Diskussion über Wehrpflicht und allgemeine Dienstpflicht

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

11.08.2018

Soziale Arbeit nur freiwillig sinnvoll

Aus der CDU her­aus wur­de eine Debat­te über die Rück­kehr zur Wehr­pflicht und die Ein­füh­rung einer all­ge­mei­nen (sozia­len) Dienst­pflicht für Män­ner und Frau­en ange­sto­ßen. Mei­ne Mei­nung ist klar: Ableh­nung.

Neben mas­si­ven ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken, die auch aus Bun­des­wehr­krei­sen geäu­ßert wer­den, habe ich ins­be­son­de­re Zwei­fel, ob eine Dienst­pflicht der sozia­len Arbeit gut täte.

Vor mei­nem Bun­des­tags­man­dat hat­te ich vie­le Jah­re in der Jugend- und Alten­hil­fe gear­bei­tet. Über mei­nen Zivil­dienst hat­te ich in die Sozi­al­be­ru­fe gefun­den. Ich wün­sche mir sehr, dass jeder jun­ge Mensch zumin­dest einen klei­nen Teil der Zeit sei­nes Lebens, bei­spiels­wei­se nach dem Schul­ab­gang, einem sozia­len Enga­ge­ment wid­met. Jeder sozia­len Ein­rich­tung, sei es eine Kita, eine Psych­ia­trie oder ein Alten­heim, tun jun­ge Men­schen mit einem unvor­ein­ge­nom­me­nen, offe­nen Blick und etwas Idea­lis­mus gut. Auch lang­jäh­rig im Sozi­al­be­reich Beschäf­tig­te kön­nen davon enorm pro­fi­tie­ren. Am aller­meis­ten gewin­nen die jun­gen Men­schen sel­ber – und zwar unab­hän­gig davon, wel­chen Beruf sie spä­ter ein­mal erler­nen und aus­üben. Aber: Ent­schei­den­der ist, ob die Dienst­pflicht gut ist für die­je­ni­gen, die betreut, erzo­gen oder gepflegt wer­den und auf Hil­fe und Unter­stüt­zung ange­wie­sen sind. Sie kön­nen nicht ent­schei­den, wer die­se Auf­ga­ben ver­rich­tet, sind aber dar­auf ange­wie­sen, dass die Arbeit ver­ant­wor­tungs­be­wusst und pro­fes­sio­nell aus­ge­übt wird. Das sich Ein­las­sen auf die Arbeit mit Men­schen in beson­de­ren Lebens­la­gen lässt sich nicht erzwin­gen. Es muss frei­wil­lig, getra­gen von Neu­gier und dem wirk­li­chen Inter­es­se, sich auf die Men­schen und ihre Bedürf­nis­se ein­zu­las­sen, erfol­gen. Ein Pflicht­dienst hilft da nicht wei­ter. Sicher­lich gibt es geeig­ne­te Anrei­ze, um mehr jun­ge Men­schen fürs frei­wil­li­ge sozia­le Jahr und ande­re Dienst­an­ge­bo­te zu gewin­nen. Dann soll­ten die­se genutzt wer­den.

Für mich gibt es ein wei­te­res sehr ent­schei­den­des Argu­ment gegen eine all­ge­mei­ne Dienst­pflicht für alle: Eine sol­che unter­stellt, sozia­le Arbeit kön­ne jede und jeder auch ohne Aus­bil­dung leis­ten. Das wer­tet die Arbeit der Kran­ken­schwes­tern, Alten­pfle­ger und Erzie­he­rin­nen ab. Die sozia­le Arbeit erfor­dert qua­li­fi­zier­te, gut aus­ge­bil­de­te Men­schen.

Unse­re Kin­der, kran­ken und alten Men­schen soll­ten es uns wert sein, dass sich nur die­je­ni­gen um sie küm­mern, die dies wirk­lich wol­len und ihnen dafür die not­wen­di­ge Wert­schät­zung und die erfor­der­li­che Lei­den­schaft für ihre Arbeit ent­ge­gen­brin­gen.