04.06.2016
So kann ein Tag im Wahlkreis aussehen …
Immer wieder werde ich gefragt, wie denn eigentlich der Alltag eines Abgeordneten aussieht. Die Tage unterscheiden sich nach denen in Berliner Sitzungswochen und denen in sitzungsfreien Wochen, in denen häufig Termine im Wahlkreis, den Betreuungslandkreisen und im Bundesland wahrgenommen werden. Hier stelle ich einen Samstag zwischen zwei Sitzungswochen dar.
Etwas später als gedacht, kurz nach acht Uhr, komme ich zuhause an. Ich bin mit dem Nachtzug von Berlin gekommen. Der Koffer ist nach zwei Wochen des Unterwegsseins fast zum Bersten voll. Viel Zeit zum Auspacken und die Waschmaschine anzuwerfen bleibt nicht. Schnell noch einige Unterlagen im Büro sortieren und den kleinen Rucksack für unterwegs packen, und los geht es mit dem Bus.
Mein erster Termin ist der traditionelle Maientag in Nürtingen. Für das Jahr 1602 erstmals nachgewiesen, gehört der Maientag zu den ältesten Kinder- und Heimatfesten in Südwestdeutschland. Es wird als Frühlingsfest gefeiert und einer der Höhepunkte ist ein Umzug durch die Stadt. Ich laufe heute zum zweiten Mal mit. Unterwegs ergeben sich einige Gespräche mit grünen KommunalpolitikerInnen und Bürgerinnen, so beispielsweise über die in weiter Ferne geplante Sanierung des Bahnhofes, die neue Kostenentwicklung bei Stuttgart 21 und das von der Bundesregierung geplante Bundesteilhabegesetz.
Weiter geht es zur Klinkermühle in Filderstadt-Sielmingen. Dort wird heute der Mühlenladen mit einem neuen Café eingeweiht. In der Backstube wird nach Bioland-Richtlinie gebacken. Um ein paar Brötchen zu kaufen, heißt es, sich in die Warteschlange einzureihen. Dabei ergeben sich Gespräche nicht nur über das wiedereröffnete Angebot, sondern ebenso über das Unterwegssein als Abgeordneter. Auch auf meinen Fernsehauftritt einige Tage zuvor zum Thema „Tempo 120 auf Autobahnen“ werde ich angesprochen. „Ich finde auch, dass langsamer gefahren werden sollte“, werde ich bestärkt. Auch die am häufigsten gestellte Frage durfte nicht fehlen: “So, auch mal wieder hier?”
Den Weg in mein Regionalbüro könnte ich von der Mühle aus zu Fuß bewältigen. Aber es kommt gerade ein Bus, in den ich für einen Teil der Strecke zusteige. Da ich am nächsten Tag schon wieder zurück nach Berlin muss und länger nicht im Büro war, hat sich dort einiges angesammelt, vor allem Einladungen zu Veranstaltungen. Alles ist gut vorbereitet, ich brauche nur zu vermerken, welche Termine ich wahrnehmen möchte. Außerdem habe ich für meine Regionalmitarbeiterin auch Post aus dem Berliner Büro mitgebracht.
Für einige Stunden fahre ich nochmal nach Hause. Auch dort sind im Büro noch ein paar Dinge zu erledigen.
Mit dem Rad geht es dann zur Eröffnung des Marktplatzfestes in Filderstadt-Harthausen. Dieses findet bereits zum 17. Mal statt und ich war so gut wie immer dabei. Es stellt eine gute Gelegenheit dar, mit früheren Kolleginnen und Kollegen aus dem Gemeinderat und ebenso mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Dass sich die Deutsche Bahn in einer schwierigen Situation befindet, hat sich ebenso herum gesprochen wie mein Schwerpunktthema. Entsprechend häufig werde ich genau darauf angesprochen: „Werden die Züge wieder pünktlicher?“ „Wann wird S 21 fertig?“
Der Tag klingt kulturell aus. Die Karl-Schubert-Werkstätten, eine Einrichtung der Behindertenhilfe in Filderstadt, hat in die Stadthalle zum Theaterstück „Das kalte Herz“ eingeladen. Menschen mit Behinderung spielen eineinhalb Stunden hochkonzentriert und motiviert. Man sieht ihnen ihre Spielfreude an. Und dabei hatten einige von ihnen lange und anspruchsvolle Sprechrollen.
Ganz typisch war dieser Tag nicht (was ist schon so ganz typisch?). Aber abwechslungsreich und interessant. Morgen geht es wieder zurück nach Berlin.