17.08.2021
Potential für gesunde und lebenswerte Orte
Meine Termine im Wahlkreis nehme ich sehr oft mit dem Fahrrad wahr. Auch in meiner Freizeit radle ich gerne mal, so kürzlich zwei Tage durch den Schwarzwald. Wer sich des Fahrradthemas aus der Praxis als auch aus der verkehrspolitischen Betrachtung annimmt, kann hierzu einiges beitragen.
Das Fahrrad ist einer der zentralen Bausteine, um viele Kurzstrecken mit dem Auto zu vermeiden (diese machen über 40 Prozent aller Autofahrten aus!), den Autobestand und damit zugeparkte Flächen zu verringern, für saubere Luft zu sorgen und Lärmbelastungen zu reduzieren. Damit kann also die Lebensqualität der Menschen in Städten und Dörfern erhöht werden.
Um den Radverkehrs-Anteil signifikant zu erhöhen, braucht es eine attraktive, sichere Infrastruktur. Wir brauchen ein ausreichend ausgebautes Netz an breiten Wegen in guter Qualität, das gut ausgeschildert ist. Dieses muss wetterunabhängig nutzbar sein. Gerade an Kreuzungen kommt es auf sichere Querungen an. Dort, wo es sich sicher radeln lässt, wird mehr geradelt. Mir gefällt das Selbstverständnis der Verkehrsplaner*innen in den Niederlanden, das ich dort schon erläutert bekommen und im wahrsten Sinne des Wortes erfahren habe: Ob die Radverkehrs-Infrastruktur etwas taugt, sieht man daran, ob sich Kinder und ältere Menschen trauen, mit dem Rad auf der Straße unterwegs zu sein. Zu dieser Erkenntnis müssen wir auch in Deutschland kommen!
Auch durch den Druck von unten, so durch Radentscheide, erkennt nach vielen Kommunen und einige Ländern inzwischen der Bund die Bedeutung des Radverkehrs. Dessen Handeln ist jedoch zu zögerlich.
Notwendig ist die Abkehr von der befristeten Projektförderung und deren Überführung in eine reguläre, höhere und dauerhafte Förderung des Ausbaus der Rad-Infrastruktur. Gegen zugeparkte Radwege und Schutzstreifen ist entschlossener vorzugehen. Mehr Tempo 30 innerorts erhöht die Verkehrssicherheit.
Der Radverkehr hat Potential. Im Interesse von Gesundheit, lebenswerten Orten und des Klimaschutzes gilt es dieses zu aktivieren!
Im Wahlprogramm für die Bundestagswahl heißt es im Kapitel zum Radverkehr:
„Deutschland wird Fahrradland und stärkt die Fußgänger*innen
Das Fahrrad hat für die Mobilitätswende riesiges Potenzial. Bereits jetzt boomt die Fahrradindustrie und schafft Arbeitsplätze. Um diese Potenziale auszuschöpfen, wollen wir Deutschland zum Fahrradland machen. Radfahren muss sicher und attraktiv sein – überall. Radwege in Städten, Pendelstrecken oder Verbindungen von Dorf zu Dorf wie auch touristische Radwege sollen sich durch hohe Qualität und hohe Sicherheitsstandards, wie eine separierte Radinfrastruktur, sowie eine gute Beschilderung und Kartierung auszeichnen. Unsere Vision ist ein lückenloses Fahrradnetz in ganz Deutschland mit Anschlüssen in den Grenzregionen. Die Empfehlungen des Nationalen Radverkehrsplans, die sich an den Bund richten, werden von uns schnellstmöglich umgesetzt; Kommunen, Länder und Unternehmen werden bei der Umsetzung ihres Teils der Aufgaben umfassend unterstützt. Die Anzahl der Wege mit Rad und zu Fuß soll bis 2030 verdoppelt werden. Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir die Pro-Kopf-Investitionen gemeinsam mit Ländern und Kommunen deutlich erhöhen. Wir verstärken die Bundesförderung und Beratungsangebote für den Ausbau und die Modernisierung der Radinfrastruktur, schaffen ein schlagkräftiges Kompetenzzentrum Radverkehr und bezuschussen die Anschaffung von Job- und Lastenrädern sowie S‑Pedelecs. Das Straßenverkehrsrecht reformieren wir, damit Radfahrer*innen besser geschützt sind und einen gleichberechtigten Platz im Straßenraum bekommen. An Verkehrswegen des Bundes sollen gut ausgebaute Radwege nach niederländischem Vorbild im Bestand und bei Baumaßnahmen zur Regel werden. Mit einer nationalen Fußmobilitätsstrategie schaffen wir Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und mehr Aufenthaltsqualität für Fußgänger*innen.“
An anderen Stellen des Wahlprogramms sind weitere Punkte genannt, die für den Radverkehr relevant sind, so beispielsweise die Forderungen nach Neuverteilung der Verkehrsflächen, Vision Zero, Tempo 30 als Regelfall innerorts sowie technische Lösungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wie Lkw-Abbiegeassistenzsysteme.