Es braucht Anpassung beim Infektionsschutzgesetz

06.09.2022

(Per­sön­li­che Mus­ter­ant­wort)

Das Virus ist nach wie vor prä­sent. Wenn­gleich das Risi­ko einer schwe­ren Erkran­kung für die Infi­zier­ten nicht mehr so hoch ist, wie es bei frü­he­ren Vari­an­ten war, geht durch die hohe Anste­ckungs­ge­fahr und die damit ver­bun­de­ne hohe Anzahl von Infizierten/Erkrankten durch­aus noch immer ein nicht zu ver­nach­läs­si­gen­des Risi­ko für Gesund­heit und Leben aus. Es gilt wei­ter: Das Grund­recht auf kör­per­li­che Unver­sehrt­heit ver­langt vom Staat, sei­ne Bür­ge­rin­nen und Bür­ger – in Abwä­gung mit ande­ren Grund­rech­ten – vor den Risi­ken durch das Virus zu schüt­zen und zudem das Gesund­heits­we­sen funk­ti­ons­tüch­tig zu hal­ten. Hät­ten wir, wie eini­ge ande­re euro­päi­sche Län­der, eine höhe­re Impf­quo­te, so könn­ten wir hier bei uns ver­mut­lich eini­ge Din­ge gelas­se­ner sehen. Doch lei­der gibt es selbst unter den über 60-Jäh­ri­gen Mil­lio­nen von Men­schen, die über kei­nen (aus­rei­chen­den) Impf­schutz ver­fü­gen. Die Kreisärz­te­schaft in Ess­lin­gen hat erst jüngst wie­der­holt: „Imp­fen ist nach wie vor das A & O der Coro­nabe­kämp­fung.“ Dies sei über­wie­gen­der Kon­sens in der Ärz­te­schaft. (StZ v. 01.09.2022)

Aus die­sen Grün­den hal­te ich Ände­run­gen im Infek­ti­ons­schutz­ge­setz für grund­sätz­lich rich­tig, um für den Herbst und Win­ter und dem dann zu erwar­ten­den Infek­ti­ons­ge­sche­hen gewapp­net zu sein.

Auch ich sehe kri­ti­sche Punk­te, so die Ver­un­si­che­rung der Ver­an­stal­tungs­wirt­schaft und kon­kre­te Umset­zungs­fra­gen wie im Bereich der Gas­tro­no­mie.

Eine Mas­ken­pflicht in den Schu­len für älte­re Kin­der und Jugend­li­che hal­te ich, wenn es die kon­kre­te Situa­ti­on erfor­dert, für ver­tret­bar. Denn dafür hal­ten wir die Schu­len geöff­net. Bei mei­nen zahl­rei­chen Besu­chen in Schu­len bekam ich von Schüler*innen- wie von Lehrer*innen-Seite stets gesagt, man akzep­tie­re die Mas­ken­pflicht, die deut­lich bes­ser sei, als wie­der in den Fern­un­ter­richt gehen zu müs­sen. So sehe ich das auch und bin sehr froh, dass eine gro­ße Einig­keit dar­in gibt, dass es kei­ne flä­chen­haf­ten Schul­schlie­ßun­gen geben darf. 1)

Abschlie­ßend wei­ße ich dar­auf hin, dass die Coro­na­po­li­tik (bei allen Feh­lern, die gemacht wur­den) auf eine gro­ße Zustim­mung in der Bevöl­ke­rung gesto­ßen ist und stößt. Dies wird durch zahl­rei­che Befra­gun­gen (53% bezeich­nen die Maß­nah­men als „ange­mes­sen“, 22% gehen die­se nicht weit genug. Quel­le: ARD-Deutsch­land­trend v. 04.08.2022) und letzt­lich auch Ergeb­nis­se von Bun­des­tags- und Land­tags­wah­len ein­drucks­voll bestä­tigt. Bemer­kens­wert fin­de ich auch, dass sich Betriebs­rat und Geschäfts­füh­rung des Unter­neh­mens, das den Fahr­dienst für die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten in Ber­lin orga­ni­siert, im August 2022 gemein­sam auf eine Mas­ken­pflicht in den Fahr­zeu­gen ver­stän­digt haben. Zuletzt bot in den Fahr­zeu­gen  ledig­lich eine Trenn­schei­be zwi­schen Vor­der­sit­zen und Rück­bank einen gewis­sen Schutz. Dies bedeu­tet, dass hier auf frei­wil­li­ger – aber für die Abge­ord­ne­ten ver­pflich­ten­der – Wei­se über gesetz­li­che Anfor­de­run­gen hin­aus­ge­gan­gen wird. Es gibt also offen­bar Schutz­be­dar­fe, die durch poli­ti­sche Vor­ga­ben nicht abge­deckt sind.

Eine letz­te Anmer­kung: Die Coro­nalage und die sich dar­aus erge­ben­den (inzwi­schen weit­ge­hend auf­ge­ho­be­nen) Beschrän­kun­gen belas­ten zwei­fel­los die Gesell­schaft und füh­ren zu einer Pola­ri­sie­rung. Wir in der Poli­tik waren und sind damit kon­fron­tiert, dass eini­gen alles zu weit geht und ande­re stär­ke­re Schutz­maß­nah­men for­dern. Die Coro­na­po­li­tik ist aber kei­nes­wegs, wie eini­ge Leu­te glau­ben, ein alles beherr­schen­des The­ma. In mei­nen Sprech­stun­den für Bür­ge­rin­nen und Bür­gern hat „Coro­na“ in den letz­ten 2,5 Jah­ren eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le gespielt. Beim Tag der offe­nen Türe des Deut­schen Bun­des­tags am 04.09.2022 stand ich dut­zen­den von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern über drei Stun­den Rede und Ant­wort. „Coro­na“ und das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz haben in kei­nem ein­zi­gen der Gesprä­che eine Rol­le gespielt. Dies ist für mich ein Beleg dafür, dass es uns eini­ger­ma­ßen gelun­gen ist, ver­schie­de­ne Erwar­tun­gen so aus­zu­ta­rie­ren, dass die aller­meis­ten Men­schen mit den Ergeb­nis­sen gut leben kön­nen.

1) Ich ste­he zur Mas­ken­pflicht in öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln. Den bes­ten Schutz bie­ten die Mas­ken eben nun ein­mal dann, wenn alle sie tra­gen. Im Bus und vor allem im Fern­ver­kehr, in dem die Rei­sen­den­zah­len zuletzt deut­lich gestie­gen sind und für oft sehr vol­le Züge sor­gen, sit­zen Rei­sen­de oft stun­den­lang dicht auf­ein­an­der. Da macht die Mas­ke Sinn. Dass sie nun im Flug­ver­kehr abge­schafft wer­den soll hal­te ich für falsch. Begrün­det wird der Weg­fall mit einer Anglei­chung an euro­päi­sche Regeln. Die meis­ten Flug­zeu­ge sind, anders als die Züge, grenz­über­schrei­tend unter­wegs.