BUVKO in Erfurt: Exkursion Neubaustrecke München – Berlin

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Foto Efurt15.03.2015

 

An einem Wochen­en­de Mit­te März besuch­te ich den 20. Bun­des­wei­ten Ver­kehrs- und Umwelt­kon­gress (BUVKO), der dies­mal in Erfurt statt­fand. Rund 300 umwelt- und ver­kehrs­po­li­tisch Inter­es­sier­te tausch­ten sich über Fuß- und Rad­ver­kehr, ÖPNV, Elek­tro­mo­bi­li­tät und die Ver­net­zung all die­ser Ver­kehrs­ar­ten aus.     Ich nahm an einer Exkur­si­on „ICE-Bau­stel­le Erfurt“ teil.

 

 

 

Es ging um die Neu- und Aus­bau­stre­cke Ber­lin-Mün­chen (über Leipzig/Halle, Erfurt, Fürth). Die­se wie­der­um ist Teil­stück der Ach­se (Ber­lin-Vero­na-Paler­mo der Trans­eu­ro­päi­schen Net­ze. Erfurt bil­det ein wich­ti­ges Zen­trum des deut­schen Eisen­bahn­net­zes, da sich hier die Aus- und Neu­bau­stre­cke Nürn­berg-Ber­lin mit den Eisen­bahn­ver­bin­dun­gen aus Frankfurt/Main und dem Ruhr­ge­biet via Kas­sel in Rich­tung Dres­den bzw. Gera/Chemnitz kreu­zen. Der Haupt­bahn­hof Erfurt wur­de vor eini­gen Jah­ren grund­le­gend umge­baut und in sei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit gestärkt. Die Teil­stre­cke Erfurt-Leip­zi­g/Hal­le ist fer­tig gestellt und soll im Dezem­ber 2015 für den plan­mä­ßi­gen Per­so­nen­ver­kehr in Betrieb genom­men wer­den. Die seit 1996 in Bau befind­li­che Teil­stre­cke Nürn­berg-Erfurt besteht aus einer Aus­bau­stre­cke zwi­schen Nürn­berg und Ebens­feld und einer Neu­bau­stre­cke zwi­schen Ebens­feld und Erfurt. Sie soll zum Fahr­plan­wech­sel im Dezem­ber 2017 in Betrieb gehen. Ab dann soll sich die Rei­se­zeit von Mün­chen nach Ber­lin, die Anfang der 1990er Jah­re bei über sie­ben Stun­den lag und heu­te sechs Stun­den liegt wei­ter auf vier Stun­den ver­kür­zen. Die DB ver­spricht sich von dem im Jahr 1991 von der dama­li­gen Bun­des­re­gie­rung beschlos­se­nen Pro­jekt vor allem auch die Gewin­nung bis­he­ri­ger Flug­gäs­te. Von den 107 Stre­cken­ki­lo­me­tern der Neu­bau­stre­cke ver­lau­fen 41 km in ins­ge­samt 22 Tun­neln sowie 12,3 km auf 29 Tal­brü­cken. Die Stre­cke soll von Hoch­ge­schwin­dig­keits­ver­kehr (ICE mit bis zu 300 km/h) und Güter­zü­gen im Misch­be­trieb genutzt wer­den. Das Pro­jekt ist unter ande­rem auf­grund hoher Kos­ten von 10 Mil­li­ar­den Euro für das Gesamt­pro­jekt, sei­nem ver­kehr­li­chen Nut­zen sowie weit­rei­chen­den öko­lo­gi­schen Ein­grif­fen umstrit­ten. Die Kos­ten-Nut­zen-Kal­ku­la­ti­on für die Stre­cke Ber­lin-Mün­chen ins­ge­samt ist höchst frag­wür­dig. Bei der Pla­nung der Stre­cke wur­de davon aus­ge­gan­gen, dass der Nut­zen die Kos­ten um den Fak­tor 3,5 über­steigt. Es wur­de damals aber von einer schön gerech­ne­ten Ver­kehrs­pro­gno­se aus­ge­gan­gen, weil man von gro­ßen Men­gen an Güter­ver­kehr aus­ge­gan­gen ist. Dies wird auf­grund der Stei­gun­gen nicht ein­tref­fen. Dazu kommt, dass für die Nach­fra­ge rele­van­te Städ­te abge­kop­pelt wur­den (z. B. Jena, Saal­feld, Naum­burg), so dass nach Aus­sa­gen eines unab­hän­gi­gen Gut­ach­ters der Kos­ten-Nut­zen-Fak­tor ver­mut­lich nur bei 0,1 lie­gen wird. Wich­tig in die­sem Zusam­men­hang ist auch, dass teu­re Stre­cken spä­ter auch hohe Kos­ten ver­ur­sa­chen (Instandhaltung/Wartung Tun­nel, Brü­cken etc.). Über all die­se Aspek­te dis­ku­tier­ten die BUV­KO-Teil­neh­mer in der Bau­stel­len-Aus­stel­lung im Erfur­ter Haupt­bahn­hof kon­tro­vers mit dem DB-Ver­tre­ter.