischen Sontheim und Bergenweiler und womöglich auch zwischen Itzelberg und Oberkochen. Vor wenigen Tagen unterzeichnete das Land gemeinsam mit Landkreisen und Deutscher Bahn eine entsprechende Absichtserklärung. Darin wurde das Ziel definiert, die Attraktivität der Brenzbahn für eine Ausweitung des Angebots im Personen- und Güterverkehr durch eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Infrastruktur zu erhöhen.“ Dafür werden auch Abstellpositionen für Züge in Sontheim erforderlich sein, die ebenfalls untersucht werden. Dies alles wird mit den Planungen für Regio-S-Bahn Donau-Iller zusammen gedacht.
Fazit: Die Brenzbahn braucht mehr Züge und mehr Zuverlässigkeit auf einer leistungsfähigeren Infrastruktur.