Die Usedomer Bäderbahn – Gegenwart und Zukunft

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Usedomer Bäderbahn2

08.09.2015

Die Use­do­mer Bäder­bahn (UBB) gilt als eines der gelun­ge­nen Bei­spie­le, wie eine Schie­nen­bahn mit über­zeu­gen­den Ideen Fahr­gäs­te gewin­nen kann. Ich habe die Bahn aus­pro­biert und mit dem Geschäfts­füh­rer gespro­chen.

Zur Geschich­te der Use­do­mer Bäder­bahn

Die Vor­gän­ger­bahn kann auf eine lan­ge Geschich­te zurück bli­cken. Ihre Anfän­ge nahm sie Ende des vor­letz­ten Jahr­hun­derts. Bis zum Jahr 1911 wur­de die Bahn in meh­re­ren Etap­pen aus­ge­baut. Im April 1945 wur­de die Karn­i­ner Hub­brü­cke, die Ver­bin­dung zwi­schen der Insel Use­dom und dem pom­mer­schen Fest­land, von der Wehr­macht gesprengt. Sie ist bis heu­te nicht wie­der auf­ge­baut wor­den.

Anfang der 1990er Jah­re war die Infra­struk­tur der Bahn auf Use­dom maro­de und die Moto­ri­sie­rung der Bevöl­ke­rung nahm mit der Wen­de deut­lich zu. Kaum mehr jemand woll­te mehr die Bahn nut­zen. Die dama­li­ge Reichs­bahn­di­rek­ti­on bean­trag­te 1992 die Still­le­gung der Stre­cke.

1994 wur­de die UBB GmbH, eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Toch­ter der Deut­schen Bahn AG, gegrün­det. Sie über­nahm die Stre­cke, sanier­te die­se und ent­wi­ckel­te ein neu­es Betriebs­kon­zept. Bis 1995 wur­den meh­re­re neue Hal­te­stel­len ein­ge­rich­tet. Im Jahr 2008 wur­de die Bahn bis auf den pol­ni­schen Teil der Insel ver­län­gert. Inzwi­schen ist die UBB mit 23 moder­nen Trieb­wa­gen­zü­gen der Bau­rei­he 646 unter­wegs – wäh­rend der Haupt­sai­son im Halb­stun­den­takt. Die Wagen sind kli­ma­ti­siert und ver­fü­gen über WC, dyna­mi­sche Fahr­ziel­in­for­ma­tio­nen sowie Fahr­rad­stell­plät­ze.

Ent­wick­lung der Fahr­gast­zah­len

Im Jahr 1992, als die Still­le­gung der Stre­cke bean­tragt wur­de, nut­zen gera­de ein­mal noch 700 Fahr­gäs­te pro Tag die Bahn. Heu­te sind es rund 10.000. Die­ses Bei­spiel zeigt, wie sich mit moder­nen Zügen auf moder­ni­sier­ter Infra­struk­tur und einem attrak­ti­ven Betriebs­kon­zept gewal­ti­ge Fahr­gast­zu­ge­win­ne errei­chen las­sen.

Eige­ne Erfah­run­gen

Ich habe die Stre­cke zwi­schen Züss­ow (Bahn­hof mit Umstei­ge­mög­lich­keit auf den Fern­ver­kehr) und dem pol­ni­schen Swi­ne­mün­de sowie zwi­schen Zin­no­witz und Pee­ne­mün­de (Neben­stre­cke) aus­pro­biert. Die Züge der UBB wer­den offen­kun­dig von Urlau­bern wie von Ein­hei­mi­schen gut genutzt. Von der Urlau­ben­den sind recht vie­le mit ihren Fahr­rä­dern unter­wegs. Die Züge sind modern und ver­fü­gen über gro­ße Fens­ter, von denen aus die Fahr­gäs­te gut die Insel­na­tur mit ihren Kie­fern­wäl­dern und eri­ka­be­wach­se­nen Hei­de­flä­chen bestau­nen kön­nen. Dass die Bahn mit ihrem Halb­stun­den­takt auf der über­wie­gend ein­glei­si­gen Stre­cke an ihre Gren­zen stößt, bleibt jedoch lei­der nicht unbe­merkt. Mei­ne Fahrt auf den pol­ni­schen Insel­teil begann mit 20 Minu­ten Ver­spä­tung, weil ein Gegen­zug abge­war­tet wer­den muss­te. Und die Fahrt ende­te schließ­lich vor­zei­tig in Herings­dorf (auf deut­scher Insel­sei­te). Eine Frau, die mir gegen­über saß, erzähl­te mir, dass sie ihrem Chef bald nicht mehr erklä­ren kön­ne, wes­halb sie so häu­fig zu spät am Arbeits­platz ankom­me.

Gespräch mit dem Geschäfts­füh­rer und Plä­ne für die Zukunft

Der Geschäfts­füh­rer der UBB spricht hin­ge­gen von einer hohen, bei 98 Pro­zent lie­gen­den Pünkt­lich­keits­ra­te (maxi­mal zwei Pro­zent aller Fahr­ten mit Ver­spä­tun­gen von mehr als drei Minu­ten).

Als zen­tra­les Zukunfts­pro­jekt sieht er den Wie­der­auf­bau der Karn­i­ner Brü­cke an. Sowohl Meck­len­burg-Vor­pom­mern als auch das Land Ber­lin hät­ten die Auf­nah­me in den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan, der momen­tan erstellt wird, bean­tragt. Dadurch lie­ße sich die Fahrt­zeit zwi­schen Ber­lin und Use­dom von der­zeit knapp vier auf unter drei Stun­den (dem Vor­kriegs­ni­veau ent­spre­chend) ver­kür­zen.