Ein Blick hinter die Kulissen
An meinem ersten Tag konnte ich direkt einen Teil des tollen Büroteams bei einer Führung durch die Räumlichkeiten des Bundestags kennenlernen, wobei mich die Architektur und die schiere Weitläufigkeit und Größe der Gebäude schwer beeindruckt haben – wir waren dafür fast 2 Stunden zu Fuß unterwegs. Besonders der Ausblick von der oberen Bücke über die Spree zwischen dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist mir dabei im Gedächtnis geblieben, ebenso wie der Spitzname der Brücke „Obere Beamtenlaufbahn“.
In den knapp dreieinhalb Monaten Praktikum konnte ich zahlreiche interessante Erfahrungen machen und Einblicke gewinnen. Direkt an meinem zweiten Tag durfte ich mit zu einem Parlamentarischen Abend im Marriott Hotel, veranstaltet vom Deutschen Verkehrsforum, auf dem rege über die Zukunft der Mobilität in Deutschland diskutiert wurde und im Anschluss beim Buffet die Möglichkeit für informellen Austausch bestand.
Besonders interessant fand ich als Student der Planung und Partizipation mit staatswissenschaftlichem Hintergrund auch die Einblicke hinter die Kulissen des Bundestags und in einige fraktionsinterne Gremien sowie den Verkehrsausschuss und den Tourismusausschuss des Bundestags, in denen Matthias Gastel ordentliches Mitglied ist. Dort konnte ich sehen, wie die inhaltliche Arbeit des Bundestags funktioniert und warum meistens eher wenige Abgeordnete bei den öffentlichen Plenarsitzungen zu sehen sind – sie sind mit inhaltlicher Arbeit zu ihren Themenschwerpunkten beschäftigt. Der Umfang dieser Arbeit war mir davor nicht bewusst und ich bin sehr positiv von der inhaltlichen Tiefe der Arbeit und der geballten Kompetenz im Büro mit dem Schwerpunkt Bahnpolitik überrascht worden.
Mich belasten die Probleme der Welt schwer – Krieg in der Ukraine, Klimakrise, Pandemie, soziale Ungerechtigkeit und vieles mehr. Da war es für mich sehr ermutigend zu sehen, wie kompetent an diesen Problemen gearbeitet wird. Wobei sich dieser Eindruck auf die Einblicke ins Büro und die Grünen Bundestagsfraktion beschränkt – ich bin mir nicht sicher, ob er sich auch analog auf alle anderen politischen Akteure und Fraktionen übertragen lässt.
Das Praktikum hat auch meinen Blick auf Lobbyarbeit sehr verändert. Ich durfte zahlreichen Gesprächen mit Interessensvertreter:innen beiwohnen, sei es im Rahmen der Arbeitsgruppen, der Ausschüsse oder direkt mit Matthias Gastel. Dabei habe ich ausnahmslos legitime Anliegen erlebt, die meistens auch sehr gut begründet und durchdacht waren. Gleichzeitig wurden die Aussagen und Begründungen auch nicht einfach unkritisch übernommen, sondern hinterfragt und selbst überprüft.
Insofern finde ich Lobbyarbeit mittlerweile gut und wichtig – es bleibt allerdings leider das enorme Ungleichgewicht zwischen Interessensvertretung aus der Wirtschaft und Interessensvertretung für soziale / gesellschaftliche Missstände. In der Wirtschaft sind das üblicherweise gut bezahlte Berufe mit entsprechenden Ressourcen dahinter, im Gegensatz dazu gibt es professionalisierte Vertretung dieser Art für viele soziale Probleme nicht. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass dieser Umstand und die sozialen Fragen bei der Arbeit der Grünen immer mitgedacht werden.
Das Praktikum hat mir wirklich sehr gut gefallen, trotz dem Umstand, dass die meisten Treffen und Konferenzen wegen der Coronapandemie digital stattgefunden haben. Ich wurde von dem tollen Team offen auf Augenhöhe empfangen und habe viele sinnvolle Aufgaben bekommen, an denen ich mitwirken konnte. Die Arbeit und die Eindrücke haben mir so gut gefallen, dass ich das Praktikum um einige Wochen verlängert habe und dass ich mir gut vorstellen kann, nach dem Studium auch in dem Bereich zu arbeiten.
Ich bin wirklich dankbar für die Gelegenheit, diese Erfahrungen machen zu können und kann politisch Interessierten ein solches Praktikum definitiv empfehlen, wobei ich nicht weiß, wie Praktikant:innen in anderen Büros eingebunden und aufgenommen werden.
Bericht: Julian Kronewitter