Der mühsame Weg zum Ausbau

In die­ser Woche war ich vor Ort an der Boden­see­gür­tel­bahn und hat­te Gesprä­che rund um die­ses und wei­te­re Bahn­the­men am Boden­see geführt. Hier ein Blick auf die Bahn­stre­cke, im Hin­ter­grund Lud­wigs­ha­fen.

04.03.2022

Unterwegs an der Bodenseegürtelbahn

Die Boden­see­gür­tel­bahn ist eine der schöns­ten Bahn­stre­cken Deutsch­lands. Der wun­der­schö­ne Blick auf den See kann aber nicht vom drin­gen­den Hand­lungs­be­darf ablen­ken. Die Stre­cke ist ein­glei­sig. Wäh­rend die Süd­bahn (Ulm – Fried­richs­ha­fen – Lin­dau) seit Dezem­ber elek­tri­fi­ziert ist, die­seln die Züge zwi­schen Fried­richs­ha­fen und Radolf­zell noch immer vor sich hin.

Die Leis­tungs­fä­hig­keit der Stre­cke ist gerin­ger als der Bedarf an Ver­kehrs­an­ge­bo­ten. Schon halb­wegs ehr­gei­zi­ge Betriebs­pro­gram­me las­sen sich nicht zuver­läs­sig fah­ren. Es kommt (bzw. „kam“, sie­he wei­ter unten) zu vie­len Ver­spä­tun­gen. Die Auf­nah­me in den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan wur­de 2016 von der Bun­des­re­gie­rung abge­lehnt. Seit­her küm­mern sich die bei­den Land­krei­se (Kon­stanz und Boden­see­kreis) sowie das Land um den Aus­bau. Ver­schie­de­ne Betriebs­kon­zep­te wur­den unter­sucht. Ver­folgt wird nun die (auf­wän­di­ge­re) Vor­zugs­va­ri­an­te, die neben dem stünd­li­chen Express einen Halb­stun­den­takt der Regio­nal­bahn ermög­licht. Vor­ge­se­hen sind die Elek­tri­fi­zie­rung und ein­zel­ne Dop­pel­spur­ab­schnit­te. Die Pla­nun­gen für Leis­tungs­pha­se 1 und 2 lau­fen. Die Kos­ten könn­ten bei etwa 100 Mil­lio­nen Euro für die Elek­tri­fi­zie­rung und über 200 Mil­lio­nen für die zusätz­li­chen Glei­se lie­gen. Gegen Ende die­ses Jahr­zehnts könn­ten mehr Züge als heu­te fah­ren – unter Fahr­draht.

Aktu­el­les Betriebs­kon­zept

Die unzu­läng­li­che Infra­struk­tur lässt kei­ne guten Fahr­plä­ne zu. Bis vor kur­zem kamen Nei­ge­tech­nik­zü­ge zum Ein­satz. Auch, weil sich die­se als stö­rungs­an­fäl­lig erwie­sen haben, wird inzwi­schen wie­der auf kon­ven­tio­nel­le Tech­nik gesetzt. Zwar haben sich Fahr­zei­ten dadurch ver­län­gert, aber die Fahr­ten sind kom­for­ta­bler, die ein­ge­setz­ten Dop­pel­stock­zü­ge bie­ten mehr Sitz­plät­ze und auch mehr Mög­lich­kei­ten für die Fahr­rad­mit­nah­me sowie beque­me­re Ein- und Aus­stie­ge. Die Pünkt­lich­keit hat

sich ver­bes­sert. Lei­der gibt es kei­ne durch­ge­hen­den Ver­bin­dun­gen mehr von/nach Ulm, da die Süd­bahn neu­er­dings elek­tri­fi­ziert ist und man nicht mit Die­sel­zü­gen unter Fahr­draht fah­ren möch­te. Der­zeit ungüns­tig lan­ge Umstei­ge­zei­ten sol­len in wei­te­ren Schrit­ten ver­bes­sert und Takt­lü­cken geschlos­sen wer­den.