Erster Batteriezug im Regelbetrieb

17.02.2022

Beitrag für Dekarbonisierung auch auf der Schiene

Seit weni­gen Tagen ist auf der Gäu­bahn der bun­des­weit ers­te Bat­te­rie­zug (Hybrid Akku/Oberleitung) im Fahr­gast­be­trieb unter­wegs. Er pen­delt mon­tags bis frei­tags als Ver­stär­ker­zug im Berufs­ver­kehr zwi­schen Horb am Neckar und Stutt­gart. Das Fahr­zeug stammt aus dem Hau­se Bombardier/Alstom und wird, um in die­ser Test­pha­se mit DB Regio noch auf Num­mer sicher zu gehen, unter der Ober­lei­tung gefah­ren. So besteht im Fal­le einer Stö­rung der Strom­ver­sor­gung über die Bat­te­rie die Mög­lich­keit, den „Saft“ aus dem Fahr­draht zu zie­hen. Es kann aber auch die Umschal­tung zwi­schen Ober­lei­tungs- und Bat­te­rie­be­trieb erprobt wer­den. Par­al­lel wird der Zug an Wochen­en­den im Frän­ki­schen auf einer nicht elek­tri­fi­zier­ten Stre­cke erprobt, an der die Bat­te­rie nur an den Start- und Ziel­punk­ten gela­den wer­den kann. So wird der Zug unter ver­schie­de­nen Lauf­pro­fi­len und Bat­te­rie­la­de­sze­na­ri­en erprobt. Der Test soll bis zum 01. Mai 2022 lau­fen.

Ich bin mit dem Zug mit­ge­fah­ren und hat­te die Gele­gen­heit, mit einem Trieb­fahr­zeug­füh­rer zu spre­chen. Der Pro­to­typ hat sei­ne Akkus, bestehend aus vier Pake­ten, auf dem Dach. Die­se ermög­li­chen mit sei­nem klei­nen Akku­pa­ket eine Reich­wei­te von (nur) 40 Kilo­me­ter, die aber für die Test­zwe­cke aus­rei­chen (mög­lich sind mit zusätz­li­chen Akku­pa­ke­ten 100 bis 150 Kilo­me­ter Reich­wei­te). Der Zug begann sei­ne Fahrt in Böb­lin­gen. An einem Unter­wegs­bahn­hof wie­sen die Akkus nur noch eine Ladung von zwei Pro­zent auf und ohne jeg­li­chen Zeit­ver­zug wur­de der Strom­ab­neh­mer geho­ben. Der Fahr­strom kam nun statt aus dem Spei­cher aus der Lei­tung. Zugleich wur­de der Akku gela­den, was bereits nach 10 Minu­ten (!) abge­schlos­sen war. Die in Strom zurück ver­wan­del­te Brems­ener­gie wan­dert in den Akku. Das Fahr­ge­fühl war sehr gut, der Zug fuhr im einen wie auch im ande­ren Modus sehr ange­nehm ruhig. Der Trieb­fahr­zeug­füh­rer äußer­te sich sehr zufrie­den, auch sei­ne Kolleg*innen sei­ne begeis­tert vom neu­en Zug. Die Beschleu­ni­gung sei im Bat­te­rie- jedoch etwas schlech­ter als im Ober­lei­tungs­be­trieb.

Der­zeit sind in Deutsch­land erst 60 Pro­zent der Stre­cken­ki­lo­me­ter elek­tri­fi­ziert. Die Ampel­ko­ali­ti­on hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf einen Anteil von 75 Pro­zent zu kom­men. Auch, wenn die Stre­cken­elek­tri­fi­zie­rung mit­tels Ober­lei­tun­gen danach wei­ter geführt wer­den soll, wird immer Stre­cken geben, auf denen ande­re Mög­lich­kei­ten eines dekar­bo­ni­sier­ten Bahn­be­triebs gesucht wer­den müs­sen. Der Bat­te­rie­zug ist eine Mög­lich­keit dafür.

Infos von Als­tom:

Seit 2016 ent­wi­ckelt Als­tom zusam­men mit der TU Ber­lin, mit Unter­stüt­zung der Natio­na­len Orga­ni­sa­ti­on Was­ser­stoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gie (NOW) sowie einer För­de­rung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Digi­ta­les und Ver­kehr, den bat­te­rie-elek­tri­schen Zug. Er ist ein mög­li­cher nach­hal­ti­ger Nach­fol­ger für Die­sel­zü­ge in Deutsch­land: ins­ge­samt 450 Lini­en im deut­schen Schie­nen­netz wer­den bis­lang aus­schließ­lich mit Die­sel­zü­gen befah­ren.