Masterarbeit mit Idee Regionalbahnhof vorgestellt
In einer Masterarbeit wurde die Reaktivierung der Bahnstrecke von Kirchheim unter Teck nach Weilheim an der Teck untersucht. Zusätzlich wurde ein Regionalbahnhof an der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm unterstellt. Nachfolgend stelle ich die Ergebnisse kurz vor.
Die letzten Züge rollten bis 1982 (Personenverkehr) bzw. bis 1994 (abschnittsweiser Güterverkehr). Dann wurde die Strecke stillgelegt. Die Gleise liegen teilweise noch. Vor einigen Jahren war ich die Strecke (von Göppingen über die Boller Bahn) abgewandert, siehe https://www.matthias-gastel.de/auf-den-spuren-stillgelegter-bahnstrecken/ Nun hat der Verkehrsingenieur Jonas Steiner mit einer Masterarbeit die Reaktivierung und den Bau eines Regionalbahnhofs untersucht. Konkret ging er davon aus, dass die S‑Bahn der Linie S 1 bis Weilheim geführt wird. Halte würde es in Kirchheim Süd (hier zweigt die Bahnstrecke von der Teckbahn ab), dem Gebiet Bohnau, in Jesingen, am Regionalbahnhof bei Holzmaden (dazu gleich mehr) und in Weilheim geben. Die Fahrtdauer läge bei 11 Minuten. Die Untersuchung geht von einer hohen Fahrplanstabilität und – aufgrund von Pufferzeiten in Kirchheim – vom Abbau von Verspätungen aus. Das neue Angebot brächte 2.000 Fahrgäste zusätzlich für die „Öffentlichen“ bis nach Weilheim. Der Regionalhalt an der Neubaustrecke würde Umstiege auf einen stündlichen Regionalexpresszug ermöglichen und damit eine schnelle Verbindung nach Stuttgart und Ulm bieten. Die Investitionskosten lägen bei insgesamt 120 Millionen Euro. Nach dem Standardisierten Bewertungsverfahren (Methodik Stand 2016) käme das Projekt überschlägig ermittelt auf einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor von 1,1 und wäre damit durch Bundesmittel förderfähig. Mit der bald neuen standardisierten Bewertung könnte der NKV nochmals verbessert werden.
Die Masterarbeit wurde noch vor der Idee des „Stuttgart-Kirchheim-Express“ (StuKiX) erstellt. Diese Idee, die im Auftrag des Verbands Region Stuttgart entwickelt wurde, sieht eine Bahnverbindung von (Karlsruhe -) Stuttgart – Flughafen – Kirchheim vor. Beide würden sich vermutlich gegenseitig das Fahrgastpotential vergrößern, weil der Raum besser erschlossen wird. StuKiX würde aber einem Regionalhalt an der Neubaustrecke Konkurrenz und einen solchen damit faktisch ausschließen würde. Die Masterarbeit hat diesen unterstellt. Die Fahrgasprognosen legen jedoch nahe, dass auch ohne Regionalhalt das Potential der S‑Bahn groß genug wäre. Schließlich würden dann auch die relativ hohen Kosten für den Regionalverkehrshalt an der Schnellfahrstrecke entfallen.
Wie es weiter gehen könnte: Es laufen derzeit Untersuchungen für eine Reaktivierung (und eine Durchbindung bis Göppingen). Ein Regionalbahnhof, der sicherlich alles andere als einfach zu realisieren wäre, kann gesondert betrachtet werden. Das neue Standardisierte Verfahren, das derzeit entwickelt wird und bis Jahresende vorliegen soll, dürfte die Wirtschaftlichkeit solcher Investitionen positiver darstellen. Die Möglichkeiten für einen Ausbau des schienengebundenen ÖPNV rund um Kirchheim waren noch nie so vielversprechend.