Buchvorstellung: “Klima-Fakten”

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Buch Klima-FaktenNicht mehr ganz neu, aber top­ak­tu­ell ist das Buch „Kli­ma-Fak­ten“ der bei­den „Fern­seh-Wet­ter­frö­sche“ Sven Plö­ger und Frank Bött­cher. In Zei­ten, in den denen sich die deut­sche Bun­des­re­gie­rung fak­tisch vom Kli­ma­schutz ver­ab­schie­det und sich Regie­rungs­chefs noch immer schwer tun ver­bind­li­che Kli­ma­zie­le fest­zu­le­gen, soll­ten gera­de wir Grü­nen uns mit den Fak­ten befas­sen und über­zeu­gen­de Argu­men­te für mehr wirk­sa­me Kli­ma­schutz­maß­nah­men parat haben. In der Weih­nachts­pau­se habe ich „Kli­ma-Fak­ten“ gele­sen und für die­sen News­let­ter eini­ge aus mei­ner Sicht inter­es­san­te Inhal­te zusam­men­ge­fasst. Wir Men­schen ver­bren­nen jeden Tag welt­weit 14 Mil­li­ar­den Liter kost­ba­res und end­li­ches Erd­öl – ein sehr wert­vol­ler Roh­stoff, der für sehr viel mehr qua­li­fi­ziert ist als für sei­ne Ver­bren­nung. Den­ken wir nur an die Her­stel­lung von Medi­ka­men­ten, Far­ben und Kunst­stof­fen. Und wir pus­ten pro Jahr rund 33 Mil­li­ar­den Ton­nen Koh­len­di­oxid – Ten­denz stei­gend – in die Atmo­sphä­re. Die Fol­gen sind die Ver­schie­bun­gen von Nie­der­schlags- und damit Vege­ta­ti­ons­zo­nen, von Zug­bah­nen der Sturm­tiefs, Häu­fun­gen von Dür­ren und Hoch­was­ser­la­gen und – weil wär­me­re Luft mehr Was­ser auf­neh­men kann – eine Nei­gung zu hef­ti­ge­ren Stark­re­gen­er­eig­nis­sen. Bei 97 Pro­zent der Kli­ma­for­scher herrscht der Kon­sens vor, dass der Mensch maß­geb­lich an der Erwär­mung unse­res Pla­ne­ten betei­ligt ist. Nur drei Pro­zent der For­scher bezwei­feln die­se Betei­li­gung. Man­che Medi­en stel­len in ihrer Bericht­erstat­tung bei­de Posi­tio­nen gleich­ge­wich­tig gegen­über – die der 97 und die der 3 Pro­zent der Wis­sen­schaft. Im Ergeb­nis wirkt dies für den Betrach­ter wie Unei­nig­keit zwi­schen den Kli­ma­ge­lehr­ten. Hin­zu kommt die Arbeit einer Lob­by, die das mensch­li­che Zutun für den beschleu­nig­ten Kli­ma­wan­del leug­net oder ver­sucht klein zu reden. Letzt­lich gibt es vier „Arten“ von Leug­nern des Kli­ma­wan­dels:

  1. die Trend­skep­ti­ker, die eine Erwär­mung bezwei­feln,
  2. die Ursa­chen­skep­ti­ker, die den Men­schen für dar­an unschul­dig hal­ten,
  3. die Fol­gen­skep­ti­ker, die die Vor­tei­le einer Erwär­mung über­wie­gen sehen und
  4. die Kli­ma­po­li­tik­skep­ti­ker, die die ergrif­fe­nen Maß­nah­men für falsch (über­zo­gen) hal­ten und damit sicher das brei­tes­te Kri­tik­feld beackern.

Was lässt sich den ein­zel­nen Kri­ti­ker­grup­pen erwi­dern?

Die Erwärmung der Erde

Hier ist wich­tig her­vor­zu­he­ben, dass die Erd­er­wär­mung kein gleich­mä­ßig fort­schrei­ten­der Pro­zess ist. In den letz­ten zehn Jah­ren bei­spiels­wei­se sta­gniert die glo­ba­le durch­schnitt­li­che Tem­pe­ra­tur. Für die Auf­zeich­nung der Tem­pe­ra­tur an vie­len Orten der Welt kann auf lang­jäh­ri­ge und aus­rei­chend ver­läss­li­che Daten­grund­la­gen zurück­ge­grif­fen wer­den. Dar­aus ergibt sich ein Anstieg der Tem­pe­ra­tur bin­nen 100 Jah­ren glo­bal um 0,8 Grad. Dass dies der Ein­zel­ne nicht merkt liegt auf der Hand. Wie gra­vie­rend sich die­se schein­bar gerin­ge Erd­er­wär­mung aus­wirkt wird wei­ter unten im Arti­kel beschrie­ben.

Der Anteil des Menschen

Durch die Ver­bren­nung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger jagen wir Men­schen jähr­lich 33 Mil­li­ar­den Ton­nen Koh­len­di­oxid in die Luft. Dass Stof­fe wie CO2 als Treib­haus­gas wir­ken ist unstrit­tig – und zunächst posi­tiv. Ohne den von ihnen aus­ge­lös­ten „natür­li­chen Treib­haus­ef­fekt“ wäre es auf unse­rer Erde um 33 Grad Cel­si­us käl­ter. Der Pla­net wäre unbe­wohn­bar. Seit Beginn der Indus­tria­li­sie­rung stieg die Koh­len­di­oxid­kon­zen­tra­ti­on aber um 40 Pro­zent. Wenn man dann auch noch weiß, dass sich die Mole­kü­le des lang­le­bi­gen Koh­len­di­oxids 100 bis 150 Jah­re in der Atmo­sphä­re hal­ten, müss­te die Mit­ver­ant­wor­tung des Men­schen an der Kli­ma­ver­än­de­rung aus­rei­chend erklärt sein.

Die Folgen des Klimawandels

Mit den stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren in Fol­ge des Kli­ma­wan­dels nimmt die Wahr­schein­lich­keit zu, dass wir in Mit­tel­eu­ro­pa – und in ande­ren Regio­nen unse­rer Erde – mehr Tage mit Wer­ten um 24 Grad bekom­men als frü­her. Dass dies für sich genom­men von vie­len Men­schen als posi­tiv wahr­ge­nom­men wird, ist nach­voll­zieh­bar. Wer aber nicht nur auf sich schau­en möch­te soll­te fest­stel­len: Tem­pe­ra­tu­ren: Bei den mensch­li­chen Opfer­zah­len durch extre­me Wet­ter­ereig­nis­se ste­hen Hit­ze­wel­len als Haupt­fak­tor ganz vorn. Für Deutsch­land wird bis 2100 min­des­tens mit einer Ver­dop­pe­lung der Anzahl hei­ßer Tage mit über 30 Grad gerech­net. In eini­gen Gebie­ten unse­rer Erde füh­ren kli­ma­ti­sche Ver­än­de­run­gen, ins­be­son­de­re die Erwär­mung, dazu, dass sich vie­le Baum­ar­ten mit einer Geschwin­dig­keit von 3.000 Metern pro Jahr nach Nor­den ver­la­gern müss­ten. Dies kön­nen nicht vie­le Pflan­zen­ar­ten leis­ten. Dadurch wer­den Lebens­ge­mein­schaf­ten zwi­schen Flo­ra und Fau­na aus­ein­an­der­ge­ris­sen und die Aus­ster­be­ra­te nimmt erheb­lich zu. Man­che Tier- und Pflan­zen­ar­ten ver­schwin­den, noch bevor sie vom Men­schen über­haupt ent­deckt wur­den. Ein­drucks­voll zeigt sich die glo­ba­le Erwär­mung auch bei den schwin­den­den Eis­mas­sen der Ark­tis und Ant­ark­tis. Wäh­rend das wei­ße Eis die Son­nen­strah­len reflek­tiert, also zurück­wirft, zieht das dunk­le Was­ser der geschmol­ze­nen Eis­schich­ten die Son­ne an, erwärmt sich und sorgt so für das noch schnel­le­re Abschmel­zen des nicht mehr ewi­gen Eises. Wäh­rend das schmel­zen­de schwim­men­de Eis zu kei­nem unmit­tel­ba­ren Anstieg des Mee­res­spie­gels führt, bewirkt das schmel­zen­de Eis auf Grön­land und in der Ant­ark­tis genau die­ses. Ein voll­stän­di­ges Schmel­zen des ant­ark­ti­schen Eises wür­de – rein hypo­the­tisch – einen Anstieg der Welt­mee­re um 50 bis 70 Meter ver­ur­sa­chen. Grön­län­di­sches Eis wür­de den Mee­res­spie­gel um sie­ben Meter anhe­ben. Nie­der­schlä­ge: Da wär­me Luft­mas­sen mehr Feuch­te auf­neh­men kön­nen, nimmt die Nei­gung zu star­ken Nie­der­schlä­gen zu. Die Wahr­schein­lich­keit für „Jahr­hun­dert­hoch­was­ser“ hat sich seit 150 Jah­ren in Deutsch­land ver­drei­facht. Da sich die Gesamt­sum­me der Nie­der­schlä­ge kaum ver­än­dert hat, kommt es neben den häu­fi­ge­ren Stark­re­gen­er­eig­nis­sen folg­lich zu län­ge­ren Tro­cken- oder gar Dür­re­zei­ten.

Was getan werden muss

Wäh­rend in der Wis­sen­schaft inzwi­schen nahe­zu unstrit­tig ist, dass der Mensch die Kli­ma­er­wär­mung beschleu­nigt und damit beein­flusst, wird hin­ge­gen über die antei­li­gen Bei­trä­ge von Natur und Mensch dis­ku­tiert. Aber: ist dies ent­schei­dend? Kann die­ser Punkt Anlass dafür sein, wirk­sa­me Kli­ma­schutz­maß­nah­men hin­aus­zu­zö­gern? Nein – glau­ben die Autoren und wer­ben vor allem für die Ener­gie­wen­de. Was sie ver­mis­sen ist eine Art „Iko­ne der Ener­gie­wen­de“, also eine Per­son, die für das The­ma steht. Und die Autoren sor­gen sich wegen der zuneh­men­den Ver­bren­nung von Braun­koh­le zur Strom­ge­win­nung. Einen Aus­weg sehen sie in einer Reform des Emis­si­ons­han­dels. Um den Kli­ma­schutz vor­an­zu­brin­gen, soll­te nach Ansicht von Plö­ger und Bött­cher fol­gen­de Prä­mis­se gel­ten: Die Indus­trie­län­der, die als ers­tes mit der mas­sen­haf­ten Ver­bren­nung fos­si­ler Roh­stof­fe begon­nen haben, begin­nen jetzt mit einem dras­ti­schen Emis­si­ons­rück­gang und geste­hen den ande­ren Län­dern noch so lan­ge anstei­gen­de Wer­te zu, bis sie unse­re stark sin­ken­den Emis­si­ons­wer­te errei­chen. Und dann müs­sen alle gemein­sam run­ter.