Abends einsteigen, entspannt ankommen und mehr vom Tag genießen.“ Gehört dieser Werbespruch der Deutschen Bahn (DB) für ihre Nachtzüge bald der Vergangenheit an? Noch rollen die Nachtzüge auf 17 Verbindungen. Doch wie lange noch? Die DB überdenkt derzeit ihr Nachtzugkonzept – auch eine Ausdünnung der Angebote bis hin zu deren Einstellung ist nicht ausgeschlossen.
Angeblich sei der Betrieb der Nachtzüge nicht wirtschaftlich. Der zunehmende Wettbewerb durch Billigflieger, aber auch das mit Hilfe neuer Hochgeschwindigkeitsstrecken beschleunigte ICE-Angebot tagsüber, verändere das Reiseverhalten. Der Bundesrechnungshof habe daher die DB AG aufgefordert, das nächtliche Angebot auf eine wirtschaftliche Grundlage zu stellen – oder es aufgrund seiner „erdrückend hohen Kosten“ zu liquidieren. So die Ausführungen der DB in Antwortschreiben an den Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel, der sich für den Erhalt der Züge einsetzt. Demnach überdenke die DB aufgrund der „schwierigen wirtschaftlichen Lage“ und der schwierigen Fahrzeugsituation derzeit die strategische Ausrichtung des Nachtreiseverkehrs ganzheitlich. Die Nachzüge sind in die DB Fernverkehrs AG eingegliedert und werden von dieser eigenwirtschaftlich betrieben. Die Züge für den Nachtverkehr, die aus Abteilen mit Ruhesesseln, Liege- und Schlafwagen bestehen, seien knapp und altersbedingt nicht immer zuverlässig verfügbar. So räumt die DB ein, dass durch nicht vorhersehbare Fahrzeugausfälle Kunden immer wieder nicht das von ihnen reservierte Abteil vorfänden und dies dann zu Kundenunzufriedenheit führe. Ziel, so die DB, sei es, den Nachtreiseverkehr zukunftsfähig zu machen. Genaueres könne man aber derzeit noch nicht sagen. Daher sei gegenwärtig auch noch keine Aussage darüber möglich, ob neue bzw. zusätzliche Fahrzeuge für den Nachtbetrieb angeschafft würden.
Die Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzt sich für den Erhalt der Nachtzüge ein. Anstatt die neu aufkommende Konkurrenz durch die Nacht-Fernbusse zu beklagen sollte die DB ihr Konzept marktgerecht weiter entwickeln. Die hohe Auslastung auf manchen Strecken und die starke Nachfrage zumindest im Bereich der Einzelabteile sprechen dafür. Außerdem lässt sich die Schieneninfrastruktur über den Tag verteilt besser auslasten. Und Umweltgesichtspunkte sind ohnehin zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Pluspunkt für die Schiene. Die Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat eine Selbstbefassung im Verkehrsausschuss beantragt. Dann muss die DB erklären, was sie mit ihren Nachtzügen vorhat.