Presseerklärung vom 27.12.2016
Praxiserprobung auf dem Abschnitt zwischen Renningen und Weil der Stadt im Gespräch
Von verschiedenen Seiten wird immer wieder der mögliche Einsatz des europäischen Zugsteuerungssystems „ETCS“ („European Train Control System“) ins Spiel gebracht, um den von vielen Verspätungen gekennzeichneten Betrieb der S‑Bahn in der Region Stuttgart zu stabilisieren. Auch der Verband Region Stuttgart, Aufgabenträger für die S‑Bahn, sieht darin Chancen. Mit ETCS lassen sich, so die Hoffnung, kürzere Zugfolgezeiten und damit eine höhere betriebliche Flexibilität auf dem extrem stark ausgelasteten Netz realisieren. ETCS kommt bislang auf Hochgeschwindigkeitsstrecken zum Einsatz. Auf deutschen S‑Bahn-Strecken wird diese Sicherungstechnik noch nicht angewandt.
Der Technologiekonzern Thales mit Sitz in Ditzingen (Landkreis Ludwigsburg) möchte ETCS gerne auf dem Streckenabschnitt zwischen Renningen und Weil der Stadt beispielhaft auf seine Wirksamkeit hin untersuchen. Dieses Forschungsvorhaben, das auch für andere S‑Bahn-Netze von großem Interesse ist, soll vom Bund gefördert werden. Die Bundesregierung teile dem Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel mit, dass sie „die Erprobung von ETCS Level 2 für den Einsatz bei deutschen S‑Bahnsystemen“ begrüßt. Weiter schreibt sie: „Inwieweit der stark frequentierte und teilweise eingleisige Abschnitt zwischen Renningen und Weil der Stadt für die Durchführung von Forschungsprojekten geeignet ist, kann die Bundesregierung auf Basis der vorliegenden Informationen nicht bewerten“. Das Unternehmen will seinen Förderantrag bis spätestens Ende Januar beim Bund einreichen.
Matthias Gastel, der dem Bundestags-Verkehrsausschuss angehört, fordert den Bund auf, das Forschungsvorhaben mit einem eigenen Anteil zu fördern: „Wir brauchen eine unabhängige Bewertung der Einsatzmöglichkeiten von ETCS auf S‑Bahn-Strecken. Wir müssen wissen, ob sich dadurch Überlastungssymptome so weit reduzieren lassen, dass sich die Investitionen lohnen. Von diesen Erkenntnissen können alle großen S‑Bahn-Netze in Deutschland, also beispielsweise auch die in München und Frankfurt, profitieren. Da der Ausbau aller überlasteten Stammstrecken extrem teuer und anspruchsvoll und damit sehr unwahrscheinlich ist, müssen die Chancen durch ETCS zweifelsfrei geklärt und bei einem erfolgreichen Forschungsergebnis realisiert werden. In Stuttgart spricht dafür auch, dass der neue Knoten, der mit Stuttgart 21 geschaffen wird, ohnehin mit ETCS ausgerüstet wird und ein Teil der Strecken gemischt – also durch Züge des Fernverkehrs und der S‑Bahn – genutzt wird.“