4. Nationaler Radverkehrskongress und Fachgespräch im Abgeordnetenhaus decken Mängel der deutschen Radpolitik auf
Die Woche vom 18. bis 22. Mai stand im Zeichen des Radverkehrs: Höhepunkte waren der 4. Nationale Radverkehrskongress in Potsdam am 18. Mai und ein radpolitisches Fachgespräch im Berliner Abgeordnetenhaus. Während andere Länder beim Radverkehr in Windeseile voranschreiten, bewegt sich Deutschland momentan leider nur im Schneckentempo fort.
Beim nationalen Radverkehrskongress diskutierten ExpertInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die aktuelle Entwicklung des Radverkehrs. Einig waren sich die vortragenden ExpertInnen, dass das Fahrrad sowie die geschickte Kombination verschiedener Verkehrsträger in zukünftigen Verkehrskonzepten eine größere Rolle spielen muss. Ein Blick über den großen Teich in Richtung USA zeigt laut Professor Dr. Steffen Rudder von der Uni Weimar, dass sich das Ende der Autokultur langsam aber sicher nähert. Dies sei allerdings bei führenden PolitikerInnen in Deutschland noch nicht angekommen. Viele von ihnen würden immer noch im Denkmuster der autogerechten Stadt der 1960er Jahre verharren, die Bürgerinnen und Bürger wären da in der Mehrheit bereits weiter. Der geringe politische Wille zieht oft mickrige Fördermittel für den Radverkehr nach, wie zum Beispiel ein Blick in den Bundeshaushalt zeigt: Von den ca. 11 Mrd. Euro des Verkehrsetats fließen noch nicht einmal 100 Millionen Euro in den Radverkehr.
Bei den Vorträgen von ExpertInnen aus dem Ausland wurde deutlich, welche großen Schritte viele europäsche und außereuropäische Städte bei der Radverkehrsförderung gemacht haben: London, Wien oder New York zeigen, was durch politischen Willen und eine pragmatische Herangehensweise in kurzer Zeit erreicht werden kann.
Die deutsche Hauptstadt Berlin hinkt hier momentan leider meilenweit hinterher, wie ein radpolitisches Fachgespräch der grünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus am 20. Mai verdeutlichte. Ein Beispiel: Zuerst führte die Stadt eine umfassende und auf reges Interesse stoßende Bürgerbeteiligung durch, um die schlimmsten radverkehrlichen Brennpunkte der Stadt zu lokalisieren. Ein Jahr später hat sie immer noch nicht einen der Brennpunkte beseitigt. Dann darf man sich nicht wundern, wenn man die Stadt beim ADFC-Fahrradklima-Test auf einem der letzten Plätze landet. Leider gibt es wenig Anzeichen, dass sich unter dieser Landesregierung zeitnah Entscheidendes ändern wird. Das ist umso trauriger, da Berlin mit seiner flachen Topographie, relativ dünnen Besiedelung und dem geringem PKW-Besitz eigentlich die idealen Voraussetzungen hat, sich zu einer Fahrradmetropole zu entwickeln.