Besuch an der Hochschule Esslingen-Göppingen
Die Hochschule Esslingen bietet ab dem Wintersemester 2017/18 einen neuen Studiengang an, der sich Fahrzeugsysteme nennt. Ich war zu Besuch in der Hochschule, um mich bei den Professoren und bei Studierenden über diesen sowie den Studiengang „Elektromobilität Plus“ zu informieren.
Die Fakultät für Fahrzeugtechnik hat den neuen Studiengang Fahrzeugsysteme entwickelt, weil in den letzten Jahren deutlich wurde, dass es neue Anforderungen bei der Fahrzeugherstellung gibt. Die Digitalisierung nimmt immer mehr zu und immer wichtiger werden die drei Themen Autonomes Fahren, E‑Mobility und Fahrzeugvernetzung. Diese Themen werden in dem Studiengang schwerpunktmäßig gelehrt. Es werden Ingenieure ausgebildet, die sowohl Kenntnisse in der Fahrzeugtechnik als auch in der Informatik sowie der Elektrotechnik erwerben. Es handelt sich um einen Bachelorstudiengang, der sehr praxisorientiert ist. Bei meinem Besuch konnte ich verschiedene Labore und Messeinrichtungen auf dem Hochschulgelände besichtigen, in denen die Studierenden oft sehr eigenständig arbeiten (und das selbst in den Semesterferien, wovon ich mich überzeugen konnte). Außerdem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen.
Zunächst werden 40 Studierende für diesen neuen Studiengang aufgenommen und geleichzeitig wird die Anzahl der Fahrzeugtechnikstudierenden von 120 auf 80 reduziert, weil es nicht möglich ist, insgesamt mehr Plätze anzubieten. Die Fakultät ist aber stolz darauf, dass sie es geschafft hat, innerhalb kurzer Zeit den neuen Studiengang zu erarbeiten und anzubieten.
Der Studiengang Elektromobilität Plus wird am Standort Göppingen von der Fakultät Mechatronik und Elektrotechnik angeboten. Es handelt sich um ein duales Studium, welches in Anbindung an Firmen erfolgt und eine integrierte gewerbliche Ausbildung an der Werner von Siemens-Schule beinhaltet. Für die Studierenden hat das den Vorteil, dass sie ein Ausbildungsgehalt bekommen, aber sie müssen dafür ihre Praxissemester (zweimal 6 Monate) in der gleichen Firma absolvieren. Es gibt drei Firmen, die diese Kooperation mit der Hochschule anbieten: Bosch, Hofer Powertrain und Mahle.
Der Studiengang wird jeweils zum Wintersemester für 20 Studenten angeboten. Inhaltlich handelt es sich um ein vollwertiges Elektroingenieurstudium, so dass die Studierenden auch die Möglichkeit haben, außerhalb des Mobilitätsbereiches zu arbeiten.
Nach dem ersten Studienabschnitt (2,5 Jahre) erhalten die Studierenden bereits einen Facharbeiterbrief von der IHK als Mechatroniker und nach weiteren 2,5 Jahren an der Uni können sie den Abschluss „Bachelor of Engineering“ erwerben.
Bei der Diskussion im Anschluss an die Vorstellung der Studiengänge ging es unter anderem um die Frage, wie und ob sich die Professoren vorstellen können, dass unsere Forderung, ab 2030 keinen fossilen Verbrennungsmotor mehr neu zuzulassen, umgesetzt werden kann. Diese Forderung wurde teilweise kritisch gesehen. Es wurde darauf verwiesen, dass das unter anderem eine Frage der Infrastruktur sei. Zur Stromversorgung von vielen Elektroautos müssten große Kupferkabel verlegt werden. Bei Elektroautos sei nicht die Reichweite das größte Problem, sondern die fehlenden Lademöglichkeiten.
Außerdem sei die Steuerbegünstigung von Diesel ein großes Problem und der hohe Exportanteil weltweit (ca. 80 %) von deutschen Automobilen mit Verbrennungsmotor erschweren einen Kurswechsel.
Schade, hier hätte ich mir etwas mehr Mut und Optimismus von den Fachleuten gewünscht. Insgesamt ist jedoch deutlich geworden, dass die Hochschule sehr zukunftsorientiert, weil aufgeschlossen gegenüber neuen Entwicklungen, und praxisorientiert arbeitet und lehrt.