Bund steht bei nachhaltiger betrieblicher Mobilität auf der Bremse

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26.10.2016Geschftsmann mit Fahrrad unterwegs

Bund baut Anzahl der Diensträder ab statt auf

Mehr als die Hälf­te aller Men­schen in Deutsch­land haben einen Arbeits­weg von weni­ger als 10 Kilo­me­tern. Für die­se Weg­län­gen sind Fahr­rad und Pedelec häu­fig die schnells­ten Ver­kehrs­mit­tel. Trotz­dem fah­ren zwei Drit­tel der Deut­schen mit dem Auto zur Arbeit und nur knapp jeder Zehn­te mit dem Fahr­rad. Das Poten­ti­al für eine nach­hal­ti­ge­re, gesün­de­re Mobi­li­tät im betrieb­li­chen Kon­text ist also vor­han­den. Vor­han­den ist auch ein wesent­li­ches För­der­instru­ment: Seit 2012 gel­ten für Dienst­rä­der die glei­chen steu­er­li­chen Pri­vi­le­gi­en wie für Dienst­wa­gen (1‑Pro­zent-Rege­lung). Gro­ße Unter­neh­men wie SAP Deutsch­land oder die Deut­sche Bahn AG machen hier­von Gebrauch und bie­ten ihren Mitarbeiter*innen ent­spre­chen­de Ange­bo­te an. Inter­es­sant sind aber auch die Ange­bo­te an Fahr­rä­dern in Fir­men und Behör­den, mit denen Beschäf­tig­te dienst­li­che Ter­mi­ne außer­halb des Arbeits­plat­zes wahr­neh­men kön­nen. So kön­nen auch die­je­ni­gen, die mit ande­ren Ver­kehrs­mit­teln ange­reist sind, für bestimm­te Ter­mi­ne oder Anläs­se auf Fahr­rä­der zurück­grei­fen. Mit einer Klei­nen Anfra­ge haben wir uns erkun­digt, wel­che Chan­cen die Bun­des­re­gie­rung im Bereich des betrieb­li­chen Mobi­li­täts­ma­nage­ments sieht und wel­che Schrit­te sie unter­nom­men hat und zu unter­neh­men plant, um eine nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät ihrer Bediens­te­ten zu för­dern. Die Ant­wor­ten sind ernüch­ternd. Statt Fort­schrit­ten gibt es Rück­schrit­te. So ist die Anzahl an Fahr­rä­dern für die Beschäf­tig­ten in allen Minis­te­ri­en seit dem Jahr 2013 (damals waren es  noch 1.773 Räder) um sage und schrei­be 85 Pro­zent zurück gegan­gen! Nur 0,9 Pro­zent der Mitarbeiter*innen kön­nen auf Fahr­rä­der ihrer Dienst­stel­le zurück­grei­fen. Auch im Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um wur­de die Anzahl der Fahr­rä­der redu­ziert – um knapp 40 Pro­zent. In zahl­rei­chen Bun­des­be­hör­den gibt es über­haupt kei­ne Fahr­rä­der. So steht den über 6.000 Beschäf­tig­ten des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) kein ein­zi­ges Fahr­rad zur Ver­fü­gung (wohl aber 49 Autos). Die 1.500 Beschäf­tig­ten des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums kön­nen auf gera­de ein­mal 12 Fahr­rä­der, aber auf 54 Autos zurück­grei­fen.

Außer­dem: Der Bund möch­te sei­nen Beschäf­tig­ten kei­ne Anrei­ze für die Nut­zung des Fahr­ra­des auf dem Weg zur Arbeit geben.

Mein Kom­men­tar:

„Der mas­si­ve Abbau von Dienst­fahr­rä­dern in den Bun­des­mi­nis­te­ri­en ist sym­pto­ma­tisch für die Rad­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung. Es ist ein Armuts­zeug­nis, dass in den Fuhr­parks von über 20 Bun­des­be­hör­den kein ein­zi­ges Fahr­rad steht. Zukunfts­ver­ges­sen ist es, dass die Bun­des­re­gie­rung neue Lea­sing­an­ge­bo­te für Dienst­fahr­rä­der ihren Beschäf­tig­ten auch in Zukunft nicht ermög­li­chen will. Anstatt Vor­rei­ter im Bereich nach­hal­ti­ger Mobi­li­tät zu sein, bleibt die Bun­des­re­gie­rung weit hin­ter immer mehr Unter­neh­men zurück. Das ist Poli­tik von vor­ges­tern auf Kos­ten von Beschäf­tig­ten und Kli­ma.“