Die Bahn, sie bewegt sich doch!

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Zug im Bhf. 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

05.12.2014

Die Deut­sche Bahn gilt als ein beson­ders trä­ger Ver­ein. Der Wett­be­werb durch den Fern­bus und rück­läu­fi­ge Fahr­gast­zah­len im Fern­ver­kehr brin­gen nun end­lich Schwung in die Bude. Die Deut­sche Bahn erkennt zuneh­mend, dass sie sich in meh­re­ren Berei­chen ver­bes­sern muss, um für ihre Fahr­gäs­te attrak­tiv zu blei­ben und neue hin­zu­zu­ge­win­nen. Sie möch­te bei Ser­vice und Ver­läss­lich­keit bes­ser wer­den – erst­mals neh­me ich ihr dies ab. So soll im Jahr 2016 W‑LAN im ICE für alle zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, und das kos­ten­los. Noch vor eini­gen Mona­ten sah das anders aus. Ich mach­te immer wie­der dar­auf auf­merk­sam, dass jun­ge Men­schen auch wegen des funk­tio­nie­ren­den und kos­ten­lo­sen W‑LAN immer lie­ber den Fern­bus nut­zen. Bei der DB wur­de Hand­lungs­be­darf aber bes­ten­falls in der ers­ten Klas­se gese­hen und bei der Bun­des­re­gie­rung wur­de dem The­ma sogar gar kei­ne Bedeu­tung bei­gemes­sen. Und auch beim gas­tro­no­mi­schen Ange­bot in den Zügen wird gehan­delt. All­zu häu­fig hört man selbst im ICE „Tut uns leid, die Strom­ver­sor­gung in der Küche ist aus­ge­fal­len“ oder „Das haben wir nicht mehr“. Der Kun­de erwar­tet pünkt­lich und zuver­läs­sig vom Start- zum Ziel­bahn­hof chauf­fiert zu wer­den. Aber nicht nur das. Er möch­te die Rei­se­zeit sinn­voll nut­zen, zum Arbei­ten, Sur­fen, Tele­fo­nie­ren, Essen und Trin­ken. So sieht moder­nes Rei­sen heu­te aus. Der Zug ist mal ein rol­len­des Büro, dient mal der Ent­span­nung und – mit Blick auf die Nacht­zü­ge – auch mal als fah­ren­des Hotel. Dem muss die DB mit ent­spre­chen­den fahr­gast­freund­li­chen Ange­bo­ten gerecht wer­den.

Eben­falls dem Wett­be­werb durch den Nacht­zug zu ver­dan­ken sind neue Rei­se­an­ge­bo­te. So wur­den zwi­schen Ham­burg und Ber­lin, der stärks­ten Fern­bus-Rela­ti­on, lang­sa­me­re, aber deut­lich kos­ten­güns­ti­ge­re Regio­nal­zug­an­ge­bo­te wie­der­be­lebt. Offen­bar mit Erfolg. Geschwin­dig­keit ist nicht alles. Ein Teil der Fahr­gäs­te schaut beson­ders kri­tisch auf den Preis. Und ent­schei­dend sind auch umstei­ge­freie Ver­bin­dun­gen und gut ver­tak­te­te Umstei­ge­an­ge­bo­te. An die­ser Stel­le bleibt zu hof­fen, dass die DB sich von ihrer bis­he­ri­gen (teu­ren und geschei­ter­ten) Hoch­ge­schwin­dig­keits­stra­te­gie ver­ab­schie­det und für ihre Kun­den statt­des­sen inter­es­san­te und zuver­läs­si­ge Ange­bo­te für die gesam­te Rei­se­ket­te ent­wi­ckelt (Stich­wort Deutsch­land-Takt).

Dazu gehört auch ein trans­pa­ren­tes und fai­res Preis­sys­tem – die viel­leicht schwie­rigs­te Auf­ga­be von allen. Etwas Bes­se­res zu erfin­den als die Bahn­Card wird schwie­rig. Daher muss die DB dar­an fest­hal­ten. Über fünf Mil­lio­nen aus­ge­ge­be­ne Bahn­Cards – Ten­denz stei­gend – bezeu­gen dies. Über­le­gun­gen des Kon­zerns, auf den Trend zu Inter­mo­da­li­tät zu reagie­ren und Car-Sha­ring- sowie Fahr­rad­ver­leih-Ange­bo­te in ein wei­ter ent­wi­ckel­tes Tarif­sys­tem auf­zu­neh­men sind hin­ge­gen abso­lut unter­stüt­zens­wert.

Was nicht gesche­hen darf ist, dass der DB-Kon­zern noch mehr und ein­sei­tig auf Wirt­schaft­lich­keit getrimmt wird. Das Grund­ge­setz erin­nert in Sachen Ver­kehrs­an­ge­bo­ten auf der Schie­ne zu Recht an die Gemein­wohl­ver­pflich­tung. Die Bun­des­re­gie­rung betreibt hier aber ein gefähr­li­ches Spiel: Hoher Divi­den­den­druck auf das Staats­un­ter­neh­men einer­seits und das Ver­schlep­pen von Lösun­gen bei den Regio­na­li­sie­rungs­mit­teln sowie beim aus­lau­fen­den Gemein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz (GVFG) ande­rer­seits gefähr­den die Erfol­ge im Nah- und Regio­nal­ver­kehr. Statt­des­sen soll­te der Bund die Auf­recht­erhal­tung der not­wen­di­gen und den Aus­bau wei­te­rer sinn­vol­ler Ange­bo­te im Schie­nen­ver­kehr ermög­li­chen. Und er muss für mehr Wett­be­werbs­ge­rech­tig­keit zwi­schen den Ver­kehrs­trä­gern sor­gen. Wenn die Schie­nen­bah­nen über­all Tras­sen­ge­büh­ren zah­len, dann muss es auch für den LKW und den Fern­bus auf allen Stra­ßen eine Maut geben. Und wenn das Ticket im grenz­über­schrei­ten­den Schie­nen­ver­kehr mit dem vol­len Mehr­wert­steu­er­satz belegt wird, dann darf das Flug­zeug nicht steu­er­be­freit abhe­ben.

Die Bahn hat Zukunft – wenn die Deut­sche Bahn und die Poli­tik es wirk­lich wol­len.