Bundestag aus Sicht eines Praktikanten

25.04.2022

Ein Blick hinter die Kulissen

An mei­nem ers­ten Tag konn­te ich direkt einen Teil des tol­len Büro­teams bei einer Füh­rung durch die Räum­lich­kei­ten des Bun­des­tags ken­nen­ler­nen, wobei mich die Archi­tek­tur und die schie­re Weit­läu­fig­keit und Grö­ße der Gebäu­de schwer beein­druckt haben – wir waren dafür fast 2 Stun­den zu Fuß unter­wegs. Beson­ders der Aus­blick von der obe­ren Bücke über die Spree zwi­schen dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Eli­sa­beth-Lüders-Haus ist mir dabei im Gedächt­nis geblie­ben, eben­so wie der Spitz­na­me der Brü­cke „Obe­re Beam­ten­lauf­bahn“.

In den knapp drei­ein­halb Mona­ten Prak­ti­kum konn­te ich zahl­rei­che inter­es­san­te Erfah­run­gen machen und Ein­bli­cke gewin­nen. Direkt an mei­nem zwei­ten Tag durf­te ich mit zu einem Par­la­men­ta­ri­schen Abend im Mar­riott Hotel, ver­an­stal­tet vom Deut­schen Ver­kehrs­fo­rum, auf dem rege über die Zukunft der Mobi­li­tät in Deutsch­land dis­ku­tiert wur­de und im Anschluss beim Buf­fet die Mög­lich­keit für infor­mel­len Aus­tausch bestand.

Beson­ders inter­es­sant fand ich als Stu­dent der Pla­nung und Par­ti­zi­pa­ti­on mit staats­wis­sen­schaft­li­chem Hin­ter­grund auch die Ein­bli­cke hin­ter die Kulis­sen des Bun­des­tags und in eini­ge frak­ti­ons­in­ter­ne Gre­mi­en sowie den Ver­kehrs­aus­schuss und den Tou­ris­mus­aus­schuss des Bun­des­tags, in denen Mat­thi­as Gastel ordent­li­ches Mit­glied ist. Dort konn­te ich sehen, wie die inhalt­li­che Arbeit des Bun­des­tags funk­tio­niert und war­um meis­tens eher weni­ge Abge­ord­ne­te bei den öffent­li­chen Ple­nar­sit­zun­gen zu sehen sind – sie sind mit inhalt­li­cher Arbeit zu ihren The­men­schwer­punk­ten beschäf­tigt. Der Umfang die­ser Arbeit war mir davor nicht bewusst und ich bin sehr posi­tiv von der inhalt­li­chen Tie­fe der Arbeit und der geball­ten Kom­pe­tenz im Büro mit dem Schwer­punkt Bahn­po­li­tik über­rascht wor­den.
Mich belas­ten die Pro­ble­me der Welt schwer – Krieg in der Ukrai­ne, Kli­ma­kri­se, Pan­de­mie, sozia­le Unge­rech­tig­keit und vie­les mehr. Da war es für mich sehr ermu­ti­gend zu sehen, wie kom­pe­tent an die­sen Pro­ble­men gear­bei­tet wird. Wobei sich die­ser Ein­druck auf die Ein­bli­cke ins Büro und die Grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on beschränkt – ich bin mir nicht sicher, ob er sich auch ana­log auf alle ande­ren poli­ti­schen Akteu­re und Frak­tio­nen über­tra­gen lässt.

Das Prak­ti­kum hat auch mei­nen Blick auf Lob­by­ar­beit sehr ver­än­dert. Ich durf­te zahl­rei­chen Gesprä­chen mit Interessensvertreter:innen bei­woh­nen, sei es im Rah­men der Arbeits­grup­pen, der Aus­schüs­se oder direkt mit Mat­thi­as Gastel. Dabei habe ich aus­nahms­los legi­ti­me Anlie­gen erlebt, die meis­tens auch sehr gut begrün­det und durch­dacht waren. Gleich­zei­tig wur­den die Aus­sa­gen und Begrün­dun­gen auch nicht ein­fach unkri­tisch über­nom­men, son­dern hin­ter­fragt und selbst über­prüft.
Inso­fern fin­de ich Lob­by­ar­beit mitt­ler­wei­le gut und wich­tig – es bleibt aller­dings lei­der das enor­me Ungleich­ge­wicht zwi­schen Inter­es­sens­ver­tre­tung aus der Wirt­schaft und Inter­es­sens­ver­tre­tung für sozia­le / gesell­schaft­li­che Miss­stän­de. In der Wirt­schaft sind das übli­cher­wei­se gut bezahl­te Beru­fe mit ent­spre­chen­den Res­sour­cen dahin­ter, im Gegen­satz dazu gibt es pro­fes­sio­na­li­sier­te Ver­tre­tung die­ser Art für vie­le sozia­le Pro­ble­me nicht. Ich habe den Ein­druck gewon­nen, dass die­ser Umstand und die sozia­len Fra­gen bei der Arbeit der Grü­nen immer mit­ge­dacht wer­den.

Das Prak­ti­kum hat mir wirk­lich sehr gut gefal­len, trotz dem Umstand, dass die meis­ten Tref­fen und Kon­fe­ren­zen wegen der Coro­na­pan­de­mie digi­tal statt­ge­fun­den haben. Ich wur­de von dem tol­len Team offen auf Augen­hö­he emp­fan­gen und habe vie­le sinn­vol­le Auf­ga­ben bekom­men, an denen ich mit­wir­ken konn­te. Die Arbeit und die Ein­drü­cke haben mir so gut gefal­len, dass ich das Prak­ti­kum um eini­ge Wochen ver­län­gert habe und dass ich mir gut vor­stel­len kann, nach dem Stu­di­um auch in dem Bereich zu arbei­ten.
Ich bin wirk­lich dank­bar für die Gele­gen­heit, die­se Erfah­run­gen machen zu kön­nen und kann poli­tisch Inter­es­sier­ten ein sol­ches Prak­ti­kum defi­ni­tiv emp­feh­len, wobei ich nicht weiß, wie Praktikant:innen in ande­ren Büros ein­ge­bun­den und auf­ge­nom­men wer­den.

Bericht: Juli­an Kro­ne­wit­ter