Den Radverkehr konsequent fördern!

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Das Foto ent­stand zwi­schen Nagold im Schwarz­wald und Her­ren­berg. Foto­graf: Patrik Nagel.

17.08.2021

Potential für gesunde und lebenswerte Orte

Mei­ne Ter­mi­ne im Wahl­kreis neh­me ich sehr oft mit dem Fahr­rad wahr. Auch in mei­ner Frei­zeit rad­le ich ger­ne mal, so kürz­lich zwei Tage durch den Schwarz­wald. Wer sich des Fahr­rad­the­mas aus der Pra­xis als auch aus der ver­kehrs­po­li­ti­schen Betrach­tung annimmt, kann hier­zu eini­ges bei­tra­gen.

Das Fahr­rad ist einer der zen­tra­len Bau­stei­ne, um vie­le Kurz­stre­cken mit dem Auto zu ver­mei­den (die­se machen über 40 Pro­zent aller Auto­fahr­ten aus!), den Auto­be­stand und damit zuge­park­te Flä­chen zu ver­rin­gern, für sau­be­re Luft zu sor­gen und Lärm­be­las­tun­gen zu redu­zie­ren. Damit kann also die Lebens­qua­li­tät der Men­schen in Städ­ten und Dör­fern erhöht wer­den.

Um den Rad­ver­kehrs-Anteil signi­fi­kant zu erhö­hen, braucht es eine attrak­ti­ve, siche­re Infra­struk­tur. Wir brau­chen ein aus­rei­chend aus­ge­bau­tes Netz an brei­ten Wegen in guter Qua­li­tät, das gut aus­ge­schil­dert ist. Die­ses muss wet­ter­un­ab­hän­gig nutz­bar sein. Gera­de an Kreu­zun­gen kommt es auf siche­re Que­run­gen an. Dort, wo es sich sicher radeln lässt, wird mehr gera­delt. Mir gefällt das Selbst­ver­ständ­nis der Verkehrsplaner*innen in den Nie­der­lan­den, das ich dort schon erläu­tert bekom­men und im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes erfah­ren habe: Ob die Rad­ver­kehrs-Infra­struk­tur etwas taugt, sieht man dar­an, ob sich Kin­der und älte­re Men­schen trau­en, mit dem Rad auf der Stra­ße unter­wegs zu sein. Zu die­ser Erkennt­nis müs­sen wir auch in Deutsch­land kom­men!

Auch durch den Druck von unten, so durch Radent­schei­de, erkennt nach vie­len Kom­mu­nen und eini­ge Län­dern inzwi­schen der Bund die Bedeu­tung des Rad­ver­kehrs. Des­sen Han­deln ist jedoch zu zöger­lich.

Not­wen­dig ist die Abkehr von der befris­te­ten Pro­jekt­för­de­rung und deren Über­füh­rung in eine regu­lä­re, höhe­re und dau­er­haf­te För­de­rung des Aus­baus der Rad-Infra­struk­tur. Gegen zuge­park­te Rad­we­ge und Schutz­strei­fen ist ent­schlos­se­ner vor­zu­ge­hen. Mehr Tem­po 30 inner­orts erhöht die Ver­kehrs­si­cher­heit.

Der Rad­ver­kehr hat Poten­ti­al. Im Inter­es­se von Gesund­heit, lebens­wer­ten Orten und des Kli­ma­schut­zes gilt es die­ses zu akti­vie­ren!

Im Wahl­pro­gramm für die Bun­des­tags­wahl heißt es im Kapi­tel zum Rad­ver­kehr:

„Deutsch­land wird Fahr­rad­land und stärkt die Fußgänger*innen

Das Fahr­rad hat für die Mobi­li­täts­wen­de rie­si­ges Poten­zi­al. Bereits jetzt boomt die Fahr­rad­in­dus­trie und schafft Arbeits­plät­ze. Um die­se Poten­zia­le aus­zu­schöp­fen, wol­len wir Deutsch­land zum Fahr­rad­land machen. Rad­fah­ren muss sicher und attrak­tiv sein – über­all. Rad­we­ge in Städ­ten, Pen­del­stre­cken oder Ver­bin­dun­gen von Dorf zu Dorf wie auch tou­ris­ti­sche Rad­we­ge sol­len sich durch hohe Qua­li­tät und hohe Sicher­heits­stan­dards, wie eine sepa­rier­te Rad­in­fra­struk­tur, sowie eine gute Beschil­de­rung und Kar­tie­rung aus­zeich­nen. Unse­re Visi­on ist ein lücken­lo­ses Fahr­rad­netz in ganz Deutsch­land mit Anschlüs­sen in den Grenz­re­gio­nen. Die Emp­feh­lun­gen des Natio­na­len Rad­ver­kehrs­plans, die sich an den Bund rich­ten, wer­den von uns schnellst­mög­lich umge­setzt; Kom­mu­nen, Län­der und Unter­neh­men wer­den bei der Umset­zung ihres Teils der Auf­ga­ben umfas­send unter­stützt. Die Anzahl der Wege mit Rad und zu Fuß soll bis 2030 ver­dop­pelt wer­den. Um die­se Zie­le zu errei­chen, wol­len wir die Pro-Kopf-Inves­ti­tio­nen gemein­sam mit Län­dern und Kom­mu­nen deut­lich erhö­hen. Wir ver­stär­ken die Bun­des­för­de­rung und Bera­tungs­an­ge­bo­te für den Aus­bau und die Moder­ni­sie­rung der Rad­in­fra­struk­tur, schaf­fen ein schlag­kräf­ti­ges Kom­pe­tenz­zen­trum Rad­ver­kehr und bezu­schus­sen die Anschaf­fung von Job- und Las­ten­rä­dern sowie S‑Pedelecs. Das Stra­ßen­ver­kehrs­recht refor­mie­ren wir, damit Radfahrer*innen bes­ser geschützt sind und einen gleich­be­rech­tig­ten Platz im Stra­ßen­raum bekom­men. An Ver­kehrs­we­gen des Bun­des sol­len gut aus­ge­bau­te Rad­we­ge nach nie­der­län­di­schem Vor­bild im Bestand und bei Bau­maß­nah­men zur Regel wer­den. Mit einer natio­na­len Fuß­mo­bi­li­täts­stra­te­gie schaf­fen wir Bar­rie­re­frei­heit, Ver­kehrs­si­cher­heit und mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät für Fußgänger*innen.“

An ande­ren Stel­len des Wahl­pro­gramms sind wei­te­re Punk­te genannt, die für den Rad­ver­kehr rele­vant sind, so bei­spiels­wei­se die For­de­run­gen nach Neu­ver­tei­lung der Ver­kehrs­flä­chen, Visi­on Zero, Tem­po 30 als Regel­fall inner­orts sowie tech­ni­sche Lösun­gen zur Ver­bes­se­rung der Ver­kehrs­si­cher­heit wie Lkw-Abbie­ge­as­sis­tenz­sys­te­me.